Wir kaufen (ganz bestimmt nie auch nur das geringste bisschen) Feuerwerk
Es ist einer meiner meistgefürchteten Momente: Du kommst aus den Sommerferien zurück, gehst nichts Böses ahnend in den nächst gelegenen Supermarkt, weil der Kühlschrank leer ist und plötzlich findest du dich von deinem Kind zum Stand mit dem Feuerwerk, den sie während deiner Abwesenheit klammheimlich vor dem Laden aufgebaut haben, hingezerrt. Du versuchst, deine Hand aus dem festen Griff deines Kindes zu entwinden, verzweifelt schaust du dich um nach irgend einer Neuheit, die den Blick deines Kindes von den Vulkanen, den Raketen und den Frauenfürzen abwenden könnten, aber da ist nichts. Wo sind sie denn, die münzenbetriebenen Flugzeuge, die Wasserpistolen, die Kaugummimaschinen, jetzt, wo du ausnahmsweise mal froh wärest darum? Weg sind sie und so bleibt dir nichts, als dich der Frage deines Kindes zu stellen, dieser Frage, die es mit leuchtenden Augen und voller Hoffnung äussert: "Gell, Mama, dieses Jahr kaufen wir mal richtig viel Feuerwerk?"
Was soll man da sagen? Mir kommt als erstes jeweils ein gebrummtes "Da könnten wir unser Geld ebensogut anzünden" über die Lippen, aber immerhin habe ich inzwischen gelernt, diesen Satz so leise zu äussern, dass die Tränen nicht sogleich fliessen. Als nächstes kämpft sich das Argument mit dem Umweltschutz an die Oberfläche. "Weisst du eigentlich, wie viel Feinstaub mit diesem Feuerwerk in die Luft gelangt?", möchte ich mein Kind fragen. Doch dann kommt mir in den Sinn, dass heutzutage kein Schwein mehr von Feinstaubbelastung redet und weil ich nicht will, dass mein Kind mich für ein Fossil aus längst vergangenen Zeiten hält, verkneife ich mir die Frage. Stattdessen weise ich zaghaft darauf hin, dass unsere Haustiere vielleicht nicht allzu glücklich sein werden, wenn wir Feuerwerk abbrennen. "Denk doch mal an die armen Katzen. Und die Wachteln würden bestimmt zehn Tage lang kein einziges Ei mehr legen vor lauter Angst." Aber wem will ich etwas vormachen. Unser Nachbar ist der unbestrittene Feuerwerkskönig des Dorfes, unsere Tiere werden sich also ohnehin panisch in den hintersten Winkel verkriechen, da kommt es auf zwei oder drei Knallkörper mehr auch nicht mehr an. Bleibt nur noch das Argument mit meinem gespaltenen Verhältnis zum Nationalfeiertag. Bloss, wie erkläre ich einem verzückten Fünfjährigen, dass ich zwar durchaus dankbar bin, in einem friedlichen und schönen Land zu leben, dass Nationalfeiertage bei mir aber stets ein etwas ungutes Gefühl auslösen und zwar unabhängig davon, ob es nun Schweizer sind, die feiern, Mexikaner, Franzosen oder Amerikaner?
Ich kann es drehen und wenden wie ich will, ich habe kein einziges Argument zur Hand, das einem Fünfjährigen das Feuerwerk madig machen könnte. Und so bleibt mir nichts anderes übrig, als aus dem riesigen Sortiment die Dinge auszusuchen, die für mein Kind nach möglichst viel Feuerwerk aussehen und die mir die Illusion erhalten, ich sei meinen Prinzipien treu geblieben.