Tem­po­r­ä­r­ar­beit und be­fris­te­te Ver­trä­ge

Ein "Tem­po­r­ä­r­ar­beits­ver­trag" ist nicht das­sel­be wie ein "be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag", ob­wohl ge­mein­sa­me Merk­ma­le be­stehen.

Frau am Laptop schaut auf die Uhr
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 Bei be­fris­te­ten Ver­trä­gen ist die Ver­trags­dau­er und so­mit die Ein­satz­dau­er zeit­lich be­grenzt. Tem­po­r­är­ver­trä­ge kön­nen so­wohl be­fris­tet wie auch un­be­fris­tet ab­ge­schlos­sen wer­den. Als ent­schei­den­des Un­ter­schei­dungs­merk­mal ist das Drei­ecks­ver­hält­nis beim Tem­po­r­ä­r­ar­beits­ver­trag.

Der Haupt­un­ter­schied: wer ist recht­lich mein Ar­beit­ge­ber?


  • Beim Tem­po­r­ä­r­ar­beits­ver­trag liegt recht­lich ein Drei­ecks­ver­hält­nis vor: Ar­beit­ge­ber ist eine Tem­po­r­är­fir­ma, wel­che die von ihr an­ge­stell­ten Per­so­nen an an­de­re Fir­men (Dritt­fir­men) aus­leiht. Die Ar­beits­leis­tung wird am Ort der Dritt­fir­ma er­bracht. Die Tem­po­r­är­fir­ma schliesst mit dem Ar­beit­neh­mer ei­nen Rah­men­ver­trag ab, der für alle Ein­sät­ze gilt und Fra­gen wie Ver­si­che­run­gen, Fe­ri­en, Lohn im Krank­heits­fall etc. re­gelt. Für je­den Ein­satz wird zu­sätz­lich eine Ein­satz­ver­trag aus­ge­stellt, der u.a. Stun­den­lohn, Be­ginn und Dau­er des Ein­sat­zes, Ar­beits­zeit etc. re­gelt.

  • Bei ei­nem be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag gibt es recht­lich nur zwei Par­tei­en: Die Ar­beit­neh­me­rin und der Ar­beit­ge­ber. Der Ar­beits­ver­trag wird im vorn­her­ein fest be­fris­tet und der Ver­trag en­det zum vor­her­ge­se­he­nen Zeit­punkt ohne Kün­di­gung.

Be­stim­mun­gen beim be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trag


Die Mehr­zahl der Ar­beits­ver­trä­ge wird un­be­fris­tet ab­ge­schlos­sen. Es gibt je­doch auch Ar­beits­ver­trä­ge, die be­fris­tet ver­ein­bart wer­den. Für die­se er­ge­ben sich fol­gen­de Be­son­der­hei­ten:

  • Ein be­fris­te­ter Ar­beits­ver­trag kann grund­sätz­lich nicht ge­kün­digt wer­den (Art. 334 OR).

  • Eine vor­zei­ti­ge or­dent­li­che Kün­di­gung ei­nes Ar­beits­ver­hält­nis­ses durch eine der Par­tei­en ist nicht mög­lich; es "en­digt ohne Kün­di­gung" (Art. 334 OR). Er wird erst künd­bar, wenn der Ar­beits­ver­trag für mehr als 10 Jah­ren ab­ge­schlos­sen wird. Dann wird er nach dem Ab­lauf von 10 Jah­ren künd­bar (Art. 334 Abs. 3 OR).

  • "Aus­ser­or­dent­lich" kann auch ein be­fris­te­tes Ar­beits­ver­hält­nis ge­kün­digt wer­den, wenn die Grün­de dazu vor­lie­gen. Die­se set­zen je­doch eine Zer­rüt­tung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses vor­aus (Dieb­stahl, schwe­res Mob­bing, kör­per­li­che Ge­walt usw.)

  • Falls Sie den­noch aus ei­nem be­fris­te­ten Ar­beits­ver­hält­nis "aus­stei­gen" möch­ten, bleibt Ih­nen nichts an­de­res üb­rig als mit dem Ar­beit­ge­ber zu ver­han­deln. Er darf al­ler­dings hart blei­ben und dar­auf be­stehen, dass Sie wei­ter ar­bei­ten und die Ver­ein­ba­rung ein­hal­ten. Kom­men Sie der Ar­beit nicht nach, kann der Ar­beit­ge­ber Scha­den­er­satz ver­lan­gen und Sie frist­los ent­las­sen.

  • Das be­fris­te­te Ar­beits­ver­hält­nis en­digt auch dann, wenn die Ar­beit­neh­me­rin zum Zeit­punkt der Be­en­di­gung ar­beits­un­fä­hig ist. Krank­heit, Schwan­ger­schaft, Mut­ter­schaft, Mi­li­tär­dienst etc. ge­ben kei­ne An­sprü­che (z.B. Kran­ken­lohn) über den Ver­trags­ab­lauf hin­aus. Hier un­ter­schei­den sich Tem­po­r­är­ver­trä­ge und un­be­fris­te­te Ver­trä­ge grund­le­gend: Bei ge­kün­dig­ten un­be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trä­gen ver­län­gert sich die Kün­di­gungs­frist um die Dau­er der Krank­heit; und weil Kün­di­gun­gen nur auf das Ende ei­nes Mo­nats er­fol­gen kön­nen, ver­län­gert sich das Ar­beits­ver­hält­nis in der Pra­xis meis­tens um ei­nen Mo­nat.

  • Für den Be­zug der Mut­ter­schafts­ent­schä­di­gung muss die Frau im Zeit­punkt der Nie­der­kunft in ei­nem Ar­beits­ver­hält­nis ste­hen. Läuft der be­fris­te­te Ver­trag vor­her aus, er­hält sie kein Tag­geld via Ar­beit­ge­ber. Er­hält sie be­reits zu die­sem Zeit­punkt das Tag­geld der Ar­beits­lo­sen­kas­se oder wür­de sie die Vor­aus­set­zun­gen zum Be­zug er­fül­len, er­hält die Frau eben­falls eine Mut­ter­schafts­ent­schä­di­gung.

  • Vor­sicht ist bei meh­re­ren auf­ein­an­der­fol­gen­den be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trä­gen ge­bo­ten. Es könn­te sich um ei­nen Ket­ten­ar­beits­ver­trag han­deln, der nur in we­ni­gen Fäl­len recht­lich zu­läs­sig ist.

Be­stim­mun­gen beim tem­po­rä­ren Ar­beits­ver­hält­nis


Bei Tem­po­r­ä­r­ar­beit hat die Ar­beit­neh­me­rin ei­nen Ver­trag mit ei­ner Ver­mitt­ler­fir­ma. Dar­aus er­gibt sich fol­gen­des:

Die So­zi­al­leis­tungs­an­sprü­che er­ge­ben sich ge­gen­über der Ver­mitt­ler­fir­ma. Bei je­dem Ein­satz han­delt es sich in der Re­gel um ein neu­es Ar­beits­ver­hält­nis und die Fris­ten be­züg­lich Pro­be­zeit und Kün­di­gung be­gin­nen von Neu­em zu lau­fen.

Falls der Tem­po­r­är­ver­trag be­fris­tet ist, kann er grund­sätz­lich nicht ge­kün­digt wer­den (Art. 334 OR): Eine vor­zei­ti­ge or­dent­li­che Kün­di­gung ei­nes Ar­beits­ver­hält­nis­ses durch eine der Par­tei­en ist nicht mög­lich; es "en­digt ohne Kün­di­gung" (Art. 334 OR).

"Aus­ser­or­dent­lich" kann auch die­ses be­fris­te­te Ar­beits­ver­hält­nis ge­kün­digt wer­den, wenn die Grün­de dazu vor­lie­gen. Die­se set­zen je­doch eine Zer­rüt­tung des Ar­beits­ver­hält­nis­ses vor­aus (Dieb­stahl, schwe­res Mob­bing, kör­per­li­che Ge­walt usw.)

Das be­fris­te­te Ar­beits­ver­hält­nis en­det auch dann, wenn die Ar­beit­neh­me­rin zum Zeit­punkt der Be­en­di­gung ar­beits­un­fä­hig ist. Krank­heit, Schwan­ger­schaft, Mut­ter­schaft, Mi­li­tär­dienst etc. ge­ben kei­ne An­sprü­che (z.B. Kran­ken­lohn) über den Ver­trags­ab­lauf hin­aus. Hier un­ter­schei­den sich Tem­po­r­är­ver­trä­ge und un­be­fris­te­te Ver­trä­ge.

Kün­di­gungs­fris­ten bei un­be­fris­te­ten Tem­po­r­är­ver­trä­gen

  • bei ununterbrochenem Einsatz bis 3 Monate: 2 Tage (Art. 19 AVG)
  • ab dem 4. bis zum 6. Monat: 7 Tage (Art. 19 AGV)
  • ab dem 7. Monat: gemäss vertraglichen Abmachen, bzw. bei Fehlen von solchen gemäss OR

(Art. 19 AVG / Bundesgesetz über Arbeitsvermittlung und Personalverleih)

Letzte Aktualisierung: 27.12.2022, NK

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