So nicht, Mama!

Mutter mit Baby im Gespräch in einem Kaffee
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Wir sind uns einig: Mutter zu sein ist so ziemlich das Grösste, was es in diesem Leben gibt. Ganz unfehlbar sind aber auch wir Mamas nicht. Ein paar Dinge sollten wir uns verkneifen, wenn wir uns nicht ganz schnell sehr unbeliebt machen möchten.

Über Windel- und Mageninhalt reden


Als wir noch keine Kinder hatten, machten wir uns keine Vorstellung davon, wie sehr es einen beschäftigen kann, was bei so einem kleinen Menschlein unten und oben alles wieder rauskommt. Für uns hat sich diese Sicht geändert, für alle anderen ist das Thema gleich unappetitlich wie eh und je. Die einzigen Menschen, die im Detail über Windel- und Mageninhalt informiert sein wollen, sind der Papa des Kindes und die Kinderärztin. Alle anderen möchten nichts davon hören. Es sei denn, wir hätten eine wirklich haarsträubende Episode zu erzählen. Aber dies bitte erst nach dem Essen.

Demonstrativ an der Windel riechen


Wo wir schon beim Inhalt der Windel sind: Gäbe es vielleicht auch einen etwas diskreteren Weg, festzustellen, ob etwas in die Hose gegangen ist, als mitten im voll besetzten Restaurant aufzustehen, für alle sichtbar das Baby zur Nase hochzuheben und ausgiebig an seinem Hintern zu riechen? Vielleicht könnten wir uns für den öffentlichen Raum auf die einfach einprägsame Anstandsregel "Nase zum Po, nicht Po zur Nase" einigen. 

Geburtsrapport 


Natürlich war die Geburt ein einschneidendes Erlebnis, das unser Leben für immer verändert hat und es spricht ja auch nichts dagegen, kurz und knapp zu erzählen, wie es gelaufen ist. Damit ist aber alles gesagt, was andere Menschen - insbesondere Schwangere, kurz vor dem Entbindungstermin - darüber hören möchten. Die ausführliche Version notieren wir uns besser im Babytagebuch, denn der Tag wird kommen, an dem das Kind bis ins letzte Detail wissen will, wie diese weltbewegenden Stunden, in denen es den Planeten Erde mit seiner Ankunft beglückt hat, abgelaufen sind. 

Babyfoto-Marathon


Ja, unsere Kinder sind umwerfend schön. Und fotogen. Und lustig. Und überaus fantasiebegabt. Nie im Leben werden wir uns an Kinderbildern sattsehen können. Andere Menschen aber schon. Spätestens nach dem dritten Foto haben sie genug und möchten sich wieder anderen Dingen zuwenden. Schwer nachvollziehbar für uns, aber vielleicht hilft die Vorstellung, wie schnell uns langweilig wäre, wenn der Arbeitskollege uns in der Mittagspause hundert Bilder seiner Siamkatze zeigte. (Ja, seine Siamkatze ist nicht zu vergleichen mit unserem Wunderkind, aber das sieht er ein wenig anders, wo das Tier doch das einzige Lebewesen ist, das seinen Alltag mit ihm teilt.)

Den Mann, der dort drüben sitzt, für unsere Erziehungszwecke missbrauchen


Es ist wirklich zum Verzweifeln: Da befindet man sich irgendwo im öffentlichen Raum, das Kind führt sich auf wie ein Berserker und nichts hilft, weder trösten, noch bestechen, noch zurechtweisen. Da liegt es natürlich nahe, zu drohen: "Wenn du jetzt nicht sofort aufhörst, nimmt der Mann, der dort drüben sitzt, ein Klebeband und klebt dir damit den Mund zu." Fair ist so eine Drohung nicht, denn erstens benimmt sich das Kind schlecht und nicht der Mann, zweitens hat er nichts getan, womit er es verdient hätte, dass unser Kind sich vor ihm fürchtet und drittens soll man anderen Leuten nicht die Gemeinheiten unterstellen, die man sich selber gerade insgeheim ausgemalt hat. 

Mitstreiten


Auf diesen Spielplätzen geht es manchmal ja wirklich übel zu und her und natürlich geht es auf keine Kuhhaut, dass der Rotzbengel von gegenüber unserem kleinen Engel mit der Sandschaufel eins übergebraten hat. Wir sollten trotz dieser himmelschreienden Ungerechtigkeit versuchen, die Contenance zu behalten, denn es gibt nichts Peinlicheres als eine Mama, die einen kleinen Knirps anbrüllt: "Du hast angefangen. Ich hab's genau gesehen. Wenn du das noch einmal machst, sag ich's der Mama. Also, deiner Mama natürlich..."

Miterziehen


Nehmen wir mal an, ein fremdes Kind benimmt sich daneben und das eigene Kind leidet darunter. Sowas kommt auf dem besten Spielplätzen vor. Nehmen wir weiter an, die Mutter des Kindes, das sich daneben benommen hat, schaut nicht weg, sondern greift ein und weist ihren eigenen Nachwuchs zurecht. Sogar das soll vorkommen, wenn auch eher selten. Nehmen wir zum Schluss an, die Mutter, die ihr Kind zurechtweist, mache dies auf eine Art und Weise, die in unseren Augen vollkommen falsch ist. Was tun wir? Den Mund halten natürlich, denn sie kann ihr Kind so erziehen, wie sie es für richtig hält. Hauptsache, sie greift ein und schaut nicht seelenruhig dabei zu, wie ihr Kind unser Kind piesackt. 

Die Plauderstunde am Fussgängerstreifen abhalten 


Gerade in der kalten Jahreszeit, wenn man grippebedingt mehr ans Haus gebunden ist, kann es ganz schön einsam werden in den eigenen vier Wänden. Kommt Mama dann doch irgendwann wieder aus dem Haus, ist jede Gelegenheit für einen Schwatz willkommen. Das leuchtet allen ein. Warum diese Plauderstündchen jeweils ausgerechnet am Fussgängerstreifen stattfinden müssen, versteht jedoch kein Mensch, am allerwenigsten der Autofahrer, der glaubt, er vollbringe eine gute Tat, wenn er brav anhält, obschon wir Mamas noch lange nicht über die Strasse wollen. 

Die Überzeugungskeule schwingen


Nur weil das eigene Baby per Kaiserschnitt zur Welt gekommen ist, fünf Monate und einundzwanzig Tage voll gestillt worden ist, am liebsten Broccoli-Kartoffelbrei isst, am besten ohne Nuggi aber mit Nachtlicht schläft und beim Anblick von Teddybären einen Schreikrampf bekommt, bedeutet das noch lange nicht, dass der Kaiserschnitt der einzig richtige Weg ist, auf die Welt zu kommen, dass Babys auf gar keinen Fall länger als fünf Monate und einundzwanzig Tage voll gestillt werden dürfen, Broccoli-Kartoffelbrei die einzig richtige Babynahrung ist, Nuggis generell schlecht und Nachtlichter generell gut sind und sämtliche Teddybären verboten gehören. Gut möglich, dass andere Babys aus unerfindlichen Gründen anders funktionieren und da wäre es doch nicht fair, den anderen unter die Nase zu reiben, wie falsch es bei ihnen läuft. Immerhin bemühen sie sich redlich. (Wenn auch natürlich nie und nimmer so redlich wie wir selber.) 

Die Supermama hervorkehren


Es gibt einen todsicheren Weg, als Mutter sehr schnell sehr einsam zu werden: Bei jeder Gelegenheit herausposaunen, wie toll der eigene Nachwuchs ist, so tun, als würde man sich immer buchstabengetreu an den pädagogischen Ratgeber halten und obendrein behaupten, es sei ein Kinderspiel, stets wie aus dem Ei gepellt auszusehen, während man vollkommen anstrengungslos Kinder, Haushalt, Job und Partnerschaft jongliert.

Letzte Aktualisierung: 27.09.2021, TV