Einlauf und Rasieren des Intimbereichs vor der Geburt
Fast alle Schwangeren haben Angst, bei der Geburt unfreiwillig Blase oder Darm zu entleeren. Kann man da vorbeugen? Und was ist mit der Schamhaar-Rasur?
Viele Frauen empfinden es als unwürdig, sich vor der Entbindung im Krankenhaus einer Reihe von routinemässigen Untersuchungen und Eingriffen unterziehen zu müssen, ohne deren Sinn zu kennen und ohne ihr Einverständnis hierfür gegeben zu haben. Dazu gehört auch der Einlauf und die Rasur der Schamhaare bzw. des Intimbereichs. Nach Meinung der Weltgesundheitsorganisation und vieler Spitäler besteht heutzutage kein Anlass mehr für derartige Massnahmen vor der Geburt.
Angst vor Kontrollverlust bei der Geburt
Natürlich ist da die panische Angst vieler Schwangeren, bei intimsten Funktionen, wie Urinieren, Stuhlgang zu haben, Winde abzulassen, keine Kontrolle mehr über den Körper zu haben. Diese Angst ist aber unbegründet. Nicht, weil es nicht passiert, sondern weil es in diesem Moment - angesichts der hochemotionalen Momente um die Geburt des Kindes - für niemanden eine Rolle spielt.
Darmentleerung durch einen Einlauf
Der Geburtskanal ist dem Enddarm direkt benachbart. Ganz normal, dass das Baby sich Platz auf diesem engen Weg schaffen muss. Hindernisse, wie z.B. Stuhl im Enddarm, wird vorsorglich durch Druck des Kindes auf den Darm oder direkt unter der Geburt in der Pressphase mit ausgeschieden. Die meisten Frauen haben ganz kurz vor der Geburt sehr weichen Stuhlgang oder sogar Durchfall. Die herannahenden Wehen sorgen so in der Regel für eine natürliche Darmentleerung auch ohne Einlauf, damit die Geburt leichter wird. Zudem ist der Appetit in den Tagen unmittelbar vor der Geburt gedämpft, es ist also meist nur wenig Stuhl im Darm vorhanden.
In den meisten Spitälern wird Ihnen freigestellt, ob Sie einen Einlauf haben wollen oder nicht. Bei Verstopfung oder zur Anregung der Wehen oder auf ausdrücklichen Wunsch der Mutter kann ein Einlauf sinnvoll sein. Denn dieser kann durchaus Vorteile haben, wie viele Hebammen bestätigen. Der Darm ist nach einem Einlauf entleert und die Frauen können sich entspannter ihren Wehen hingeben. In der Pressphase müssen sie nicht befürchten, dass während einer starken Wehe nicht nur das Kind, sondern auch der Darminhalt herausgepresst wird. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Enddarm entleert wird und das kleine Becken mehr Platz für das kindliche Köpfchen bietet. Ausserdem verkrampfen sich viele Frauen, wenn beim Pressen Stuhl mit ausgepresst wird, was das Schmerzempfinden erhöht und die Austreibungsphase verlängert. Ein Einlauf fördert zudem die Wehentätigkeit, z.B. nach dem Blasensprung. Durch die plötzlichen Darmbewegungen sollen auch Wehen stimuliert werden.
Aber die Vorstellung, dass der Einlauf u.U. im Beisein des Partners gegeben wird, empfinden viele Frauen als Zumutung. Viele Kliniken überreichen den Frauen den Einlauf deshalb sehr diskret, damit sie sich diesen selbst auf der Toilette verabreichen können. Er besteht aus einem kleinen Plastikfläschchen (Mini-Klistier), dessen Inhalt in den Enddarm gespritzt wird. Sie sitzen dabei auf der Toilette und spüren ziemlich schnell den Druck zur Entleerung.
Wenn eine Pflegefachfrau oder Hebamme den Einlauf durchführt, liegen Sie seitlich im Bett. Durch ein Röhrchen wird warmes Wasser in den Anus eingeführt. Es tut nicht weh. Nach ca. 5 Minuten verspüren Sie Stuhldrang und gehen zur Toilette.
Wie kann man den Darm sonst noch entlasten?
Sobald die ersten Wehen noch unregelmässig, aber durchaus schon spürbar beginnen, haben die meisten werdenden Mütter kaum noch Appetit. Essen Sie möglichst kleine Portionen. Leichtverdauliche Energie ist jetzt angesagt. Das kann Joghurt, Müesli, gegartes Gemüse, frisches Obst (sehr gut: Bananen), Trockenobst, Gemüsebouillon sein. Viel trinken (v.a. stilles Wasser) ist wichtig.
Schwer verdauliche, fetttige Speisen wie gebratenes Fleisch, Hülsenfrüchte und Kohl sind zu vermeiden.
Unfreiwillige Blasenentleerung beim Pressen
Ja, das kann passieren - aber es ist das Natürlichste der Welt. Weder Geburtshelfe noch Hebamme finden etwas dabei. Kein Grund, sich zu schämen! Vorsorglich können Sie beim Eintritt ins Spital zur Toilette gehen und die Blase entleeren. Während der Wehen sammelt sich In der Blase nur eine sehr kleine Menge wieder an.
Rasur im Intimbereich - wirklich sinnvoll?
Die Schamhaare werden praktisch überhaupt nicht mehr im Spital rasiert, das gilt als veraltet. Es treten dadurch nicht mehr Infektionen auf als früher. Sollte die Intimbehaarung jedoch bei der Geburt oder danach störend sein, z.B. bei der Versorgung eines Dammschnitts oder Dammrisses oder bei einem Kaiserschnitt, können sie natürlich trotzdem etwas gestutzt werden.
Da heute viele Frauen sowieso im Intimbereich rasiert sind, erübrigt sich auch das in den meisten Fällen. Vorsorglich rasieren ist aber sicher nicht nötig, wenn Sie das sonst nicht tun.