Nest­häk­chen

Geschwister mit Neugeborenem
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Die Aus­gangs­la­ge:


Ob es nun das her­bei­ge­sehn­te letz­te Baby oder der un­ge­plan­te Nach­züg­ler ist, das Nest­häk­chen nimmt eine spe­zi­el­le Stel­lung ein in der Fa­mi­lie. Für die El­tern bil­det es den Schluss­punkt der Fa­mi­li­en­pla­nung. Man­che wol­len des­halb die Zeit mit dem Jüngs­ten noch ein­mal be­wusst ge­nies­sen, an­de­re wün­schen sich, dass es mög­lichst schnell gross und selb­stän­dig wird. Die gros­sen Ge­schwis­ter he­gen oft ge­misch­te Ge­füh­le. Ei­ner­seits wol­len sie das Kleins­te um­sor­gen und be­schüt­zen und nicht sel­ten sind sie es, die den Nach­züg­ler nach Strich und Fa­den ver­wöh­nen. Auf der an­de­ren Sei­te ist da die Ei­fer­sucht, weil die El­tern beim Jüngs­ten eher be­reit sind, fünf ge­ra­de sein zu las­sen. Und ob man nun dazu ver­knurrt wird, die klei­ne Schwes­ter auch mit­zu­neh­men, oder ob sie als Ein­zi­ge zu Hau­se bei Mama blei­ben darf, so rich­tig fair ist die Sa­che aus Sicht der Grös­se­ren wohl nie. 

Chan­cen:


  • Beim jüngs­ten Kind sind die meis­ten El­tern ziem­lich ent­spannt, was die Er­zie­hung an­be­langt. Hiel­ten sie beim ers­ten Kind noch starr an Prin­zi­pi­en fest, kon­zen­trie­ren sie sich jetzt auf die Grund­sät­ze, die sich bei der Er­zie­hung der grös­se­ren Kin­der als wirk­lich wich­tig er­wie­sen ha­ben.

  • Das Nest­häk­chen muss sich von An­fang an in ei­ner Schar von Kin­dern, die ihm über­le­gen sind, be­haup­ten kön­nen. Ohne eine ge­hö­ri­ge Por­ti­on Selbst­ver­trau­en und den Drang, mög­lichst viel von den Gros­sen zu ler­nen, geht das kaum. 

  • Auch wenn es kein letzt­ge­bo­re­nes Kind je of­fen zu­ge­ben wür­de, der Bo­nus, klei­ner, nied­li­cher und schwä­cher als die an­de­ren zu sein, ist zu­wei­len ganz nütz­lich. 

  • Das jüngs­te Kind zieht oft mit sei­nen grös­se­ren Ge­schwis­tern mit und darf da­durch Din­ge tun, die den Äl­te­ren in die­sem Al­ter noch nicht er­laubt wa­ren. 

Die Her­aus­for­de­run­gen:


  • Im Ver­gleich zu sei­nen Ge­schwis­tern ist das Nest­häk­chen im­mer klein, dar­um fällt es manch­mal schwer, sei­ne An­lie­gen eben­so ernst zu neh­men wie die­je­ni­gen der Gros­sen. Zu­wei­len wird es da­durch aber auch vor Auf­ga­ben ver­schont, die es ei­gent­lich schon längst be­wäl­ti­gen könn­te. 

  • Gros­se Ge­schwis­ter er­zie­hen mit, vor al­lem, wenn ein deut­li­cher Al­ters­ab­stand be­steht. Da­bei sind sie aber oft stren­ger und un­ge­rech­ter als die El­tern. 

  • Sind die El­tern all­mäh­lich et­was er­zie­hungs­mü­de, müs­sen sie auf­pas­sen, dass sie dem Jüngs­ten nicht ein­fach al­les durch­ge­hen las­sen. 

  • Nest­häk­chen be­kom­men die Welt nicht mehr er­klärt, son­dern müs­sen sich vie­les sel­ber zu­sam­men­rei­men. "Aber Kind, das müss­test du doch ei­gent­lich wis­sen", ist ein Vor­wurf, den sie oft und zu Un­recht zu hö­ren be­kom­men. 

Nest­häk­chen er­zie­hen: 


  • Neh­men Sie die Sor­gen und Nöte Ih­res jüngs­ten Kin­des ernst. In Ih­ren Au­gen mag der Streit um die Sand­schau­fel mit dem Nach­bars­kind eine Ba­ga­tel­le sein, für Ihr Nest­häk­chen aber be­deu­tet der Sand­kas­ten noch im­mer die Welt, auch wenn Sie sich in­zwi­schen be­reits mit der Be­rufs­wahl des Äl­tes­ten aus­ein­an­der­set­zen. 

  • Trau­en Sie ih­rem jüngs­ten Kind et­was zu. Sie er­wei­sen ihm kei­nen Dienst, wenn Sie es von Auf­ga­ben im Haus­halt ver­scho­nen, nur weil es im Ver­gleich zu sei­nen Ge­schwis­tern noch klein ist. Das, was von den Gros­sen in ei­nem be­stimm­ten Al­ter er­war­tet wur­de, soll­te auch das Kleins­te meis­tern kön­nen. Ach­ten Sie auch dar­auf, dass die gros­sen Ge­schwis­ter dem Jüngs­ten nicht die un­an­ge­neh­men Auf­ga­ben ab­neh­men. 

  • In man­chen Fa­mi­li­en kommt dem Nest­häk­chen die Rol­le des Clowns zu. Das mag wohl un­ter­halt­sam sein, kann aber auch schwie­rig wer­den, wenn das Kind lernt, dass es nur dann Auf­merk­sam­keit be­kommt, wenn es Ka­prio­len macht. 

  • Wenn sie sich sel­ber von der Kin­der­welt ab­na­beln, ma­chen sich grös­se­re Kin­der manch­mal über al­les lus­tig, was sie be­geis­ter­te, als sie klei­ner wa­ren. Für das jüngs­te Kind kann dies sehr ver­wir­rend und auch ver­let­zend sein, denn es sel­ber be­fin­det sich noch ganz in die­ser Klein­kin­der­welt. Las­sen Sie nicht zu, dass die Gros­sen das Nest­häk­chen des­we­gen ver­spot­ten, ge­ben Sie ih­nen aber auch Raum, ihre Wit­ze zu reis­sen, wenn das Kleins­te nicht da­bei ist. 

  • Man­che Nest­häk­chen be­herr­schen es meis­ter­haft, die gros­sen Ge­schwis­ter zu ner­ven, bis die­se ex­plo­die­ren. Wenn sie dann wei­nend zu Mama ren­nen, scheint der Fall klar zu sein: Die Gros­sen sind Schuld. Ver­su­chen Sie, die gan­ze Ge­schich­te in Er­fah­rung zu brin­gen, ehe Sie vor­schnell Par­tei er­grei­fen für das Jüngs­te. 

  • Ist der Al­ters­ab­stand gross, wird das jüngs­te Kind mit vie­len Din­gen kon­fron­tiert, für die es ei­gent­lich noch zu klein ist. Er­klä­ren Sie ihm auf kin­der­ge­rech­te Wei­se, wor­um es geht und füh­ren Sie die wirk­lich hef­ti­gen Dis­kus­sio­nen mit Ih­ren Teen­agern nicht in sei­ner An­we­sen­heit. 

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