Schei­den­tro­cken­heit nach der Ge­burt

In den Wo­chen nach der Ge­burt ist die Schei­den­schleim­haut hor­mo­nell be­dingt sehr tro­cken, v.a. wenn Sie Ihr Baby stil­len.

Frau hält die Hände gegen den Unterleib
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Juck­reiz, ein Span­nungs- und Tro­cken­heits­ge­fühl im In­tim­be­reich, Schmer­zen beim Sex, ein un­an­ge­neh­mes Bren­nen auf dem WC - ty­pisch für eine zu tro­cke­ne Schei­den­schleim­haut. Auf län­ge­re Sicht kann die ver­än­der­te Va­gi­nal­flo­ra zu Schei­den­pilz­in­fek­tio­nen oder bak­te­ri­el­len In­fek­tio­nen füh­ren, weil Er­re­ger kei­ne wirk­sa­me Bar­rie­re vor­fin­den. War­um ist die Schleim­haut im In­tim­be­reich nach der Ge­burt ver­än­dert?

Das braucht es für eine ge­sun­de Schei­de


Eine un­ver­letz­te Va­gi­nal­schleim­haut und funk­ti­ons­tüch­ti­ge Schei­den­flo­ra schützt den In­tim­be­reich vor In­fek­tio­nen. Dazu ge­hört ein pH-Wert zwi­schen 3,8 und 4,5 (im sau­ren Be­reich), Milch­säu­re­bak­te­ri­en und an­de­re Mi­kro­or­ga­nis­men, aus­ser­dem ein ge­nü­gend ho­her Ös­tro­gen­spie­gel, der die Va­gi­na gut durch­blu­tet, elas­tisch und feucht hält. Je­des Un­gleich­ge­wicht die­ser Kom­po­nen­ten kann das na­tür­lich schüt­zen­de, sau­re Mi­lieu in Schief­la­ge brin­gen. Das Schei­den­ge­we­be wird dün­ner, emp­find­li­cher und da­mit an­fäl­li­ger für Tro­cken­heit so­wie In­fek­tio­nen.

Ty­pi­sche Ur­sa­chen für Schei­den­tro­cken­heit sind zu­dem vit­amin­ar­me Er­näh­rung, zu we­nig Flüs­sig­keit, die An­wen­dung rei­zen­der oder syn­the­ti­scher Stof­fe am In­tim­be­reich wie stark par­fü­mier­te Sei­fen, Du­schlo­tio­nen oder In­tim­de­os, Stress oder psy­chi­sche Be­las­tun­gen, Stoff­wech­sel­er­kran­kun­gen wie Dia­be­tes mel­li­tus oder Mul­ti­ple Skle­ro­se und die Ein­nah­me be­stimm­ter Me­di­ka­men­te.

War­um ist die Schei­de nach der Ge­burt so tro­cken?


Vor al­lem, wenn Sie Ihr Baby stil­len, ist der Ös­tro­gen­spie­gel im Blut nied­rig, was sich auf die Schleim­drü­sen in der Va­gi­na aus­wirkt: Sie son­dern we­ni­ger Se­kret ab, manch­mal so­gar gar kei­nes. Auch bei Er­re­gung bil­det sich nicht so viel Se­kret wie sonst. Durch den feh­len­den "Schmier­stoff" ist das Ge­we­be in der Schei­de sehr emp­find­lich auf Be­rüh­rung und Rei­bung.

Ein wei­te­rer Grund ist das Hor­mon Pro­lak­tin, das beim Stil­len aus­ge­schüt­tet wird und die Milch­pro­duk­ti­on för­dert - aber lei­der die Ös­tro­gen­pro­duk­ti­on wei­ter ein­schränkt. Die ös­tro­gen- oder pro­lak­tin­be­ding­te Schei­den­tro­cken­heit ver­schwin­det in der Re­gel nach ein paar Mo­na­ten ganz von selbst wie­der – spä­tes­tens, wenn Sie ab­stil­len.

Was tun bei Schei­den­tro­cken­heit?


Ge­schlechts­ver­kehr mit Ein­drin­gen des Glie­des in die Schei­de schie­ben die meis­ten Frau­en im Wo­chen­bett ger­ne noch et­was auf. Mit et­was Ge­duld und zärt­li­chen Be­rüh­run­gen, Mas­sa­gen, Strei­cheln, Schmu­sen und Pet­ting kommt lang­sam die se­xu­el­le Lust und auch das Schei­dense­kret fliesst nach ein paar Wo­chen wie­der wie frü­her. Meist lässt sich die Tro­cken­heit in der Schei­de so be­he­ben. 

An­sons­ten kann ein Gleit­mit­tel auf Was­ser­ba­sis hel­fen, das gut ver­träg­lich ist, die nor­ma­le Va­gi­nal­flo­ra nicht be­ein­träch­tigt und auch das Ma­te­ri­al ei­nes Kon­doms nicht an­greift. Gleit- und Be­feuch­tungs­gels mit Hyaluron­säu­re oder eine Milch­säu­re­kur gibt es in der Dro­ge­rie oder Apo­the­ke zu kau­fen. In ex­tre­men Fäl­len kön­nen ärzt­lich ver­schrie­be­ne Va­gi­nalz­äpf­chen mit Ös­tro­gen hel­fen.

Frü­hes­tens sechs Mo­na­te nach der Ge­burt kann in schwe­ren Fäl­len eine am­bu­lan­te La­ser­be­hand­lung durch­ge­führt wer­den. Die­se wirkt ge­gen Schei­den­tro­cken­heit und er­schlaff­tes Ge­we­be. Es wird fo­kus­sier­te En­er­gie in das Va­gi­nal­ge­we­be ab­ge­ge­ben, was die Bil­dung von Kol­la­gen und neu­er Blut­ge­fäs­se an­regt. Die bes­se­re Durch­blu­tung soll zu ei­ner ge­stei­ger­ten Feuch­tig­keits­ver­sor­gung der Schei­de füh­ren. Eine Nar­ko­se ist nicht er­for­der­lich,  je­doch sind in der Re­gel drei bis fünf Be­hand­lun­gen not­wen­dig.

Haus­­mit­­tel wie Nach­t­ker­­zen-, Rin­gel­blu­­men-, Gra­nat­ap­fel­kern-, Jo­han­nis­kraut- oder Wei­zen­keim­­öl ha­ben sich eben­falls be­­währt, da sie die Schei­­den­­feuch­­ti­g­keit auf san­f­­te Wei­­se re­gu­­lie­­ren. Heb­am­men emp­feh­len, das Damm-Mas­sa­ge­öl, das in der Schwan­ger­schaft be­nutzt wur­de, auch nach der Ent­bin­dung zu ver­wen­den. Das Öl wird auf ei­nen Tam­pon ge­träu­felt und die­ser tief in die Schei­de ein­ge­führt. Eine ein­zi­ge Be­hand­lung soll oft über mehr als eine Wo­che wirk­sam sein. 

Wich­tig bei al­len fett- bzw. öl­hal­ti­gen Be­hand­lungs­me­tho­den: Die Emp­fäng­nis­ver­hü­tung mit Kon­do­men ist mög­li­cher­wei­se nicht mehr so zu­ver­läs­sig, da Öl und Fett La­tex po­rös ma­chen kön­nen.

Die­se all­ge­mei­nen Mass­nah­men sind hilf­reich: Tra­gen Sie kei­ne zu en­gen Ho­sen und Sli­pein­la­gen mit Plas­tik­fo­lie. Be­nut­zen Sie kei­ne In­tim­pfle­ge­pro­duk­te, und wenn doch sol­che mit rück­fet­ten­den, haut­be­ru­hi­gen­den Ei­gen­schaf­ten. Trin­ken Sie viel, v.a. Was­ser, Tee oder un­ge­süss­te Säf­te; Kaf­fee und Al­ko­hol nur sehr ein­ge­schränkt.

Letzte Aktualisierung: 28.12.2022, BH