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                              Fieberkrampf bei Babys

                              Wie ein Fieberkrampf aussieht, wie Sie sich verhalten sollten und was das für Ihr Kind bedeutet.

                              Fiebermesser im Vordergrund, verschwommen das Baby im Hintergrund
                              ©
                              iStock

                              Wenn ein Kind höheres Fieber hat, also über 38,5°C, plötzlich die Augen verdreht und einen starren Blick bekommt, handelt es sich wahrscheinlich um einen Fieberkrampf. 

                              So sieht ein Fieberkrampf aus


                              Manche Kinder halten dabei den Atem an, die Lippen verfärben sich blau, das Kind ist nicht ansprechbar und Arme, Beine und Gesichtsmuskeln zucken rhythmisch. Alles in allem erinnert ein Fieberkrampf an einen epileptischen Anfall. Meist tritt der Fieberkrampf in den ersten Stunden des Fiebers auf, wenn die Körpertemperatur stark ansteigt, so dass die Eltern die fiebrige Erkrankung oft erst nach dem Anfall realisieren.

                              Häufig - und meist harmlos


                              Fieberkrämpfe sind gar nicht so selten. Etwa drei von 100 Kindern sind einmal in ihrem Leben davon betroffen, am häufigsten im Alter zwischen 6 Monaten und 5 Jahren, davon am häufigsten im 2. Lebensjahr, und bei zwei Dritteln aller Kinder bleibt es bei dem einen Mal. Es sind mehr Jungen als Mädchen betroffen. Meist treten Fieberkrämpfe zwischen 18 bis 22 Uhr auf.

                              Wie ist die Prognose?


                              Ein Fieberkrampf ist erschreckend, aber meist längst nicht so schlimm, wie er aussieht. Die Prognose ist grundsätzlich gut. In den meisten Fällen hören die Anfälle bis zum Schulalter von selbst auf und Schäden verbleiben sehr selten. Nur im Ausnahmefall ist ein Fieberkrampf tatsächlich das erste Anzeichen für ein Krampfleiden, also eine Epilepsie. Die Umstände, die dazu beitragen, dass sich aus Fieberkrämpfen eine Epilepsie entwickelt, sind immer noch wenig bekannt. Die genetische Veranlagung spielt dabei eine wichtige Rolle, aber auch, ob es sich um einen unkomplizierten oder komplizierten Fieberkrampf handelt (s.u.).

                              Ein Fieberkrampf hat, wie viele wissenschaftliche Studien zeigen konnten, keinerlei Einfluss auf die intellektuelle Entwicklung des Kindes.

                              Was begünstigt einen Fieberkrampf?


                              Nicht immer findet man eine bestimmte Ursache. In vielen Fällen hat das Kind eine Virusinfektion wie z.B. das Drei-Tage-Fieber. Ein Risikofaktor scheint ausserdem Nikotin- und Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft zu sein. Fieberkrämpfe nach Impfungen sind mit 4/100.000 Kinder sehr selten.

                              Die Veranlagung zum Fieberkrampf wird oft vererbt. Fragen Sie also mal in der eigenen Familie nach, ob jemand als Kind ebenfalls einen Fieberkrampf hatte.

                              Risikofaktoren für wiederholte Fieberkrämpfe sind:

                              • Alter unter 15 Monaten,

                              • Epilepsie bei Verwandten ersten Grades,

                              • Fieberkrampf bei Verwandten ersten Grades,

                              • Besuch im Kinderhort (da dort häufiger Virusinfekte auftreten)

                              • und ein komplizierter Fieberkrampf (s.u.) in der Vergangenheit.

                              Liegen keine Risikofaktoren vor, beträgt das Risiko für einen erneuten Fieberkrampf weniger als 10%. Insgesamt (Kinder mit und ohne Risikofaktoren) kommt es nur in einem Drittel aller Fälle zu einem zweiten Fieberkrampf.

                              Einfacher Fieberkrampf


                              Alle Eltern, deren Kind einen Fieberkrampf erlitten hat, stellen sich die Frage, ob sich nun eine Epilepsie entwickeln wird. In der Regel kann der Kinderarzt oder die Kinderärztin die Eltern beruhigen, denn meist liegt ein unkomplizierter Fieberkrampf vor. Und bei 97% der Kinder, die solch einen Fieberkrampf erlitten haben, tritt später keine Epilepsie auf.

                              Ein unkomplizierter Fieberkrampf ist generalisiert, d.h. er betrifft den gesamten Körper. Es treten entweder rhythmische Zuckungen auf (Kloni) oder die Kinder strecken sich und sind ganz steif (tonisch). Manchmal wechseln sich diese Zustände auch ab (tonisch-klonisch). Selten gibt es auch atonische Krämpfe. Während dieser Krämpfe sind die Kinder ganz schlaff.

                              Ein Anfall dauert weniger als 15 Minuten. Nach dem Anfall sind die Kinder müde, neurologisch aber unauffällig. Normalerweise gibt es keine Wiederholung des Krampfes innerhalb der nächsten 24 Stunden. 

                              Komplizierter Fieberkrampf


                              Ein komplizierter Fieberkampf dagegen liegt vor, wenn das Krampfereignis begrenzt (fokal) ist, also nur einen Körperteil betrifft, länger als 15 Minuten dauert oder das Kind nach dem Anfall neurologisch auffällig ist, z.B. Lähmungen hat. Nur solch ein komplizierter Fieberkrampf ist ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Epilepsie und benötigt ggf. weitere stationäre Abklärungen (z.B. ein EEG, MRI, Lumbalpunktion). Weitere Risikofaktoren sind: Verwandte ersten Grades mit Epilepsie, neurologische Auffälligkeiten oder verzögerte Entwicklung vor dem ersten Fieberkrampf. Kinder mit 2-3 dieser Risikofaktoren haben ein Epilepsie-Risiko von 10%.

                              Was tun bei einem Fieberkrampf?


                              Ver­su­chen Sie auf kei­nen Fall, die Zu­ckun­gen zu un­ter­drü­cken. Wäh­rend des An­falls darf ein Kind nicht fest­ge­hal­ten wer­den. Le­gen Sie das Kind mit kopf­wärts ab­ge­win­kel­ten Ar­men auf den Bauch be­zie­hungs­wei­se in der sta­bi­len Sei­ten­la­ge in sein Bett oder auf den Bo­den, da­mit es sich nicht ver­letzt und de­cken Sie es nur leicht zu, mit ei­nem La­ken zum Bei­spiel. Der Kopf soll­te da­bei zur Sei­te ge­dreht und leicht nach hin­ten ge­rich­tet sein, even­tu­ell mit ei­nem Kis­sen oder Klei­dungs­stü­cken ge­pols­tert. Über­gibt sich das Kind, la­gern Sie es auf die Sei­te, da­mit das Er­bro­che­ne nicht in die Lun­ge ge­langt.

                              Wenn der An­fall län­ger dau­ert als zehn Mi­nu­ten, ru­fen Sie den Not­arzt. Am nächs­ten Tag soll­ten Sie mit dem Kind zum Haus- oder Kin­der­arzt ge­hen, um die Ur­sa­che zu klä­ren. Auf­wän­di­ge Un­ter­su­chun­gen wie eine Ana­ly­se der Rü­cken­marks­flüs­sig­keit (Lum­bal­punk­ti­on) oder eine Ab­lei­tung der Hirn­strö­me (Elek­tro­en­ze­pha­logramm = EEG) sind nur sel­ten ge­recht­fer­tigt.

                              Wie kann man einem erneuten Fieberkrampf vorbeugen?


                              Wenn Ihr Kind schon ein­mal ei­nen Fie­ber­krampf hat­te, und es wird wie­der krank, wer­den Sie als El­tern be­son­ders ängst­lich sein und ver­su­chen wol­len, Fie­ber in Zu­kunft schon früh zu be­kämp­fen. Ihr Kin­der­arzt oder Ihre Kin­der­ärz­tin kann Ih­nen vor­sorg­lich fie­ber­sen­ken­de Me­di­ka­men­te ver­schrei­ben.

                              Aber: Die Sen­kung des Fie­bers kann ei­nen Fie­ber­krampf nicht ver­hin­dern, da der Krampfan­fall häu­fig ganz zu Be­ginn des Fie­ber­an­stiegs er­folgt. Eine frühe Senkung des Fiebers führt sogar eher zu häufigerem Auffiebern und damit evtl. zu einem Krampftrigger. Kinderärzte raten deshalb von einer Fiebersenkung ab!

                              Auf kei­nen Fall soll­ten Sie Ih­rem Kind Ace­tyl­sa­li­cyl­säu­re, wie As­pi­rin oder ASS ge­ben. Bei Kin­dern kann das in sel­te­nen Fäl­len zu sehr schwe­ren Ne­ben­wir­kun­gen füh­ren.

                              Ge­gen Fie­ber hel­fen auch sehr gut Haus­mit­tel, wie zum Bei­spiel Wa­den­wi­ckel

                              In be­stimm­ten Fäl­len kann man Ih­nen vor­sorg­lich ein krampf­lö­sen­des Me­di­ka­ment (Diazepam) in ei­ner klei­nen Tube (Rec­tio­le), die über den Af­ter ein­ge­führt wird, ver­schrei­ben. Vie­le El­tern se­hen dies als Be­ru­hi­gung an, dass sie im Wie­der­ho­lungs­fall selbst ak­tiv et­was tun kön­nen. Weil die meis­ten Krämp­fe von kur­zer Dau­er sind und von al­lei­ne auf­hö­ren, soll man trotz­dem mindestens 4 Mi­nu­ten nach Krampf­be­ginn ab­war­ten, bis das Me­di­ka­ment ver­ab­reicht wird. Und wenn das Kind presst und der Rek­tio­len­in­halt wie­der her­aus­ge­drückt wird, darf man auf kei­nen Fall eine wei­te­re Rek­tio­le ge­ben. Vor al­lem bei klei­nen Kin­dern be­steht dann die Ge­fahr ei­ner Über­do­sie­rung mit der mög­li­chen Fol­ge ei­nes Atem­still­stands (Apnoe). Bes­ser soll­te man nach der ers­ten Ver­ab­rei­chung den Not­arzt ab­war­ten. Ein Krampfan­fall von bis zu 15 Mi­nu­ten schä­digt das Ge­hirn nor­ma­ler­wei­se nicht, eine Apnoe da­ge­gen si­cher.

                              Letzte Aktualisierung: 14.03.2023, BH