Zu­cker­freie Er­näh­rung – geht das?

Mädchen beisst in Süssgebäck
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Aus dem Bauch her­aus ge­sagt: nein. Wir müss­ten all un­se­re Obst Por­tio­nen strei­chen, denn Ap­fel, Bir­ne & Co. lie­fern Fruc­to­se. Die­ser na­tür­li­che Ein­fach­zu­cker wür­de un­se­re „zu­cker­freie“ Er­näh­rung also schon mal ziem­lich er­schwe­ren – wer kann und will schon kom­plett auf Früch­te ver­zich­ten? Bes­ser wäre es, sich ei­ner zu­cker­ar­men Er­näh­rung zu wid­men. Vor al­lem in Hin­sicht auf den in­dus­tri­ell her­ge­stell­ten raf­fi­nier­ten Haus­halts­zu­cker. Er kommt in sei­ner Art so in kei­nem na­tür­li­chen Le­bens­mit­tel vor und lie­fert nebst wert­lo­sen lee­ren Ka­lo­ri­en kei­ner­lei nähr­stoff­rei­che In­hal­te.

Zu­cker-Al­ter­na­ti­ven

Pulverisierte Alternativen

- Bio Vollrohrzucker
- Dattelsüsse
- Birkenzucker (Xylit)
- Kokosblütenzucker

Flüssige Alternativen

- Agavendicksaft
- Honig
- Reissirup
- Ahornsirup
- Dattelsirup

Zu­cker­ar­me Er­näh­rung – geht das?


Ja, das geht. Und es ist eine sehr er­stre­bens­wer­te Er­näh­rung, ist es doch der raf­fi­nier­te Zu­cker, der Übel­tä­ter und Mit­spie­ler et­li­cher Krank­hei­ten und Über­ge­wicht ist.

Eine zu­cker­ar­me Er­näh­rung er­for­dert al­ler­dings bei der Mehr­heit von uns eine Um­stel­lung der ge­wohn­ten Er­näh­rung und ein gu­tes Mass an Dis­zi­plin. Denn die Le­bens­mit­tel­in­dus­trie hat die „Vor­tei­le“ von Zu­cker längst für sich er­kannt. Es ge­nügt nicht, sich bei den of­fen­sicht­lich süs­sen und zu­cker­rei­chen Le­bens­mit­teln zu mäs­si­gen. Milch­scho­ko­la­de strei­chen, Kaf­fee ohne Zu­cker trin­ken, Soft­ge­trän­ke mei­den und da­für Was­ser trin­ken – al­les wun­der­ba­re Vor­sät­ze und si­cher­lich Mit­hel­fer zu ei­ner ge­sün­de­ren und zu­cker­ar­men Er­näh­rung, aber die Zu­cker­fal­len ste­cken an an­de­ren Or­ten.

Zu­cker in in­dus­tri­ell ge­fer­tig­ten Pro­duk­ten


Am ge­fähr­lichs­ten sind sie da, wo man sie nicht sieht und kaum er­war­tet. Ketch­up, Fer­tigsa­lat­saucen, Bouil­lon, Fer­tig­saucen, Brot­auf­stri­che, Früh­stück­mües­li, Früch­te­rie­gel, Fer­tig­piz­za – die Lis­te ist lang. Wir dür­fen uns ei­gent­lich vor­stel­len, dass jeg­li­che Art von in­dus­tri­ell ge­fer­tig­ten Le­bens­mit­teln ei­nen mehr oder we­ni­ger ho­hen An­teil von Zu­cker ent­hal­ten. Denn wie oben er­wähnt, weiss die Le­bens­mit­tel­in­dus­trie nur zu gut, war­um man da über­all Zu­cker hin­zu­gibt. Der Roh­stoff ist bil­lig, macht ab­hän­gig, schmeckt dem Gross­teil der Be­völ­ke­rung und kon­ser­viert.

Was heisst das jetzt für un­se­re zu­cker­ar­me Er­näh­rung? Egal ob in der Schwan­ger­schaft, Still­zeit, für Ba­bies, Klein­kin­der, Schul­kin­der oder Teen­ager – die­ser ver­steck­te An­teil an Zu­cker in un­se­rer täg­li­chen Er­näh­rung muss mi­ni­miert wer­den. Dies ge­lingt vor al­lem mit ei­ner Kü­che, die auf in­dus­tri­ell ge­fer­tig­te Le­bens­mit­tel ver­zich­tet oder sie zu­min­dest in ei­nem sehr über­schau­ba­ren Mas­se ein­setzt. Da­mit wä­ren wir bei der oben er­wähn­ten Dis­zi­plin: die Fer­tig­piz­za oder die ge­fer­tig­te La­sa­gne scheint die ein­fa­che­re und be­que­me­re Va­ri­an­te zu sein, be­sitzt man aber die rich­ti­gen Re­zep­te für eine ein­fa­che, ge­sun­de und all­tags­taug­li­che Kü­che, wer­den Fer­tig­ge­rich­te und Fast Food über­flüs­sig und wir be­kom­men un­se­re Kon­trol­le über den ei­ge­nen Zu­cker­kon­sum wie­der in die ei­ge­nen Hän­de.

Re­ak­ti­on des Kör­pers auf zu viel Zu­cker


Denn es sind nicht nur die zu­sätz­li­chen Ki­los und das Über­ge­wicht, dass ein ho­her Zu­cker­kon­sum for­dert. Der Durch­schnitt von uns führt sich täg­lich eine viel zu hohe Men­ge an Zu­cker zu und zwingt da­mit die Bauch­spei­chel­drü­se, eine im­mense Ar­beit zu leis­ten. Denn die­se ver­sucht mit der Pro­duk­ti­on von In­su­lin den Blut­zu­cker­spie­gel auf ei­nem be­stimm­ten Ni­veau zu hal­ten. Kommt nun stets ein Zu­viel an Zu­cker in den Or­ga­nis­mus, er­mü­det die Bauch­spei­chel­drü­se zwangs­läu­fig an ei­nem ge­wis­sen Punkt und wir dür­fen die Dia­be­tes be­grüs­sen. Eine der Volks­krank­hei­ten, die heut­zu­ta­ge in ra­san­tem Tem­po zu­nimmt. Nicht ver­wun­der­lich bei der Art und Wei­se un­se­rer Er­näh­rung. Und das gilt für das kon­ven­tio­nel­le Fer­tig­mües­li ge­nau­so wie für das Bio Fer­tig­mües­li. In­dus­tri­el­le Le­bens­mit­tel ent­glei­ten un­se­rer Kon­trol­le und so­mit auch un­se­rem Stre­ben nach zu­cker­ar­men Er­näh­rung.

So­zia­le Fol­gen bei strikt zu­cker­frei­er Er­näh­rung


Nicht nur, dass wie an­fangs er­wähnt, eine kom­plett zu­cker­freie Er­näh­rung prak­tisch nicht mög­lich ist. Es führt ge­ra­de bei Kin­dern dazu, dass aus so­zia­ler Sicht eine un­er­wünsch­te Son­der­stel­lung ein­ge­nom­men wird. Kin­der, de­ren El­tern ih­nen jeg­li­chen Kon­sum von Zu­cker ver­weh­ren, dür­fen we­der von Ge­burts­tags­ku­chen noch von som­mer­li­chen Gla­cés oder Sa­mich­laus-Leb­ku­chen na­schen. Sie las­sen sie also qua­si an wich­ti­gen so­zia­len Er­eig­nis­sen nicht teil­neh­men. Die­se Art von zu­cker­frei­em Es­sen ist nicht er­stre­bens­wert. Denn eine to­ta­le Ver­ban­nung von süs­sen und zu­cker­hal­ti­gen Le­bens­mit­teln führt auf Dau­er eher in die ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tung. Ver­bo­te­nes führt zu grös­se­rem Ver­lan­gen, ja kann so­gar zur Sucht wer­den. Darf in Kin­der­jah­ren ab­so­lut kein Zu­cker kon­su­miert wer­den, kann dies in Teen­ager­jah­ren dazu füh­ren, dass die neu er­lang­te Selbst­stän­dig­keit in der Ent­schei­dung, was man es­sen darf, zu ei­nem Über­mass an Zu­cker­kon­sum führt. Es wird qua­si kom­pen­siert. Da­her noch ein­mal die De­vi­se: eine zu­cker­ar­me Er­näh­rung gilt es an­zu­stre­ben. Sel­ten und wenn, dann be­wusst Zu­cker kon­su­mie­ren. Kei­ne kom­plet­ten Ver­bo­te auf­le­gen, aber Be­wusst­sein ver­mit­teln, was Zu­cker be­deu­tet und was es im Or­ga­nis­mus aus­löst.

Text Fio­ri­na Sprin­ghet­ti - Ein­fach ist auch gut - Mamall­tag Er­näh­rungs­be­ra­tung

Le­sen Sie dazu auch den Er­fah­rungs­be­richt: "Zu­cker­freie Er­näh­rung – Geht das? Ja, aber mit Aus­nah­men!"

Wis­sen


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