Das stot­tern­de Kind

Wie sich Stot­tern beim Kind äus­sert, wie Sie Ih­rem Kind hel­fen kön­nen und wann pro­fes­sio­nel­le Hil­fe an­ge­bracht ist.

Kind erklärt einer Frau etwas
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Kind­li­ches Stot­tern, die un­ge­woll­te Un­ter­bre­chung des Re­de­flus­ses, be­ginnt oft im Al­ter zwi­schen zwei­ein­halb und drei­ein­halb Jah­ren, dann, wenn die Sprach­ent­wick­lung schon fort­ge­schrit­ten ist und das Kind be­ginnt, län­ge­re und schwie­ri­ge­re Sät­ze zu bil­den.

Wie äus­sert sich Stot­tern bei Kin­dern?


Plötz­lich wer­den Lau­te, Sil­ben und Wör­ter wie­der­holt oder ge­dehnt, oft kommt es da­bei zu er­kenn­ba­ren kör­per­li­chen An­stren­gun­gen. Das Kind ver­krampft sich, es ver­zieht das Ge­sicht, der Kopf, die Arme, der Ober­kör­per zu­cken. Mäd­chen und Bu­ben sind in die­sem Al­ter noch gleich häu­fig be­trof­fen.

Es gibt un­ter­schied­li­che Ar­ten, wie Kin­der stot­tern:

  • Das to­n­i­sche Stot­tern mit Deh­nun­gen: „K-k-kat­ze“ und Blo­ckie­run­gen („Kkkkkkat­ze“) oder

  • Das klo­ni­sche Stot­tern mit Wie­der­ho­lun­gen („Ka ka ka kat­ze“) und

  • eine Misch­form aus bei­den.

Gibt es eine Ur­sa­che?


Ganz wich­tig erst ein­mal: Sie ha­ben kei­ne Schuld am Stot­tern Ih­res Kin­des!

Als Ur­sa­che des Stot­terns wer­den vie­le ver­schie­de­ne Fak­to­ren ge­nannt. So kann eine Ver­an­la­gung zum Stot­tern ver­erbt sein. Wis­sen­schaft­ler ver­mu­ten eine Funk­ti­ons­stö­rung des Ge­hirns, da sich bei Stot­te­rern und Nicht-Stot­te­rern Ak­ti­vi­tä­ten in un­ter­schied­li­chen Hirn­re­gio­nen zei­gen. Da­bei ist aber nicht si­cher, ob die­se Ver­än­de­run­gen eine Ur­sa­che oder eine Fol­ge des Stot­terns sind. Die Grün­de für die Sprech­un­flüs­sig­keit sind kom­plex; ihre Ent­ste­hung kann durch or­ga­ni­sche, psy­chi­sche, so­zia­le oder sprach­li­che Fak­to­ren be­güns­tigt wer­den.

Per­sön­lich­keit oder In­tel­li­genz ha­ben nichts mit dem Stot­tern zu tun. Auch die weit ver­brei­te­te In­ter­pre­ta­ti­on, dass stot­tern­de Kin­der schüch­tern sind, stimmt nicht. Schüch­tern­heit kann al­len­falls als Fol­ge des Stot­terns erst ent­ste­hen, dann näm­lich, wenn das Kind be­merkt, dass sein Um­feld merk­wür­dig und ge­hemmt auf sein Stot­tern re­agiert. Es will dann ver­su­chen, mög­lichst ohne zu stot­tern et­was zu sa­gen – ge­rät un­ter Druck und stot­tert da­durch noch viel mehr! Angst vor dem Stot­tern und Ver­mei­dung der frus­trie­ren­den Si­tua­ti­on be­güns­ti­gen die ne­ga­ti­ven Ge­füh­le ge­gen­über dem Spre­chen, das Stot­tern wird ent­we­der noch ver­stärkt oder das Kind ver­stummt in ver­schie­de­nen Si­tua­tio­nen, z.B. in ei­ner frem­den Um­ge­bung.

Wächst sich Stot­tern aus?


Die El­tern re­agie­ren oft ver­un­si­chert und sor­gen sich um die wei­te­re Sprach­ent­wick­lung ih­res Kin­des. Die­ses Ent­wick­lungs­stot­tern ist je­doch kein Grund zur Be­un­ru­hi­gung; ca 80% der Kin­der durch­lau­fen die­se Pha­se vor dem vier­ten Le­bens­jahr. Vier von fünf Kin­dern ver­lie­ren das un­flüs­si­ge Spre­chen vor der Pu­ber­tät ohne wei­te­re The­ra­pi­en; da­bei ge­lingt es Mäd­chen leich­ter, das Stot­tern zu über­win­den.  Erst in der Pu­ber­tät ent­schei­det sich, ob sich das Stot­tern ver­liert oder chro­nisch wird. Erst jetzt be­ginnt das ei­gent­li­che, ma­ni­fes­tier­te Stot­tern, das sehr schwer zu über­win­den ist und den Er­wach­se­nen meis­tens ein Le­ben lang be­glei­tet. Im Er­wach­se­nen­al­ter stot­tern vier bis fünf Mal mehr Män­ner als Frau­en.`

So hel­fen Sie Ih­rem stot­tern­den Kind


Es gibt ei­ni­ge Tipps, wie Sie den Rück­gang des Stot­terns be­ein­flus­sen kön­nen:

  • Am meis­ten hel­fen Sie Ih­rem Kind mit viel Ge­las­sen­heit. Weg­se­hen, er­schre­cken si­gna­li­siert dem Kind: Das war falsch!

  • Kor­ri­gie­ren Sie Ihr Kind nicht, las­sen Sie es nicht Wör­ter oder Sät­ze "rich­tig" wie­der­ho­len, die es nicht flüs­sig aus­spre­chen konn­te.  

  • Hö­ren Sie lie­ber auf das, was das Kind Ih­nen in­halt­lich mit­tei­len woll­te – und nicht auf die Art, wie es sein An­lie­gen for­mu­liert hat.

  • Las­sen Sie Ihr Kind  aus­re­den und hel­fen Sie ihm nicht schon beim zwei­ten An­lauf über die Schwie­rig­keit hin­weg.

  • Hö­ren Sie Ih­rem Kind ge­dul­dig und auf­merk­sam zu. Hal­ten Sie da­bei wenn im­mer mög­lich den Blick­kon­takt zu Ih­rem Kind und zei­gen Sie Ihr In­ter­es­se.

  • Gut ge­mein­te Rat­schlä­ge wie " Sprich lang­sam" oder "hol erst­mal Luft" hel­fen Ih­rem Kind nicht, son­dern ver­stär­ken den Druck. 

  • Ver­mei­den Sie auch häu­fi­ges Nach­fra­gen und zwin­gen Sie Ihr Kind nicht, Ih­nen grad jetzt so­fort zu er­zäh­len, was es er­lebt hat –  er­zäh­len Sie lie­ber erst von sich und er­mu­ti­gen Sie da­mit Ihre Toch­ter, Ih­ren Sohn auch ihre/ sei­ne Er­leb­nis­se zu schil­dern.  

  • Spre­chen Sie ru­hig und lang­sam und for­mu­lie­ren Sie ein­fa­che­re Sät­ze, das hilft dem Kind, wenn es Sie nach­ah­men will.

  • Wenn Ihr Kind si­gna­li­siert, dass es das Stot­tern be­merkt und frus­triert ist, ge­hen Sie dar­auf ein, re­den sie in ru­hi­ger und ge­las­se­ner Spra­che mit ihm dar­über.

  • Be­zie­hen Sie Ihr fa­mi­liä­res und so­zia­les Um­feld  in Ihre Be­mü­hun­gen um den rich­ti­gen Um­gang mit der vor­über­ge­hen­den Sprach­stö­rung Ih­res Kin­des mit ein, da­mit auch Freun­de, Nach­barn und  an­de­re Per­so­nen z.B. im Kin­der­gar­ten oder in der Kita ge­dul­dig und ge­las­sen re­agie­ren.

Wann braucht Ihr Kind pro­fes­sio­nel­le Hil­fe?


Hil­fe von aus­sen ist dann rat­sam, wenn sich das Stot­tern über ei­nen Zeit­raum von un­ge­fähr ei­nem hal­ben Jahr nicht wie­der legt und im Ge­gen­teil stär­ker wird. Dann ist ein Be­ra­tung bei ei­ner Fach­per­son der Sprach­the­ra­pie / Lo­go­pä­die si­cher sinn­voll. Falls Ihr Kind häu­fig und lan­ge an ei­nem Laut fest hängt, es sich da­bei ver­krampft und dazu viel­leicht so­gar die oben ge­nann­ten kör­per­li­chen An­stren­gun­gen zeigt, soll­ten Sie frü­her Rat su­chen. Dies gilt auch wenn Sie mer­ken, dass Ihr Kind nicht mehr ger­ne spricht und wü­tend und frus­triert auf die Stot­ter­sym­pto­me re­agiert.

Letzte Aktualisierung: 17.01.2022, AG

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