Ge­burts­po­si­tio­nen

Gebärende in der Badewanne
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la krit­zer-de­sign / Schwei­ze­ri­scher Heb­am­men­ver­band

Sie wer­den sich si­cher im­mer wie­der fra­gen, wie Sie Ihr Kind auf die Welt brin­gen wer­den. Es gibt ja so vie­le Ar­ten und auch ver­schie­de­ne Ge­bär­po­si­tio­nen! Von al­len sei ne­ben dem Kopf­stand die Rü­cken­la­ge die schlech­tes­te Po­si­ti­on, ein Kind zu ge­bä­ren, mei­nen ei­ni­ge fort­schritt­li­che Ge­burts­hel­fer. Da­bei braucht die wer­den­de Mut­ter je­des Mal sehr viel Kraft, um ih­ren Ober­kör­per in der Press­pha­se an­zu­he­ben und kann in die­ser Hal­tung auch die Schwer­kraft nicht nut­zen. Au­ßer­dem be­wirkt der Druck der Ge­bär­mut­ter auf die gro­ßen Blut­ge­fä­ße im Bauch eine Ver­min­de­rung des Blut­flus­ses zum Her­zen. Dies kann Kom­pli­ka­tio­nen (Vena-cava-Syn­drom) her­vor­ru­fen.

Des­halb gibt es in den mo­der­nen Ge­bär­sä­len heu­te nicht nur ein Ent­bin­dungs­bett, auf dem Sie lie­gen oder sit­zen kön­nen und das je nach Be­darf ein­ge­stellt wer­den kann. Es gibt z.B. auch ei­nen Sack­stuhl (Lie­ge­sack), der mit klei­nen Ku­geln ge­füllt ist, die sich stüt­zend und for­mend Ih­rem halb-lie­gen­den Kör­per an­pas­sen. Und ge­le­gent­lich so­gar ei­nen Ge­burts­stuhl oder Ge­bär­ho­cker wie bei vie­len Na­tur­völ­kern. Auf ihm kann die Ge­bä­ren­de ent­spannt in ei­ner auf­rech­ten Po­si­ti­on mit der Schwer­kraft ihr Kind auf die Welt brin­gen. Vie­le Frau­en be­kom­men je­doch nach ei­ni­ger Zeit Schmer­zen in den Kni­en und im Rü­cken. Die­se Po­si­ti­on schränkt aus­ser­dem den Blick von Arzt und Heb­am­me auf den Ge­burts­ka­nal ein, er­leich­tert die Aus­trei­bungs­pha­se aber sehr. Eine wei­te­re Mög­lich­kei­ten ist die Was­ser­ge­burt.

Die auf­rech­te Hal­tung der wer­den­den Mut­ter trägt viel zu ei­nem po­si­ti­ven Ge­burts­ver­lauf bei. Denn er­wie­sen ist:

  • In der Senk­rech­ten (also wenn die Mut­ter kniet, hockt oder steht) kann die Schwer­kraft dem Kind mit auf die Welt hel­fen.

  • Men­schen­kin­der ha­ben ei­nen sehr gros­sen Kopf, der sich gleich­sam aus dem Be­cken der Mut­ter her­aus­schrau­ben muss.

  • Auf­recht ist das Be­cken au­to­ma­tisch lo­cke­rer, der Druck der We­hen wirkt schnel­ler und ef­fek­ti­ver.

  • In der auf­rech­ten Hal­tung rutscht das Köpf­chen nicht stän­dig wie­der zu­rück, wenn es die letz­te Hür­de, das leicht nach oben ge­bo­ge­ne Steiss­bein der Mut­ter, pas­sie­ren muss.

  • Ste­hen, sit­zen, ho­cken, an ei­nem Seil oder ei­ner Spros­sen­wand hän­gen ist die viel ak­ti­ve­re Lage als wie krank auf ei­nem Bett zu lie­gen. Die wer­den­den Müt­ter füh­len sich auf­recht stär­ker und kön­nen den We­hen viel bes­ser be­geg­nen.

  • Die Ge­burts­hel­fer re­den mit den Frau­en nicht von oben her­ab, son­dern gleich­sam Auge in Auge, wenn die Frau nicht liegt.

  • Soll­ten die We­hen, aus wel­chem Grund auch im­mer, schwä­cher wer­den oder so­gar ganz auf­hö­ren, kann die auf­rech­te Po­si­ti­on sie auf na­tür­li­che Wei­se wie­der in Gang brin­gen. Die Kon­trak­tio­nen ge­hen auch ohne We­hentropf wei­ter, weil der Druck des Köpf­chens jetzt bes­ser wir­ken kann.

  • Bei wer­den­den Müt­tern, die nicht lie­gen, wird sel­te­ner ein Damm­schnitt ge­macht. Das Ge­we­be dehnt sich leich­ter.

  • Auf­recht geht die Ge­burt auch schnel­ler. Aus den vor­her ge­nann­ten Grün­den, aber auch weil die Frau ein bes­se­res und ak­ti­ve­res Kör­per­ge­fühl ent­wi­ckeln kann. Es ist ihre Ge­burt und nicht ein Vor­gang, über den die Heb­am­me, der Arzt oder die Ärz­tin ent­schei­den.

  • Auch die Nach­ge­burt geht schnel­ler und kom­pli­ka­ti­ons­lo­ser vor sich.

  • Das so­ge­nann­te Vena-Cava-Kom­pres­si­ons­syn­drom, bei dem die Ge­bär­mut­ter auf die gros­se Hohl­ve­ne (Vena Cava) drückt und so den Blut­fluss zum Her­zen der Mut­ter und so auch die Sauer­stoff­ver­sor­gung des Kin­des be­ein­träch­tigt, tritt nur in der Rü­cken­la­ge auf.

Ei­nen ein­zi­gen Nach­teil hat die Ge­burt in auf­rech­ter Hal­tung, al­ler­dings nicht für Sie, son­dern für Heb­am­me, Arzt oder Ärz­tin: Ihr(e) Ge­burts­hel­fer(in) muss sich bü­cken, viel­leicht so­gar auf die Knie ge­hen, wenn eine Un­ter­su­chung nö­tig ist.


Letzte Aktualisierung: 08.04.2020, BH