Fit nach der Geburt mit Pilates
Interview mit Astrid Kropf
swissmom: Rückbildung heute, was bedeutet das für Sie?
Astrid Kropf: „Rückbildung heute“! Dies ist der Titel meiner Diplomarbeit in der Ausbildung zur Geburtsvorbereiterin BGB. Inspiriert durch die eigenen Erlebnisse und meine Erfahrungen als Fitness- und Bewegungstrainerin habe ich mir Gedanken zur idealen Rückbildung gemacht. Eine Rückbildung an die heutige Zeit angepasst. Ein Training mit Bezug zum Beckenboden, den Körper auf sanfte und schonende Art wieder in die Balance bringen. Die Pilates-Methode deckt all diese Aspekte ab. Ich selber habe vor vier Jahren erfahren, wie man auf diese ganzheitliche Art trainieren kann. Ab diesem Erlebnis war ich vom „Pilatesvirus“ infiziert.
swissmom: Können Sie kurz die Pilates-Methode erklären?
Astrid Kropf: Pilates ist ein spezielles Bewegungskonzept, das von Joseph Hubertus Pilates (1880 – 1967) entwickelt wurde. Pilates ist also nicht eine Erfindung der heutigen Zeit. Nein, die Methode ist über 80 Jahre alt. 1923 eröffnete Pilates sein erstes Studio in New York. Er entwickelte eine Form aus fernöstlichen und westlichen Trainingslehren. J. H. Pilates übernahm Übungen und Atemtechnik aus dem Yoga und liess Elemente aus der Gymnastik und dem Tanz einfliessen. So entstand eine Trainingsform, die gleichzeitig Balance, Beweglichkeit und Koordination schult. Alle Übungen werden kontrolliert, konzentriert, fliessend und mit entsprechender Atmung ausgeführt. Damit verbessert sich das Körperbewusstsein. Die Vorzüge dieser Bewegungsidee ist eigentlich heute wieder neu entdeckt worden und hat heute viele Anhänger gefunden. Kurz zusammengefasst:
Bewegungstherapie für den ganzen Körper
Die Tiefenmuskeln insbesondere die Beckenbodenmuskulatur wird aktiviert und gekräftigt
Muskelgruppen von Bauch, Rücken und Schultergürtel werden gezielt gekräftigt, gedehnt, gestreckt und entspannt
Mixtur aus Körperbeherrschung, Tiefenatmung und Entspannung
Trainiert neben dem Körper auch den Geist
swissmom: Was bedeutet für viele Frauen Rückbildungsgymnastik?
Astrid Kropf: Was ich viel zu hören bekomme, ist: „Meine Hebamme hat mir dazu geraten oder ich habe gehört, dass es von Vorteil ist, wenn man eine Rückbildungsstunde besucht.“ Ich denke, vielen Frauen ist es nicht bewusst, wie wichtig der Beckenboden für ihre Haltung, eine spätere Schwangerschaft und ihr Alter ist. Die Rückbildungsgymnastik besuchen viele Frauen, um den Bauch, der durch die Schwangerschaft ausgedehnt worden ist, wieder flach zu trainieren. Mit möglichst viel Kraftaufwand zurück zur Traumfigur. Das ist ein grosser Irrtum! Die Rückbildung soll die Wahrnehmung zum Beckenboden und das Gefühl zum eigenen Körper stärken.
Astrid Kropf ist Mutter von drei Kindern und dipl. Geburtsvorbereiterin BGB sowie Pilates- und Beckenbodentrainerin. Sie hat sich auch zur PowerYoga- , Aerobic- und Fitnesstrainerin ausgebildet und besitzt ein eigenes Bewegungsatelier in Kirchberg. Daneben gibt sie Kurse in Bern. Ihre Angebote: Geburtsvorbereitung, Yoga in der Schwangerschaft, Rückbildung mit der Pilates-Methode, Pilates Matclass, Beckenbodentraining.
swissmom: Welche Vorteile bringt Pilates speziell in der Rückbildung?
Astrid Kropf: Die Pilates Methode eignet sich ausgezeichnet für die Rückbildung. Durch die Schwangerschaft und die Geburt ist der Körper aus dem Gleichgewicht geraten. Auf das Kraftgleichgewicht, die Beweglichkeit und eine korrekte Körperhaltung wird bei diesem Training grossen Wert gelegt. Die Wahrnehmung und Kräftigung auf die Körpermitte, konkret auf den Beckenboden wird gefördert. Der Beckenboden besteht aus mehreren Muskelschichten. Durch die gezielte Wahrnehmung können wir die einzelnen Muskelschichten besser durchbluten, dadurch wird der Beckenmuskel kräftiger. Er kann wieder mehr Halten und Verschliessen.
Pilates erklärt diesen Vorgang sehr schön und vergleicht unseren Rumpf mit einem Haus (Powerhouse). Die Beckenbodenmuskulatur ist der Boden des Ganzen. Die schrägen Buchmuskeln sind die Seitenwände, die geraden Bauchmuskeln die Frontseite und die Rückseite des Hauses bilden die Rückenmuskeln. Das Zwerchfell stellt schliesslich das Dach dar. Machen wir diesen Vergleich, ist es klar, dass zuerst der Boden stark sein muss. Nur ein Haus, das auf festem Boden steht, ist stabil. Es nützt also nichts, wenn wir die schrägen und geraden Bauchmuskeln trainieren und der Beckenboden schlaff ist.
swissmom: Für welche Frauen ist Pilates geeignet?
Astrid Kropf: Pilates ist für jede Frau, aber auch jeden Mann geeignet. Unabhängig von Alter und Kondition. Wichtig ist jedoch, dass jeder nach seinem Können und seinen Bedürfnissen gefördert wird. Eine gut ausgebildete, einfühlsame Instruktorin kann differenziert unterrichten. Es gibt bereits viele Studios, die Anfänger- und Fortgeschrittenen-Klassenunterricht erteilen.
Für die Rückbildung ist es sicher von Vorteil, sich an eine speziell für die Rückbildung ausgebildete Leiterin zu wenden. Es werden geschlossene Klassen geführt. In meinen Gruppen ist auch Zeit für kurze Gespräche, ich nenne diese „Befindlichkeitsrunden“. Da werden eventuell die Probleme im Alltag mit kleinen Kindern oder die neue Familiensituation aufgeworfen. Es kann ein kleiner Austausch unter den Teilnehmerinnen stattfinden.
swissmom: Was bringt Pilates dann auch für die weitere Fitness der jungen Mutter?
Astrid Kropf: Wie schon oben erwähnt: Mit Pilates erlangt man ein besseres Körpergefühl, was sich auf die Haltung und die Ausstrahlung auswirkt. Welche Frau wünscht sich nicht eine schöne Ausstrahlung und innere Zufriedenheit? Zum Schluss und in diesem Sinne möchte ich noch ein Zitat von J.H. Pilates erwähnen: „Die wichtigste Grundlage für das Glück ist ein gesunder Körper. Wenn man mit dreissig Jahren steif und formlos ist, dann wirkt man „alt“. Wenn man mit sechzig geschmeidig und stark ist, wirkt man „jung“.
Astrid Kropf, dipl. Geburtsvorbereiterin BGB, Pilates & Beckenbodentrainerin,Tschiffeliweg 11a, 3422 Kirchberg, Tel. 034 445 50 89 /
Natel 079 280 54 62, Mail: info@rundum-bewegung.ch, www.rundum-bewegung.ch.