Tic-Störungen: 8 Tipps, wie Sie Ihr Kind unterstützen können
Wie es Eltern gelingt, gelassener mit den Tics umzugehen und wie sich der Druck für das Kind verringern lässt.
Oft nehmen Kinder ihre Tics gar nicht wahr. Zu einem Problem werden sie erst, wenn die Eltern sich dadurch stark stressen lassen - zum Beispiel, weil sie sich sorgen, ihr Kind könnte deswegen ausgegrenzt werden. Die folgenden Tipps können Ihnen dabei helfen, besser mit den unwillkürlichen Bewegungen und Geräuschen umzugehen.
1. Lernen Sie, Tics zu verstehen
Tics sind kein Ausdruck von psychischen Problemen. Und sie sind erst recht kein Fehlverhalten, mit dem Ihr Kind Sie ärgern will. Vielmehr sind sie wohl das Resultat von gestörten Abläufen im Gehirn, die Ihr Kind nur in sehr begrenztem Ausmass steuern kann - wenn überhaupt. Zuweilen mag es ihm vielleicht gelingen, die Tics für einige Zeit zu unterdrücken. Früher oder später aber muss es dem Impuls "zu ticken" nachgeben. Rufen Sie sich dies immer wieder in Erinnerung, damit Sie sich durch das Verhalten Ihres Kindes nicht provoziert fühlen.
2. Verzichten Sie auf Ermahnungen
"Hör endlich auf zu zucken!" "Dein ewiges Räuspern nervt." "Nun reiss dich mal zusammen!" Solche Zurechtweisungen haben noch keinem Kind geholfen, die Tics loszuwerden. Im Gegenteil, jetzt, wo es weiss, wie sehr Sie sein Verhalten auf die Palme treibt, kann sich das Problem sogar verschlimmern.
3. Reduzieren Sie Stress und Druck
In Zeiten, in denen alles ein bisschen viel ist, können Tics verstärkt auftreten. Entspannungsübungen, Ablenkung durch Musik oder Tätigkeiten, die dem Kind Spass machen, helfen nicht nur, den Stress zu mindern. Oft sind die Tics während dieser Aktivitäten auch weniger ausgeprägt. Nehmen Sie zudem Druck weg, indem Sie den Alltag möglichst ruhig gestalten und den Tics nicht übermässig viel Beachtung schenken. Begleiterkrankungen wie ADHS oder Zwangsstörungen können dem Kind das Leben zusätzlich schwer machen. Bekommt es Hilfe bei der Bewältigung, entspannt sich die Gesamtsituation.
4. Notieren Sie Ihre Beobachtungen
Wenn Tics nicht innert weniger Wochen verschwinden, halten Sie fest, wie sie sich äussern, in welchen Situationen sie auftreten, wie sie sich über die Zeit verändern etc. Diese Aufzeichnungen sind bei einem allfälligen Arztbesuch sehr hilfreich. Insbesondere, weil manche Kinder den Impuls zu ticken für die Dauer des Untersuchs unterdrücken können und ihm erst zu Hause wieder nachgeben.
5. Richten Sie den Fokus auf die Stärken
Vor lauter Sorge um die Tics kann es passieren, dass Sie die guten Eigenschaften Ihres Kindes aus den Augen verlieren. Rufen Sie sich in Erinnerung, wie liebenswert es ist und was es alles gut kann. Unterstützen Sie es dabei, seine Stärken zu entwickeln und unternehmen Sie gemeinsam Dinge, die Ihnen Freude bereiten. So rücken die Tics ein wenig in den Hintergrund.
6. Lehren Sie Ihr Kind, über die Tics zu reden
Manche Menschen stellen vielleicht nur Fragen, weil sie verstehen wollen, warum das Kind unwillkürliche Bewegungen macht oder Laute äussert. Besprechen Sie mit Ihrem Kind, wie es in diesem Fall seine Tics erklären möchte. Möglicherweise ist es ihm aber lieber, wenn Sie das Erklären übernehmen. Falls Ihr Kind gehänselt wird, sollte es wissen, wie es darauf reagieren kann und wo es Hilfe bekommt. Besonders herausfordernd ist es, wenn Tics stark ausgeprägt sind und Gleichaltrige diese als aggressive Provokation missverstehen. Mit dem Kind darüber zu reden, was es in einem solchen Fall tun kann, ist speziell wichtig.
7. Informieren Sie Lehrpersonen
Wenn die Lehrerin oder der Lehrer Ihres Kindes Bescheid weiss, kann es besser vor Hänseleien geschützt werden. Zudem lassen sich dadurch Missverständnisse vermeiden. Denn schneidet ein Kind zum Beispiel Grimassen, könnte ihm dies als freches Verhalten ausgelegt werden. Eine Strafe zu bekommen für eine Bewegung, die es nicht kontrollieren kann, wäre nicht nur ungerecht, sondern auch zusätzlich belastend.
8. Zögern Sie nicht, Hilfe zu holen
Eine Tic-Störung kann das Eltern-Kind-Verhältnis stark belasten. Ist dies bei Ihnen der Fall, suchen Sie fachliche Hilfe, selbst dann, wenn die Tics erst seit kurzer Zeit auftreten. Meist wird zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine Behandlung aufgegleist. Indem Sie jedoch lernen, die Tics besser zu verstehen und nach Wegen suchen, wie Sie als Familie damit umgehen können, nimmt die Belastung ab. Auch wenn Ihr Kind stark unter den Tics leidet, sollten Sie nicht zu lange zuwarten, sondern das Thema so bald als möglich bei einer kinderärztlichen Untersuchung ansprechen.