Alles, was das Mutterherz - angeblich - begehrt

Frau am Poolrand mit einem Glas Sekt
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Neulich habe ich den grossen Fehler begangen, mir mal die Geschenkideen zum Muttertag im Netz und in den Läden etwas genauer anzuschauen. Warum das ein Fehler war? Nun, ich weiss jetzt wieder, wie man uns Mütter offenbar sieht. Nämlich so:

Alle Mütter lieben Blumen

Blumen zum Muttertag sind Pflicht. Basta! Die Liebe zu Blumen ist so gross, dass die Mama auch dann Freudentränen vergiesst, wenn der in grellbunte Plastikfolie gewickelte Billig-Strauss ganz offensichtlich im letzten Moment an der Tankstelle gekauft worden ist. 

Ohne Süsses überleben wir nicht

Keine von uns ist in der Lage, den harten Familienalltag ohne ganz viel Zucker zu überstehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir auf Schokolade, Marzipan, Cupcakes oder Macarons zurückgreifen. Hauptsache, das Zeug ist richtig süss. Und herzförmig. Und rosarot. Oder sonst irgendwie pastellfarben. Da aber heute nicht mehr jede offen zu ihrem Zuckerkonsum stehen mag, darf in Ausnahmefällen von der Herzform abgewichen werden. Für solche Mütter gibt es die Muttertagsschokolade getarnt als Rosenkohl, Erdbeeren oder Sushi. 

Wir haben ein Hygieneproblem

Warum sonst gibt es alle diese speziell für den Muttertag zusammengestellten Körperpflege-Sets? Einen Teenager beglückt man am Geburtstag doch auch nur mit Duschmittel und Deo, weil man ihm anders nicht zu sagen traut, dass er seit einiger Zeit ein wenig streng riecht. 

Wir haben den Verstand verloren

Egal, was wir in unserem früheren Leben einmal waren - sobald wir ein Kind in den Armen halten, ist es vorbei mit unserem brillanten Verstand. Seichte Romane, schmalzige Liebesfilme und romantische Kuschelmusik sind darum die einzige Unterhaltung, die man uns noch zumuten kann. 

Wir haben ganz viele geheime Haushaltwünsche

Unserem geliebten Haushalt soll es an nichts fehlen, doch leider besitzen wir für so viele kleine Handgriffe noch kein Spezialgerät. Welch ein Glück, dass es unter den Muttertags-Geschenkideen für jede noch so kleine Arbeit den passenden Haushalthelfer gibt. Wenn doch unsere Lieben bloss endlich einsehen würden, wie viel glücklicher unser Leben mit einen Flamingo-Staubwedel in knalligem Pink wäre...  

Unser Selbstbewusstsein ist im Keller

Darum muss jeder Teigschaber, jede Kaffeetasse, jedes Geschirrtuch, jedes Türschild, das man uns schenkt, mit einer Lobhudelei über die beste Mama der Welt bedruckt sein. Und weil wir alle immer eine Schürze tragen, muss es natürlich auch eine breite Auswahl an "Best Mama"-Schürzen geben. 

Wir leiden ja so...

Wir sind verspannt. Unsere Füsse tun weh. Wir haben Kopfschmerzen. Und selbstverständlich frieren wir - immer, auch im Sommer. Darum kann der Mann nicht falsch liegen, der seine Frau zum Muttertag mit Heizkissen, Fuss-, Kopf- oder Rückenmassagegeräten und samtweichen Kuscheldecken erfreut. 

Wir müssen uns unser Leben schöntrinken

Ohne hochprozentigen Beistand scheint das Leben einer Mutter schlicht unerträglich zu sein. Natürlich betrinken wir uns nicht. Wir laben uns bloss schlückchenweise am rosaroten Prosecco, meerblauen Weisswein oder zuckersüssen Einhorn-Likör, den man uns zum Feiertag der Mütter überreicht hat. Wenn die ganz Verzweifelten unter uns dennoch mal zu härteren Drinks greifen, dann bitte hübsch kaschiert im regenbogenfarbenen Flachmann.

Richtig geniessen können wir nur zu zweit

Wenn's zum Muttertag mal etwas Grösseres gibt - ein paar Tage Wellness oder eine professionelle Massage -, muss der Partner mit. Zur Not tut's natürlich auch die beste Freundin. Wichtig ist einfach, dass Mama nicht alleine geniesst, denn das würde sie überfordern. Sie, die immer so viel gibt, kann doch gar nicht wissen, was ihr gut tut, wenn sie niemanden an ihrer Seite hat, der sie dabei berät, wie sie die kostbaren freien Stunden gestalten soll. 

Wir machen uns nicht gerne die Hände schmutzig

Ein bisschen backen, ein bisschen Garten, ein bisschen kreativ sein - sowas macht das Leben bunter. Aber bitte nicht so, dass man es unseren zart gepflegten Händen ansieht. Wollen wir backen, rühren wir flugs eine Fertigmischung aus dem schmucken, mit Schleifchen verzierten Vorratsglas an. Wollen wir gärtnern, greifen wir zum herzigen kleinen Töpfchen, in das wir nur noch die beiliegenden Samen streuen müssen. Wollen wir kreativ sein, zaubern wir den gerade angesagten Deko-Trend mithilfe eines Bastelsets im Handumdrehen herbei. 

Wir mögen unser Leben in Pastell

Keine Frage, wenn wir könnten, wäre alles in unserem Leben rosarot. Nur wenn etwas nicht in Rosa erhältlich ist, darf das Muttertagsgeschenk in Mintgrün, Lila, Himmelblau oder Hellgelb daherkommen. Kräftige Farben wie Rot oder Dunkelblau hingegen dulden wir nur in Kombination mit herzigen weissen Punkten und Rüschen.  

Wir wollen ganz dringend zurück in die Vergangenheit

Am liebsten in die Fünfziger des vergangenen Jahrhunderts, als Mama noch adrett gekleidet am Herd stand und Papa sich zu Hause rundum bedienen liess. Da sich das Rad der Zeit leider nicht zurückdrehen lässt, soll zumindest die Kulisse stimmen. Darum können wir Mütter von heute gar nicht genug bekommen von Gegenständen, die so aussehen, als stammten sie aus dem Haushalt unserer Grossmütter. 

So also scheint man uns Mütter zu sehen. Drei Dinge trösten mich über diese bittere Erkenntnis hinweg. Erstens: Die Mutter, die so tickt, muss ein Phantom der Geschenkartikel-Industrie sein, denn im realen Leben ist sie mir noch nie begegnet. Zweitens: Wir bekommen ohnehin alle etwas Selbstgebasteltes zum Muttertag. Was da ins Haus kommt, ist auch nicht immer besonders originell, dafür aber tragen die Geschenke die einzigartige Handschrift unserer Kinder. Und drittens: Die Geschenkideen für den Vatertag sind keinen Deut besser. 

Letzte Aktualisierung: 08.05.2018, TV