Herdenimmunität
Was dieser Begriff bedeutet und was er mit Impfungen zu tun hat.
Im Zusammenhang mit Krankheitserregern und Impfungen ist oft von Herdenimmunität oder dem passenden Begriff Gemeinschaftsschutz die Rede.
Was bedeutet Herdenimmunität?
Die vielen, die immun sind, schützen die wenigen, die es nicht sind, vor einer Ansteckung.
Wer gegen bestimmte Infektionskrankheiten geimpft wurde oder daran erkrankt ist, ist lebenslang oder für eine bestimmte Zeit immun dagegen. Dies bedeutet, dass die Krankheitserreger (Viren oder Bakterien) nur Minuten nach dem Eindringen in den Körper erkannt und angegriffen werden. Nach wenigen Stunden sind sie in der Regel vollständig eliminiert. Indem der Erreger vom Immunsystem so schnell bekämpft wird, kann er auch kaum auf andere Menschen übertragen werden.
Je mehr Menschen also gegen einen Krankheitserreger immun sind, desto weniger kann er sich in der Bevölkerung ausbreiten. Somit sind auch die Personen, die noch nicht immun sind, besser vor einer Ansteckung geschützt. Das Risiko, dass junge Babys und Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können, ebenfalls erkranken, wird dadurch kleiner.
Wie sich ein Erreger ungehindert ausbreiten kann
Wenn es noch keine Impfung gibt, müssten etwa 50 bis 70 Prozent der Bevölkerung die Erkrankung durchmachen, damit eine natürliche Immunität entsteht. Ein neuer Erreger, wie zum Beispiel das SARS-CoV-2, welches Covid-19 ausgelöst hat, kann sich ungehindert ausbreiten, weil noch niemand damit in Kontakt gekommen ist und Antikörper dagegen gebildet hat.
Impfungen und Herdenimmunität
Die Geschichte der Schutzimpfungen gegen Kinderkrankheiten ist auch eine Erfolgsgeschichte der Herdenimmunität: Wird ein Impfstoff eingeführt und die Zahl der geimpften Kinder steigt, sinkt die Zahl der von der Krankheit betroffenen Kinder. Sind immer mehr Kinder geschützt, wird der Krankheitserreger immer seltener auf Kinder treffen, die erkranken und den Erreger übertragen können. Er kann sich also nicht weiter ausbreiten. Durch hohe Impfraten gelingt es sogar, Viren oder Bakterien vollständig auszurotten, wie dies 1980 bei den Pocken der Fall war.
Was sind Trittbrettfahrer?
Als "Trittbrettfahrer" in Bezug auf Impfungen werden Kinder - beziehungsweise deren Eltern - bezeichnet, die sich nicht impfen lassen, aber davon profitieren, dass ausreichend Kinder in ihrer Umgebung geimpft sind. Allerdings ist dieser positive Effekt für nicht geimpfte Kinder nicht für alle Eltern das ausschlaggebende Argument gegen Impfungen.
Je mehr Eltern sich aber dagegen entscheiden, ihr Kind impfen zu lassen, desto mehr sinkt der Anteil der geimpften Personen. Der Krankheitserreger hat so grössere Chancen, auf ein nicht geimpftes Kind zu treffen und sich auf diesem Weg auszubreiten.
So können bereits verdrängte Krankheiten wieder ausbrechen, wie es bei den Masern immer wieder der Fall ist. Die Herdenimmunität ist nicht mehr genügend vorhanden und es trifft dann vor allem die empfindlichsten Kinder: noch nicht geimpfte Babys.