Korrekte Wundversorgung bei Kindern
Pflaster, Naht oder Salbe: Alles über die richtige Behandlung von verschiedenen Arten von Wunden.
Die richtige Versorgung von Wunden ist je nach Verletzungsart unterschiedlich und entscheidet oftmals darüber, wie schnell und kosmetisch schön eine Wunde verheilt.
❗️Das Wichtigste in Kürze
- Schürfwunden mit einem Hydrokolloidpflaster abdecken oder Wundgel auftragen
- Platz- und grössere Schnittwunden ärztlich behandeln lassen
- Kleine Schnittwunden mit Steri-Strips verschliessen
- Mit Bisswunden die Kinderärztin aufsuchen
- Erstversorgung einer blutenden Wunde
- So desinfizieren Sie eine Wunde richtig
- Behandlung von Schürfwunden bei Kindern
- Was tun bei Riss-, Quetsch- und Platzwunden?
- So werden Schnittwunden bei Kindern behandelt
- Behandlung von Bisswunden bei Kindern
- Blasen aufstechen oder belassen?
- Umlauf oder Nagelbettentzündung bei Kindern – wie behandeln?
- Salbe oder Pflaster für die Wundheilung?
- Tipps und Tricks rund um die Wundbehandlung
- Quiz über die Wundversorgung
- Aus der Forschung
Erstversorgung einer blutenden Wunde
Bei kleineren Wunden können Sie die Erstversorgung selber vornehmen. Praktisch ist, wenn Sie immer ein kleines Notfallset dabei haben, wenn Sie mit Kindern unterwegs sind:
Desinfektions-Spray
sterile Tupfer und Kompressen
Pflaster
Fixierpflaster
Hydrokolloidpflaster oder-gel
Gazebinde oder elastische Binde
Verband
Schere
Eine blutenden Wunde muss zuerst gestillt werden. Legen Sie dazu mehrere sterile Tupfer auf die Wunde und verbinden Sie diese mit einer Gazebinde oder einer elastischen Binde. Wenn Sie dabei mit der Binde etwas Zug ausüben, bewirken Sie einen leichten Druck auf die Wunde und die Blutung wird schneller gestoppt.
Bei stärkeren Blutungen sollten Sie einen Druckverband anlegen. Dazu legen Sie nach der ersten Umwicklungen mit der Binde ein Verbandspäckchen auf die Binde direkt über der Wunde und wickeln den Rest straff um den verletzten Körperteil.
Übrigens: Das Infektionsrisiko bei stark blutenden Wunden ist viel kleiner als bei solchen, die nur schwach bluten, weil die Blutung allfällige Keime aus der Wunde wäscht.
So desinfizieren Sie eine Wunde richtig
Eine offene Wunde ist immer eine Eintrittspforte für Keime. Desinfektionsmittel reduzieren die Anzahl der Keime in und um eine Wunde herum und beugen so einer Infektion vor.
Für die Desinfektion einer Wunde, die Sie selber behandeln können, benutzen Sie am besten ein Wunddesinfektions-Spray. Diese Sprays enthalten keinen Alkohol, brennen darum nicht und sind für Kinder besonders gut geeignet. Wichtig ist, dass Sie das Desinfektionsmittel nicht abwischen, sondern trocknen lassen. Wenn Sie ein Pflaster auf die Wunde kleben möchten und die Wundumgebung aufgrund der Desinfektion noch zu feucht dafür ist, zahlt sich ein wenig Geduld aus. Praktisch für unterwegs sind einzeln abgepackte Wundreinigungstücher.
Sollte sich die Wunde trotzdem infiziert haben, erkennen Sie dies an folgenden Zeichen: zunehmende Schmerzen, Rötung, Schwellung, Überwärmung und dass das Kind die verletzte Körperstelle nicht mehr bewegen mag. Schreitet die Infektion fort, bekommt das Kind Fieber und die Wunde beginnt übel zu riechen. Eine infizierte Wunde sollten Sie immer dem Kinderarzt zeigen.
Behandlung von Schürfwunden bei Kindern
Schürfwunden sind in der Regel harmlos, denn es wird nur die oberste Hautschicht verletzt. Am häufigsten geschehen Schürfwunden durch Stürze, darum sind auch Knie, Ellbogen und die Handflächen am meisten betroffen. Oft sind sie stark verschmutzt und können sich darum entzünden, wenn sie nicht richtig behandelt werden.
Enfernen Sie Fremdkörper und Schmutz. Gerade bei Stürzen auf Kies müssen Sie eventuell kleine Steinchen mit einer Pinzette entfernen.
Reinigen Sie die Wunde unter lauwarmem, fliessendem Trinkwasser oder notfalls Mineralwasser.
Desinfizieren Sie die Wunde mit einem Desinfektionsspray und lassen sie es trocknen.
Kleine und oberflächliche Schürfwunden können Sie offen abheilen lassen. Wenn sich die Wunde zu verschliessen beginnt, eignet sich eine Salbe mit Dexpanthenol. Sie fördert die Erneuerung der Hautschicht und spendet Feuchtigkeit.
Für grössere Schürfwunden sollten Sie ein Hydrokolloidpflaster oder ein luftdurchlässiges Wundgel zur feuchten Wundheilung verwenden. Dadurch, dass die Wunde nicht austrocknet und sich somit keine Kruste bildet, entstehen schneller neue Gewebszellen, was die Wundheilung begünstigt. Ausserdem wird das Risiko einer Narbenbildung reduziert.
Überprüfen Sie den Tetanus-Schutz, auch bei kleinen Schürfwunden. Die letzte Impfung sollte nicht länger als 10 Jahre zurückliegen.
Was tun bei Riss-, Quetsch- und Platzwunden?
Eine Platzwunde entsteht, wenn die Haut aufgrund einer stumpfen Gewalteinwirkung aufplatzt. Wenn sie aufplatzt oder reisst, weil sie gequetscht wurde – zum Beispiel beim Einklemmen eines Fingers – entsteht gleichzeitig eine Quetschwunde.
Wird die Haut gequetscht, ohne dass eine offene Verletzung entsteht, kommt es zu einem Bluterguss. Dabei reissen die kleinen Blutgefässe unter der Haut und das Blut läuft in das umliegende Gewebe. Mit Kühlung, Hochlagerung und Arnika-Umschlägen oder -salbe können Sie dieses Hämatom behandeln.
Bei grösseren Platzwunden sind die Wundränder durch das Aufplatzen der Haut nicht glatt, sondern unregelmässig. In diesem Fall sollte ein Arzt die Wunde behandeln, damit ein möglichst schönes kosmetisches Ergebnis erzielt wird, vor allem im Gesicht. Je nach Ort, Grösse und Beschaffenheit der Wunde wird diese dann genäht oder verklebt.
Bei einer Wunde, die genäht werden muss, sollte dies innerhalb der ersten 6 bis 8 Stunden geschehen. Andernfalls könnte sie von Krankheitserregern besiedelt werden und sich infizieren.
So werden Schnittwunden bei Kindern behandelt
Viele Schnittverletzungen bei Kindern sind harmlos, heilen problemlos ab und sind oft auch nicht so schmerzhaft wie zum Beispiel Platzwunden.
Klafft die Wunde jedoch auseinander, ist sie sehr tief, sehr gross, blutet stark oder befindet sich im Bereich eines Gelenks, sollten Sie einen Druckverband anlegen und so bald wie möglich einen Arzt aufsuchen.
Kleine Schnittwunden, bei denen die Wundränder aufeinanderpassen, können Sie selber behandeln. Nachdem Sie die Blutung mit einem Druckverband gestoppt und die Wunde desinfiziert haben, eignen sich Wundnahtstreifen, sogenannte Steri-Strips, sehr gut.
Achten Sie darauf, dass die Wundumgebung trocken ist, damit die Strips gut haften. Drücken Sie dann die Wunde so zusammen, dass die Wundränder sich berühren. Legen Sie den ersten Steri-Strip quer über die Mitte der Wunde. Danach fahren Sie auf beiden Seiten parallel zum ersten Streifen mit einem Abstand von ungefähr 3 Millimetern fort, bis die Wunde verschlossen ist. Die Steri-Strips sollten auf beiden Seiten der Wunde gleich lang sein. Nun können Sie zum besseren Halt je einen Streifen parallel zur Wunde über die Ränder der bereits aufgeklebten Steri-Strips kleben.
Der Vorteil dieser Wundverschlusstreifen ist, dass die Wunde von aussen gut beurteilt werden kann. So sehen Sie auch, wann die Wunde gut verheilt ist und die Steri-Strips entfernt werden können. Sollte sich ein Streifen ablösen, bevor die Wunde verschlossen ist, kleben Sie einfach einen neuen auf. Achten Sie darauf, dass die Steri-Strips nicht nass werden.
Behandlung von Bisswunden bei Kindern
Tierbisse sind meist schweren Verletzungen, denn sie reissen das Gewebe auf und können eine zerfetzte Wunde verursachen, die gut sichtbare Narben hinterlässt. Ausserdem wimmelt es im Tiermaul von Krankheitserregern, die Infektionen verursachen können.
Katzenbisse sind bezüglich Schwere der Verletzung zwar harmloser, sie infizieren sich aber häufiger als Hundebisse. Und Menschenbisse sind aufgrund der Speichelbakterien und der Quetschverletzungen durch die stumpfen Zähne oft schwerwiegender als Tierbisse.
Mit blutenden Bisswunden müssen Sie immer einen Arzt aufsuchen, damit die Verletzung fachgerecht behandelt wird und medikamentös einer Infektion vorgebeugt werden kann. Ausserdem sind Bissverletzungen durch Tiere meldepflichtig. Ob eine Tollwutimpfung notwendig ist, entscheidet der Arzt anhand von verschiedenen Kriterien.
Blasen aufstechen oder belassen?
Flüssigkeitsgefüllte Blasen entstehen nach Verbrennungen, Reibung oder ungewohntem Druck. Unabhängig von der Ursache sollten Sie diese nicht öffnen oder aufstechen. Die Blase schützt das darunterliegende Gewebe vor Keimen. Das Wundwasser wird nach ein paar Tagen vom Körper resorbiert und die Haut der Blase fällt faltig zusammen.
Um das Platzen einer prall gefüllten Blase zu verhindern, eignen sich Blasenpflaster. Selbst wenn die Blase platzen sollte, ist die darunterliegende Haut mit einem solchen Pflaster vor Keimen geschützt. Blasenpflaster werden auf die trockene Haut aufgeklebt und können belassen werden, bis sie von alleine abfallen. Eine vorzeitige Entfernung kann die Blase aufreissen.
Umlauf oder Nagelbettentzündung bei Kindern – wie behandeln?
Bei einem Umlauf baden Sie den betroffenen Finger oder Zeh mehrmals täglich in warmem Kamillen- oder Malvenwasser. Damit lösen Sie die Hornhaut auf und der Eiter kann besser abfliessen. Desinfizieren Sie danach den Umlauf mit Povidon-Jod. Wenn Sie den betroffenen Körperteil ruhigstellen, wird die Heilung beschleunigt.
Salbe oder Pflaster für die Wundheilung?
Grundsätzlich ist es nie falsch, ein Pflaster auf eine blutende Wunde zu kleben. Gerade kleine Kinder lassen sich durch ein buntes Pflaster schneller trösten. Um die Wundheilung zu beschleunigen und die Narbenbildung zu verhindern, eignet sich die feuchte Wundheilung aber besser.
Dafür stehen Ihnen zwei Möglichkeiten zur Verfügung:
Tragen Sie Wundgel auf die Verletzung auf und decken Sie diese mit einem normalen Pflaster ab. Wundgels bilden einen atmungsaktiven Schutzfilm, der die Wunde vor dem Austrocknen bewahrt.
Verwenden Sie ein spezielles Pflaster zur feuchten Wundbehandlung (Hydrokolloidpflaster). Feuchte Wundpflaster können Sie auf der unauffälligen Wunde belassen, bis sie sich von selber ablösen.
Tipps und Tricks rund um die Wundbehandlung
Muss eine Wunde mit Wasser ausgespült werden, sollten Sie dazu kein kaltes Wasser verwenden. Die Gefässe ziehen sich stark zusammen und verhindern so eine gute Durchblutung, was sich wiederum schlecht auf die Wundheilung auswirkt. Verwenden Sie deshalb lauwarmes Wasser.
Ein trockenes Pflaster lässt sich mit Wundbenzin einfach und ohne Schmerzen ablösen. Befeuchten Sie dazu einen Wattebausch mit Wundbenzin und nässen Sie damit die klebenden Teile des Pflasters. Achten Sie darauf, dass die Wunde nicht mit dem Benzin in Kontakt kommt.
Wurde eine Wunde bei der Erstversorgung mit einer Gazebinde und sterilen Tupfern verbunden, werden die Tupfer durch das getrocknete Blut sehr wahrscheinlich an der Wunde kleben. Weichen Sie die verkrusteten Tupfer zum Ablösen mit Trinkwasser oder Desinfektionsmittel auf.