Die Arbeit einer Beleghebamme
Interview mit Jeanette Gröbli-Stäheli
swissmom: Was sind die Aufgaben einer Beleghebamme im Unterschied zu einer Hebamme, die im Spital arbeitet?
Jeanette Gröbli-Stäheli: Die Beleghebamme bietet individuelle Betreuung vor, während und nach der Geburt - durch Geburtsvorbereitungskurse, Schwangerschaftsbetreuung, Geburtsleitung im Spital, Wochenbett und Stillberatung. Die Beleghebamme hat die Möglichkeit werdende Eltern ganzheitlich zu betreuen. Sie baut zu den werdenden Eltern eine Vertrauensbeziehung schon während der Schwangerschaft auf. Die Geburt im Spital mit einer Vertrauensperson kann vieles erleichtern. Die Geburtsleitung durch die Beleghebamme kennt keinen Schichtwechsel nach 8.5 Stunden. Die Beleghebamme hat während einer Beleggeburt keine anderen Verpflichtungen, wie z.B. für den Tagesablauf des Spitalbetriebes verantwortlich zu sein. Was wir den Frauen für die Geburt anbieten ist das Gleiche, das auch die Hebammen dieses Spitals anbieten können. Die gute Zusammenarbeit zwischen Teamhebammen, Beleghebammen, Wochenbettabteilung und Ärztepersonal ist enorm wichtig.
Jeanette Gröbli-Stäheli arbeitet als Beleg-Hebamme am Kantonsspital Liestal, Baselland.
swissmom: Welche Hauptbeweggründe gibt es für eine Schwangere und ihren Partner, sich für eine Beleghebamme zu entscheiden?
Jeanette Gröbli-Stäheli: Das Paar entscheidet sich als erstes für eine Spitalgeburt. Dann ist es: Das Wissen zu haben, wer bei der Geburt dabei ist, und diese Vertrauensperson, die Beleghebamme mitnehmen zu können. Die Beleghebamme ist die Hebamme, die während der ganzen Eröffnungsphase, Geburtsphase, Nachgeburt und die ersten Stunden für die werdenden Eltern da ist, alles überwacht, begleitet, informiert, führt, anleitet, Verantwortung übernimmt. Wir können alle technischen Möglichkeiten einer Spitalgeburt nutzen, haben die Sicherheit und Infrastruktur des Spitals, wenn wir sie brauchen. Weil die Beleghebamme die Eltern kennt, ist es oft einfacher, das richtige für das Kind und die werdenden Eltern zu finden, das heisst die Geburtsleitung anzupassen, die verschiedenen Anliegen und Bedürfnisse zu erfassen, zu formulieren, zu vertreten und darauf einzugehen.
swissmom: Wann soll sich eine Schwangere für eine Beleghebamme entscheiden (in welchem Schwangerschaftsmonat)?
Jeanette Gröbli-Stäheli: Möglichst früh, ca. im 2. Schwangerschaftsmonat, bei der Hebamme anrufen und ihr ankündigen, dass ein Kind erwartet wird. Telefonieren und nachfragen kann man immer.
swissmom: Wo findet die Schwangere eine Beleghebamme?
Jeanette Gröbli-Stäheli: Das System gibt es nur vereinzelt in der ganzen CH. Die Hebammen kann man über die Internetseite des Schweizerischen Hebammenverbandes, www.hebamme.ch, finden, oder die Infobroschüre des Schweizerischen Hebammenverbandes anfordern. Sonst über Gynäkologen, oder die Spitäler selbst anfragen. Die meisten Frauen finden uns aber schlussendlich über Freundinnen und Bekannte. Das Kantonsspital Liestal ist im Moment das einzige Spital im Raum Basel, welches ein Beleghebammensystem anbietet. Auch dies zeigt klar, dass Liestal für moderne und ganzheitliche Geburtshilfe in allen Belangen einsteht. Die Bedürfnisse der werdenden Eltern werden ernst genommen.
swissmom: Kann eine Beleghebamme auch Risikoschwangere betreuen?
Jeanette Gröbli-Stäheli: Ja, weil wir ja immer von Anfang an eine Spitalgeburt planen und so die ganze Infrastruktur nutzen können.
swissmom: Geben Beleghebammen auch Geburtsvorbereitungskurse?
Jeanette Gröbli-Stäheli: Ja, das ist aber von Hebamme zu Hebamme unterschiedlich. Jede entscheidet für sich selbst, was sie anbieten kann. Ich persönlich gebe z.B. Geburtsvorbereitung für Paare. Ich empfinde das als eine tolle Bereicherung, weil ich so die Möglichkeit habe, die werdenden Eltern noch besser kennen zu lernen.
swissmom: Kann eine Frau, die durch eine Beleghebamme betreut wird, auch nach der Geburt für den Wochenbettaufenthalt im Spital bleiben oder sind das ambulante Geburten?
Jeanette Gröbli-Stäheli: Die Frau kann das so entscheiden, wie es für sie stimmt. Mit Beleghebammen kann man ambulant gebären, man kann eine Frühentlassung anstreben, das heisst z.B. nach zwei Tagen wieder nach Hause gehen, oder das ganze Wochenbett im Spital verbringen.
swissmom: Betreut die Beleghebamme die Mutter während dem Wochenbett im Spital sowie auch zu Hause?
Jeanette Gröbli-Stäheli: Solange die Mutter mit ihrem Kind auf der Wochenbettstation ist, wird sie vom Fachpersonal des Spitals betreut und angeleitet. Die Beleghebamme übernimmt dann wieder, sobald die Frau nach Hause kommt und noch eine Hebammenbetreuung braucht. Ambulante Geburten oder Frühentlassungen werden zu Hause von der Beleghebamme täglich besucht, bis alle Mitglieder der neuen Familie ihre ersten Tage in ihrem Leben gut gegangen sind.
Jeanette Gröbli-Stäheli
Hebamme
Hauptstrasse 95
4445 Häfelfingen BL
Tel / Fax: 061 599 89 21