Wuss­ten Sie das? - 30 My­then über Ze­cken

Zeckenverbot
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Kaum ein an­de­res Tier sorgt für so vie­le Irr­tü­mer und My­then: Über Ze­cken wird vie­les be­haup­tet, doch was stimmt über­haupt? Über­lebt die Ze­cke im Was­ser? Fal­len Ze­cken von den Bäu­men? Wer­den nur be­stimm­te Men­schen von Ze­cken ge­sto­chen? Sind Ze­cken nur im Som­mer ak­tiv? Wir klä­ren Sie auf!

Zecke auf Gras
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Der Be­fall von Ze­cken


Irr­tum: Ze­cken beis­sen.
Rich­tig:
Ze­cken, ähn­lich wie In­sek­ten, ste­chen. Mit ih­rem sche­ren­ar­ti­gen Mund­werk­zeug ver­let­zen die Blut­sauger die Haut ih­rer Wir­te und sau­gen mit ei­nem Stech­rüs­sel das Blut. Da beim Stich zu­sam­men mit dem Spei­chel ein Be­täu­bungs­mit­tel ab­ge­ge­ben wird, bleibt der Stich vor­erst un­be­merkt. So kön­nen Ze­cken in Ruhe ih­ren Durst stil­len. Da­mit sie nicht vom Wirt ab­fal­len, ist ihr Stech­ap­pa­rat mit Wi­der­ha­ken aus­ge­stat­tet, die sich fest in der Haut ver­an­kern.

Irr­tum: Ze­cken sind nur im Som­mer ak­tiv.
Rich­tig:
Ze­cken sind nicht nur im Früh­ling und im Som­mer ak­tiv. Ob­wohl der Name Früh­som­mer-Me­nin­go­en­ze­pha­li­tis (FSME), eine von ih­nen über­tra­ge­ne Krank­heit, dies zu ver­mit­teln scheint. Denn die Spin­nen­tie­re ver­fal­len erst bei rich­tig kal­tem Wet­ter in eine Käl­te­star­re. So­bald es aber an meh­re­ren auf­ein­an­der­fol­gen­den Ta­gen 7 Grad Cel­si­us warm oder wär­mer wird, sind die Ze­cken be­reits ak­tiv. Die Ze­cken­sai­son dau­ert des­halb in der Re­gel von Fe­bru­ar bis Ok­to­ber. Der Be­ginn und das Ende der Sai­son kön­nen sich ger­ne auch ver­schie­ben. So­lan­ge die Pa­ra­si­ten ak­tiv sind, ist eine An­ste­ckung mit den ver­schie­de­nen Krank­heits­er­re­gern, zu de­nen auch das FSME-Vi­rus ge­hört, durch ei­nen Stich im­mer mög­lich.

Irr­tum: Ze­cken fal­len von den Bäu­men.
Rich­tig:
Vie­le Men­schen stel­len sich vor, dass sich Ze­cken von den Bäu­men auf ihre Op­fer fal­len las­sen. In der Rea­li­tät kommt das nicht vor. Die Tie­re klet­tern ma­xi­mal 1,5 Me­ter hoch. Das be­deu­tet, dass das Grün der meis­ten Bäu­me für sie in un­er­reich­ba­ren Hö­hen liegt. Die Le­bens­um­ge­bung der Blut­sauger sind eher das Un­ter­holz, hohe Grä­ser und Bü­sche. Dort war­ten sie dar­auf, dass Tie­re oder Men­schen sich nä­hern, um sich von die­sen ab­strei­fen zu las­sen. Ze­cken er­ken­nen po­ten­zi­el­le Wir­te am Ge­ruch, an der Kör­per­wär­me so­wie am aus­ge­at­me­ten Koh­len­di­oxid.

Irr­tum: Ze­cken kön­nen ihre Op­fer nicht rie­chen.
Rich­tig: Ze­cken kön­nen ihre Op­fer wit­tern, ob­wohl sie kei­ne rich­ti­gen Na­sen ha­ben. Aber sie ha­ben ein Or­gan am Vor­der­bein, mit dem sie be­stimm­te Stof­fe wahr­neh­men kön­nen. Bio­lo­gen nen­nen die "Ze­cken­na­se" das „Hal­ler­sche Or­gan“. Es nimmt zum Bei­spiel im Schweiss ent­hal­te­ne Stof­fe wie But­ter­säu­re oder Am­mo­ni­ak wahr, aber auch Koh­len­di­oxid, das beim Aus­at­men ent­steht. So wer­den die Op­fer von den Ze­cken er­kannt.

Irr­tum: Ze­cken kön­nen nie­mals über Mee­re und Kon­ti­nen­te wan­dern.
Rich­tig: Ze­cken sind ab­so­lut kei­ne Ma­ra­thon­läu­fer. Kur­ze Di­stan­zen schaf­fen sie mit er­staun­li­cher Ge­schwin­dig­keit, aber schon nach we­ni­gen Me­tern sind sie müde. Trotz­dem ver­brei­ten sich Ze­cken über Län­der, ja so­gar über Kon­ti­nen­te. Mit Holz­trans­por­ten rei­sen sie als blin­de Pas­sa­gie­re mit. Län­ge­re Stre­cken über­win­den sie mit ih­ren Wir­ten, also zum Bei­spiel mit Vö­geln oder Wild­tie­ren.

Irr­tum: Ze­cken sau­gen kaum Blut.
Rich­tig: Er­wach­se­ne Weib­chen kön­nen bei ei­ner ein­zi­gen Blut­mahl­zeit ihr Ge­wicht um das 100- bis 200-fa­che er­hö­hen. Ein Mensch müss­te dazu im Ver­gleich so lan­ge Spa­ghet­ti es­sen, bis er so schwer wird wie ein Last­wa­gen.

Irr­tum: Ze­cken­sti­che nimmt man so­fort wahr.
Rich­tig: Ze­cken sind klug, sie ha­ben eine Art Be­täu­bungs­mit­tel und ei­nen Kleb­stoff als Aus­rüs­tung von der Na­tur mit­ge­ge­ben. So be­merkt der Wirt den Stich nicht. Wenn die Ze­cke zu­sticht, gibt sie erst mit dem Spei­chel ein Be­täu­bungs­mit­tel ab. Des­we­gen be­merkt das Op­fer ei­nen Ze­cken­stich nicht so­fort. Dies, ob­wohl der Sta­chel ei­ner Ze­cke viel di­cker und grö­ber ist, als der fei­ne Sta­chel ei­ner Stech­mü­cke.
Um zu ver­hin­dern, dass der Wirt die Ze­cke ein­fach weg­kratzt, hat die Ze­cke noch ei­nen an­de­ren Trick auf La­ger: Nach dem Stich bil­det sie eine Art Kleb­stoff, durch den sie sich mit dem Wirt fest ver­klebt.

Irr­tum: Ze­cken­männ­chen und -weib­chen sind bei­de eine Ge­fahr für ihre Wir­te.
Rich­tig: Ze­cken­männ­chen sind viel klei­ner als die Weib­chen und sau­gen nur we­nig Blut. Die Auf­ga­be des Männ­chens ist es, das Weib­chen zu be­gat­ten. Zur Paa­rung klet­tert es un­ter den Bauch des Weib­chens, wäh­rend die­ses be­reits auf ei­nem Wirt sitzt und Blut saugt. Nach der Paa­rung stirbt das Männ­chen. Das Weib­chen saugt in al­ler Ruhe wei­ter, um Kraft und En­er­gie für die be­vor­ste­hen­de Ei­ab­la­ge zu sam­meln. 

Zeckengebiet
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Ri­si­ko­ge­bie­te und Ri­si­ko­jah­res­zei­ten


Irr­tum: Ze­cken gibt es nur in länd­li­chen Ge­bie­ten oder in frei­er Wild­bahn.
Rich­tig:
Längst ha­ben Ze­cken schon die Städ­te er­obert, sie kom­men mit Mäu­sen, Igeln, Vö­geln und Füch­sen in die Stadt. Auch in un­se­ren Gär­ten sind Ze­cken längst an­zu­tref­fen. Zur Be­kämp­fung von Ze­cken im Gar­ten gibt es so­ge­nann­te Ze­cken­rol­len zu kau­fen. Die­se ent­hal­ten je­doch Pe­re­me­th­rin, wel­ches mit Vor­sicht an­ge­wen­det wer­den soll.

Tipps ge­gen Ze­cken im Gar­ten: Ze­cken lie­ben feuch­te Wie­sen, nas­ses Laub oder Schat­ten. Wo im­mer es mög­lich ist, las­sen Sie Flä­chen durch die Son­ne be­schei­nen, hal­ten den Ra­sen so kurz wie mög­lich und ver­mei­den Laub­hau­fen. Ver­su­chen Sie den Gar­ten so warm und tro­cken wie mög­lich zu ge­stal­ten. Eine sinn­vol­le öko­lo­gi­sche, igel­freund­li­che (Laub­hau­fen) und eine ze­cken­freie Gar­ten­ge­stal­tung ste­hen lei­der im Wi­der­spruch zu­ein­an­der.

Irr­tum: Ze­cken liest man vor al­lem im Wald auf.
Rich­tig: In Wirk­lich­keit liegt die Ge­fahr vor al­lem im ei­ge­nen Gar­ten, bei der Gar­ten­ar­beit, aber auch beim Jog­gen, Fi­schen, Wan­dern, im Schwimm­bad und auf dem Spiel­platz. Die gän­gi­ge Vor­stel­lung, dass nur bei Wan­de­run­gen oder Wald­spa­zier­gän­gen das Ri­si­ko ei­nes Ze­cken­stichs be­steht, ent­spricht ab­so­lut nicht der Rea­li­tät. Beim Spie­len im ei­ge­nen Gar­ten, beim Be­such ei­nes Wald­kin­der­gar­tens, beim Woh­nen in Stadt­nä­he oder auf dem Land, beim Cam­pen, Pilz- und Bee­ren­sam­meln, beim Fuss­ball­spie­len oder auf dem Ra­sen - über­all lau­ern Ze­cken. So sind be­reits Ba­bys und Kin­der von der Lyme-Bor­re­lio­se be­trof­fen. Be­son­ders Klein­kin­der be­we­gen sich auf idea­ler Ze­cken­hö­he: Sie krab­beln über den Ra­sen oder tol­len auf dem Spiel­platz. Ze­cken war­ten un­ter nas­sem Laub, lau­ern auf Gras­halm­spit­zen, in Bü­schen und im Un­ter­holz. Sie las­sen sich bin­nen ei­ner Zehn­tel­se­kun­de ab­strei­fen. Ein eben­falls ver­kann­tes Ri­si­ko sind Haus­tie­re wie Kat­ze, Hund oder Pferd. Beim Strei­cheln oder Lieb­ko­sen wech­seln die Ze­cken un­be­merkt auf die Haut des Zwei­bei­ners, um sich dann dort eine dünn­häu­ti­ge Stel­le wie bei­spiels­wei­se die Ach­sel­höh­le oder Knie­keh­le zu su­chen. Hat das Spin­nen­tier ein­mal zu­ge­sto­chen, sitzt es durch Wi­der­ha­ken rich­tig fest in der Haut und über­steht so­wohl Krat­zen als auch Du­schen.

Irr­tum: Ze­cken gibt es nur in Tro­cken­ge­bie­ten.
Rich­tig: Ze­cken be­vor­zu­gen eine hohe Luft­feuch­tig­keit. Sie lie­ben Tem­pe­ra­tu­ren ab 14 Grad bis 23 Grad Cel­si­us und eine Luft­feuch­tig­keit bis 90 Pro­zent.

Muecken- /  Zeckenspray einsprayen
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Schutz vor Ze­cken­be­fall


Irr­tum: Es ge­nügt, wenn man sich mit ei­nem Ze­cken­schutz­mit­tel (Re­pel­lent) für Haut und Klei­der vor Ze­cken­sti­chen schützt.
Rich­tig: Ein Ze­cken­schutz­mit­tel (Re­pel­lent) al­lein reicht nicht aus, um sich voll­stän­dig zu schüt­zen. Man kann sich vor Ze­cken­sti­chen schüt­zen, in­dem Orte mit po­ten­zi­el­lem Ze­cken­kon­takt ge­mie­den wer­den (Wald- und Weg­rän­der, Ge­strüpp, Un­ter­holz, Grä­ser und Far­ne bis 1,5 m Wuchs­hö­he und Hö­hen­la­gen bis ca 2’500 m über Meer), acht­sam ist und ein Ze­cken­schutz­mit­tel (Re­pel­lent) für Haut und Klei­der be­nutzt so­wie ge­schlos­se­ne, be­de­cken­de und hel­le Klei­der trägt.

Irr­tum: Mit der rich­ti­gen Klei­dung kann man sich schüt­zen.
Rich­tig: Im Prin­zip hal­ten Gum­mi­stie­fel und lan­ge Ho­sen Ze­cken ab oder zu­min­dest auf. Si­che­ren Schutz kann Klei­dung al­lein je­doch nicht ge­wäh­ren. Ze­cken kön­nen auf der Su­che nach ei­ner ge­eig­ne­ten Stich­stel­le eine gan­ze Wei­le her­um­krab­beln. Hel­le Klei­dung hilft. Denn Ze­cken sind auf hel­len Klei­dern bes­ser er­kenn­bar und kön­nen so noch vor ei­nem mög­li­chen Stich ent­fernt wer­den.

Irr­tum: Ze­cken ste­chen nur be­stimm­te Men­schen.
Rich­tig: Si­cher­lich kennt je­der je­man­den, der eher sel­ten bis nie von Mü­cken ge­sto­chen wird. Mü­cken neh­men ihre Op­fer durch den Ge­ruch wahr. Schwan­ge­re und kor­pu­len­te Men­schen mit hö­he­rer Kör­per­tem­pe­ra­tur wer­den häu­fi­ger ge­plagt. Je grös­ser und je mehr Koh­len­stoff­di­oxid je­mand aus­at­met, des­to wahr­schein­li­cher wird er zum An­zie­hungs­punkt für Mü­cken. Aus­ser­dem gebe es wis­sen­schaft­li­che Hin­wei­se, dass Frau­en in be­stimm­ten Pha­sen ih­res Mens­trua­ti­ons­zy­klus und Ma­la­riakran­ke öf­ter sge­sto­chen wer­den. Bei Ze­cken ist das et­was an­ders. Zwar kön­nen Ze­cken ihre Op­fer durch das Hal­ler­sche Or­gan an ih­ren Vo­der­bei­nen wahr­neh­men. Und auch sie re­agie­ren auf Koh­len­di­oxid, Kör­per­wär­me und But­ter­säu­re. Wäh­rend Mü­cken sich ihre Op­fer aber su­chen, kann man von ei­ner Ze­cke nur ge­sto­chen wer­den, wenn man sie ab­streift, zum Bei­spiel, wenn man durch ho­hes Gras geht.

Zeckenzange
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Ze­cken ent­fer­nen


Irr­tum: Eine Ze­cke muss beim Ent­fer­nen her­aus­ge­dreht wer­den.
Rich­tig:
Ent­deckt man eine sau­gen­de Ze­cke an sich, soll die­se mög­lichst schnell ent­fernt wer­den. Ze­cken ha­ben sich nicht in die Haut ge­dreht und be­sit­zen kein Ge­win­de. So­mit ist eine Dreh­be­we­gung ganz über­flüs­sig. Statt­des­sen soll das Tier mit ei­nem Hilfs­werk­zeug wie ei­ner Zan­ge, Pin­zet­te oder Ze­cken­kar­te vor­sich­tig haut­nah ge­packt wer­den und dan­nach lang­sam und kon­trol­liert her­aus­ge­zo­gen wer­den. We­gen der Wi­der­ha­ken am Stech­rüs­sel kann es hilf­reich sein, das Tier durch Hin-und-her-Wa­ckeln her­aus­zu­lö­sen.

Irr­tum: Ze­cken ent­fer­ne ich mit Kleb­stoff und Öl.
Rich­tig: Kleb­stoff oder Öl soll­ten Sie nicht ver­wen­den. Die Ze­cke er­stickt da­durch und kann im To­des­kampf Vi­ren (FSME) und Bak­te­ri­en (Bor­re­lio­se) in das Blut ab­ge­ben. Die si­chers­te Me­tho­de: Pa­cken Sie die Ze­cke mög­lichst dicht an der Haut mit ei­ner spit­zen Pin­zet­te und zie­hen Sie sie vor­sich­tig her­aus. Ver­mei­den Sie es vor al­lem, den Hin­ter­leib der Ze­cke zu quet­schen!

Zecke auf Eis
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Ze­cken über­le­ben ganz ein­fach


Irr­tum: Ze­cken über­le­ben ohne Blut kaum eine Wo­che.
Rich­tig: Mit ei­ner ein­zi­gen Blut­mahl­zeit kann eine Ze­cke sehr sehr lan­ge über­le­ben. Un­ter La­bor-Test­be­din­gun­gen konn­te auf­ge­zeigt wer­den, dass Ze­cken, die vor­her Blut ge­saugt hat­ten, ohne wei­te­res bis zu zehn Jah­re lang ohne wei­te­re Nah­rung aus­kom­men und über­le­ben. In frei­er Na­tur lebt die Ze­cke oder der hie­si­ge ge­mei­ne Holz­bock durch­schnitt­lich drei bis fünf Jah­re.

Irr­tum: Ze­cken über­le­ben nicht un­ter Was­ser.
Rich­tig:
Ze­cken kön­nen gut 3 Wo­chen un­ter Was­ser über­le­ben! Spü­len Sie eine Ze­cke da­her nicht die Toi­let­te hin­un­ter. Die Ze­cke wird dies sehr wahr­schein­lich über­le­ben. Viel­leicht kriecht sie durchs Ab­fluss­rohr nach oben und sucht sich er­neut ein Op­fer.

Irr­tum: Ze­cken über­le­ben den Win­ter nicht.
Rich­tig: Im Win­ter muss es schon un­ge­fähr mi­nus 20 Grad Cel­si­us kalt wer­den, da­mit die­se Plag­geis­ter ster­ben. Denn im bo­den­na­hen Laub, wo sich Ze­cken bei Schnee und Eis be­vor­zugt auf­hal­ten, blei­ben die Tem­pe­ra­tu­ren auch bei Dau­er­frost noch re­la­tiv mo­de­rat. Im Ge­frier­fach bei -12 °C kann eine Ze­cke 24 Stun­den lang über­le­ben. So zäh sind die­se klei­nen Blut­sauger. Schau­en Sie das nächs­te Mal gut hin, wenn Sie et­was aus dem Ge­frier­fach neh­men. Viel­leicht sitzt eine klei­ne Ze­cke auf Ih­ren ge­fro­re­nen Ham­bur­gern. 

Irr­tum: Ze­cken ha­ben kei­ne Fein­de.
Rich­tig:
Nein, auch Ze­cken geht es an den Kra­gen. Zu den na­tür­li­chen Fein­den von Ze­cken zäh­len zahl­rei­che Vo­gel­ar­ten, Amei­sen, Igel und Spitz­mäu­se. Zu­dem ste­hen Ze­cken auf der Spei­se­lis­te von Spin­nen­tie­ren, Fa­den­wür­mern und Wes­pen.

Frau hält sich die Hand an die Stirn

Über­tra­gung von Krank­hei­ten und Sym­pto­me


Irr­tum: Bei uns be­steht kei­ne In­fek­ti­ons­ge­fahr durch Ze­cken­sti­che. 
Rich­tig: Das ist falsch. Über­all in der Schweiz gibt es Ze­cken, die eine durch Bak­te­ri­en im Darm der Ze­cke ver­ur­sach­te Lyme-Bor­re­lio­se über­tra­gen kön­nen. Ze­cken, die das FSME-Vi­rus über­tra­gen, sind in gan­zen Schweiz (aus­ser in den Kan­to­nen Tes­sin und Genf) ak­tiv. Dazu be­ob­ach­tet man in den letz­ten Jah­ren eine Aus­wei­tung der FSME-Ri­si­ko­ge­bie­te in Rich­tung Nor­den.

Irr­tum: Zu Be­ginn ei­ner Lyme-Bor­re­lio­se tritt im­mer ein ro­ter Fleck an der Stich­stel­le auf.
Rich­tig: Nein, eine Rö­tung kann, muss aber nicht bei ei­ner In­fek­ti­on mit Bor­re­lio­se auf­tre­ten.
In der me­di­zi­ni­schen Pra­xis wird eine sich ring­för­mig ver­grös­sern­de Rö­tung, wel­che nach ei­ner In­fek­ti­on durch ei­nen Ze­cken­stich auf­tre­ten kann (aber nicht muss), als ein wich­ti­ges An­zei­chen für eine In­fek­ti­on mit Bor­re­li­en ge­wer­tet. Sie tritt al­ler­dings nur etwa bei ei­nem Vier­tel der Pa­ti­en­ten auf. Fie­ber und Glie­der­schmer­zen ein bis zwei Wo­chen nach ei­nem Ze­cken­stich ohne an­de­re Sym­pto­me kön­nen ein Zei­chen für eine Bor­re­lio­se sein und müs­sen mit­tels ei­ner Blut­un­ter­su­chung be­legt wer­den. Ist eine In­fek­ti­on vor­han­den, wird mit An­ti­bio­ti­ka the­ra­piert, weil sonst eine müh­sa­me Lang­zeit­er­kran­kung mit neu­ro­lo­gi­schen Stö­run­gen auf­tre­ten kann. Man kann lei­der im­mer wie­der an Bor­re­lio­se er­kran­ken.

Irr­tum: Recht­zei­ti­ges Ent­fer­nen der Ze­cke reicht aus, um nicht an ei­ner In­fek­ti­on zu er­kran­ken.
Rich­tig:
Das stimmt nur be­dingt. Ist die Ze­cke mit dem FSME-Vi­rus ver­seucht, wird das Vi­rus so­fort nach dem Stich über­tra­gen. Bei Lyme-Bor­re­lio­se nimmt man an, dass die Über­tra­gung der Bak­te­ri­en erst nach län­ge­rem Sau­gen der Ze­cke er­folgt.

Die FSME (Früh­som­mer-Me­nin­go­en­ze­pha­li­tis) kann – im Ge­gen­satz zur Bor­re­lio­se – nicht mit An­ti­bio­ti­ka be­han­delt wer­den, al­lein die vor­beu­gen­de Imp­fung bie­tet ei­nen wirk­sa­men und si­che­ren Schutz. Da­her emp­fiehlt die stän­di­ge Impf­kom­mis­si­on (STI­KO) al­len, die in ei­nem Ri­si­ko­ge­biet le­ben oder dort­hin rei­sen, die vor­beu­gen­de und sehr gut ver­träg­li­che Imp­fung ge­gen FSME. Dies seit 2019 neu in der gan­zen Schweiz, aus­ser in den Kan­to­nen Genf und Tes­sin.

Irr­tum: Die Sym­pto­me ei­ner Bor­re­lio­se- und ei­ner FSME-Er­kra­nung un­ter­schei­den sich merk­lich.
Rich­tig: Das Krank­heits­bild der Er­kran­kun­gen kön­nen sehr viel­fäl­tig sein. Das macht eine Dia­gno­se und Ab­gren­zung zu an­de­ren Er­kran­kun­gen schwie­rig.
Häu­fi­ge Sym­pto­me ei­ner Bor­re­lio­se sind: grip­pe­ähn­li­che Be­schwer­den, die so­ge­nann­te wan­dern­de Röte, Kon­zen­tra­ti­ons­schwie­rig­kei­ten, Schwel­lun­gen der Lymph­kno­ten, chro­ni­sche Schmer­zen wie Kopf- und Ge­lenk­schmer­zen, Mü­dig­keit und Er­schöp­fung, Seh­stö­run­gen, Ge­hör­pro­ble­me, Herz­be­schwer­den, Haut­pro­ble­me, Läh­mungs­er­schei­nun­gen und psy­chi­sche Pro­ble­me. Je nach Aus­brei­tung der In­fek­ti­on und Schwe­re der Sym­pto­me wird die Er­kran­kung in ver­schie­de­ne Sta­di­en un­ter­teilt.
Sym­pto­me und Ver­lauf ei­ner FSME-Er­kran­kung: Meist ver­läuft die In­fek­ti­on un­er­kannt und be­schwer­de­frei. Kommt es al­ler­dings zur Er­kran­kung, ver­läuft sie ty­pi­scher­wei­se in zwei Pha­sen: zu­erst mit grip­pe­ähn­li­chen Sym­pto­men (Glie­der­schmer­zen, Bauch­schmer­zen, Er­käl­tung) und da­nach in ei­ner zwei­ten Pha­se mit neu­ro­lo­gi­schen Be­schwer­den. Die neu­ro­lo­gi­schen Sym­pto­me wi­der­spie­geln die na­mens­ge­ben­de Ent­zün­dung der Hirn­häu­te und des Ge­hirns (Me­nin­gi­tis und En­ze­pha­li­tis – zu­sam­men gar: Me­nin­go­en­ze­pha­li­tis). Ty­pisch bei ei­ner FSME-Er­kran­kung sind: Kopf­schmer­zen, Kon­zen­tra­ti­ons- und Geh­stö­run­gen, Na­cken­stei­fig­keit, Licht­scheue, Schwin­del, Er­bre­chen. Die­se Be­schwer­den kön­nen Wo­chen bis Mo­na­te an­dau­ern. Eine von 100 er­krank­ten Per­so­nen mit schwe­ren neu­ro­lo­gi­schen Be­schwer­den stirbt an der Krank­heit.
Bei­de Er­kran­kun­gen wer­den nicht von Mensch zu Mensch über­tra­gen, d.h. eine Iso­lie­rung der Pa­ti­en­ten ist nicht not­wen­dig.

Irr­tum: Ze­cken über­tra­gen nur Bor­re­lio­se und FSME.
Rich­tig: Lei­der über­tra­gen Ze­cken nicht nur Bor­re­lio­se und/oder FSME. Sel­te­ner sind Krank­hei­ten wie die Ana­plas­mo­se, Ri­ckett­sio­se, Ba­be­sio­se, Neo­ehr­li­chio­se oder die Tu­larä­mie. Es ist je nach Re­gi­on höchst un­ter­schied­lich, wel­che Krank­hei­ten Ze­cken über­tra­gen und Un­ter­su­chun­gen zei­gen in­zwi­schen, dass Ze­cken auf­ge­rüs­tet ha­ben. Zu den von ih­nen über­tra­ge­nen Er­re­gern ge­hö­ren ver­schie­de­ne Bak­te­ri­en wie Ana­plas­ma pha­go­cy­to­p­hilum, Ri­ckett­sia hel­ve­ti­ca, R. mo­na­cen­sis, Can­di­da­tus Neo­ehr­li­chia miku­ren­sis, Fran­cisel­la tu­la­ren­sis oder Pa­ra­si­ten  wie Ba­be­sia di­ver­gens, Ba­be­sia mi­cro­ti, Ba­be­sia ve­na­torum. Die Sym­pto­me ei­ner In­fek­ti­on durch die­se Er­re­ger sind je­doch oft sehr un­spe­zi­fisch, so dass eine In­fek­ti­on häu­fig un­be­merkt bleibt.

Irr­tum: Es be­steht eine le­bens­lan­ge Im­mu­ni­tät nach ei­ner durch­ge­mach­ten Bor­re­lio­se.
Rich­tig: Es gibt kei­ne Im­mu­ni­tät nach ei­ner durch­ge­mach­ten Bor­re­lio­se. Man kann sich je­der­zeit neu in­fi­zie­ren und dar­an er­kran­ken.

Spritze mit Impfung und Zecke
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Imp­fung ge­gen Ze­cken


Irr­tum: Ge­gen Bor­re­lio­se gibt es eine Imp­fung.
Rich­tig: Nein, es gibt bis an­hin kei­ne Imp­fung ge­gen Bor­re­lio­se.

Irr­tum: Durch eine ein­ma­li­ge Imp­fung ist man ge­gen FSME ge­schützt.
Rich­tig:
Nein, eine voll­stän­di­ge Grund­im­mu­ni­sie­rung er­for­dert drei In­jek­tio­nen, ein zeit­lich be­grenz­ter Schutz be­nö­tigt zwei In­jek­tio­nen. Mit der drit­ten Imp­fung er­reicht man ei­nen Lang­zeit­schutz von 95 Pro­zent oder hö­her. Sie er­folgt je nach Impf­stoff 5 bis 12 Mo­na­te nach der zwei­ten Do­sis. Wird ein ra­sche­rer Schutz be­nö­tigt, kann der Arzt oder die Apo­the­ke­rin ein Schnell­impf­sche­ma wäh­len. Das BAG emp­fiehlt alle 10 Jah­re eine Auf­fri­schimp­fung.

Irr­tum: Eine Früh­som­mer-Me­nin­go­en­ze­pha­li­tis (FSME) kann nur im Früh­som­mer auf­tre­ten.
Rich­tig: Nein, Ze­cken be­nö­ti­gen Wär­me und Feuch­tig­keit, um ak­tiv zu wer­den und ihr Auf­tre­ten ist da­her ab­hän­gig vom Kli­ma. Die FSME tritt, wie der Name sagt, ge­häuft im Früh­som­mer auf. FSME kann aber wäh­rend des gan­zen Som­mers auf­tre­ten und ver­ein­zelt auch in den kal­ten Mo­na­ten.

Irr­tum: Kin­der müs­sen nicht ge­impft wer­den.
Rich­tig: Ganz im Ge­gen­teil, denn ge­ra­de die Kleins­ten sind beim Her­um­krab­beln im Gras ver­stärkt ge­fähr­det, ei­nen Ze­cken­stich ein­zu­fan­gen. Ge­nau­so wie bei Er­wach­se­nen kann eine FSME-In­fek­ti­on auch bei Kin­dern zu schwer­wie­gen­den Er­kran­kun­gen wie ei­ner Ent­zün­dung des Ge­hirns und der Hirn­häu­te, ei­ner Rü­cken­marks-, Ner­ven- oder Ner­ven­wur­zel­ent­zün­dung und im schlimms­ten Fall zum Tod füh­ren. Es emp­fiehlt sich da­her, Kin­der ab dem ers­ten Le­bens­jahr imp­fen zu las­sen.

Letzte Aktualisierung: 19.08.2019, AS

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