Kleine Anleitung zum Kranksein
Wenn du Mama bist, ist das mit dem Kranksein ja nicht ganz einfach. Immer ist da etwas, das dich daran hindert, die Käfer in aller Ruhe loszuwerden. Damit dies nicht geschieht, hier eine kleine Anleitung:
1. Damit du krank sein kannst, musst du zuerst einmal für das richtige Personal sorgen. Als Erstes brauchst du einen Partner, der sich nicht zu schade ist, im Haushalt anzupacken. Ein Mann, der nicht alle fünf Minuten am Krankenbett steht und wissen will: „Schatz, wo ist der Dosenöffner?“, „Liebes, weißt du, ob unser Sohn heute Schwimmen hat?“ oder „Hast du die Schienbeinschoner gesehen, die wir unserer Tochter vor zwei Jahren zum Geburtstag geschenkt haben?“. In Ergänzung schadet es nichts, wenn du über Eltern verfügst, die keine Angst vor Viren und Bakterien haben. Letzteres ist entscheidend, denn sie werden deine Kinder nur hüten, wenn es ihnen nichts ausmacht, ein paar Tage später den Seniorenausflug absagen zu müssen, weil sie die Seuche auch aufgelesen haben. Zur Not tun es natürlich auch gute Freundinnen, Nachbarinnen und wenn’s gar nicht anders geht auch die Schwiegermutter.
2. Jetzt, wo du das Personal beisammen hast, stellt sich die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt. Da sind einmal die wichtigen Termine im Familienkalender zu berücksichtigen. Weihnachten, Ostern und Kindergeburtstag fallen schon mal weg, Familienurlaub ist natürlich auch nicht ideal, lässt sich aber einrichten, wenn das Programm für die Kinder spannend genug ist, so dass sie auch ohne Mama glücklich sind. Absolut verboten sind Tage, an denen dein Kind einen wichtigen Auftritt hat - Schülerkonzerte, Krippenspiel und Fussballturnier - und auch bei Elterngesprächen wird es nicht gerne gesehen, wenn Mama krankheitshalber absagt. Aber keine Sorge, irgendein Termin wird sich schon finden lassen. Zumindest, wenn das Personal mitmacht. Du kannst natürlich nicht erwarten, dass deine Eltern ihre Safari abbrechen, bloss weil du dir zum falschen Zeitpunkt eine Grippe zugelegt hast. Und auch dein Partner wird nicht beliebig lange zu Hause bleiben können, um dich aufzupäppeln und die Kinder in Schach zu halten. Aber keine Bange, am 3. Mai und dann vielleicht noch am 17. September wird es schon hinhauen.
3. Jetzt bist du deinen Krankheitstagen schon etwas näher, aber du bist noch nicht ganz dort. Was es noch braucht, ist ein Krippenplatz, für den Fall, dass es weder mit dem Personal noch mit dem Zeitpunkt klappt. Wie beruhigend, wenn du dein Kind morgens in der Kita abgeben kannst, um dich voll und ganz deinen Käfern zu widmen. Das bedeutet natürlich, dass du an den Tagen krank sein musst, wenn dein Kind ohnehin in der Krippe ist, denn einfach so den Tag wechseln geht nicht. Nun ja, einen verständnisvollen Vorgesetzten brauchst du natürlich auch. Einer, der von dir verlangt, an deinen „freien Tagen“ - sprich: dann wenn du dich um Kinder und Haushalt kümmern solltest – krank machen musst, kannst du nicht gebrauchen.
4. Wenn alle diese Voraussetzungen stimmen, bist du fast schon dort. Du musst jetzt nur noch dafür sorgen, dass du die Käfer exklusiv für dich haben kannst. Teilst du sie nämlich mit deinen Kindern, bist doch wieder du diejenige, die das Erbrochene aufwischt und Tee kocht, teilst du sie mit deinem Partner, dann Gnade dir Gott.
Du siehst also, mit gutem Willen und schlauer Planung lässt sich das mit dem Kranksein hinkriegen. Und wenn es doch nicht klappt? Nun ja, dann musst du eben auf die Chemiekeule zurückgreifen. Dein Pech, wenn du dir diese Grippe ausgerechnet dann aufliest, wenn du schwanger oder am Stillen bist...