Wei­ter stil­len - auch in Co­ro­na­zei­ten!

Baby trinkt an der Brust und hält Augenkontakt
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Sel­ten ha­ben Men­schen ei­nen so in­ni­gen Kon­takt mit­ein­an­der wie beim An­le­gen ei­nes Ba­bys an die Mut­ter­brust. Doch vie­le stil­len­de Müt­ter sind ver­un­si­chert: Könn­te ich mein Kind aus­ge­rech­net in die­sem in­ti­men und wun­der­ba­ren Mo­ment mit dem Co­ro­na­vi­rus an­ste­cken? Ex­per­ten ge­ben Ent­war­nung und be­to­nen: Die Mut­ter­milch bleibt auch in Co­ro­na­zei­ten die op­ti­ma­le Nah­rung für das Wachs­tum und die ge­sun­de Ent­wick­lung ei­nes Kin­des. Durch Stil­len kann so­gar die Im­mun­fä­hig­keit des Kin­des ge­stärkt wer­den.

Vi­ren in der Mut­ter­milch?


Mut­ter­milch bie­tet Schutz vor vie­len Krank­hei­ten. Nur in sel­te­nen Fäl­len kön­nen beim Stil­len auch In­fek­tio­nen über­tra­gen wer­den, z.B. die HIV-In­fek­ti­on oder Ebo­la-Vi­rus-In­fek­ti­on. 

Be­züg­lich Co­vid-19 zeig­te eine Stu­die aus Ita­li­en jetzt: Das Co­ro­na­vi­rus SARS-CoV-2 wird de­fi­ni­tiv nicht durch Mut­ter­milch über­tra­gen. Da Mut­ter­milch aber An­ti­kör­per und Im­mun­kom­ple­xe ge­gen das Vi­rus ent­hält, schützt sie das Neu­ge­bo­re­ne viel­mehr vor der Er­kran­kung. Blut­pro­ben der Müt­ter zwei Tage und zwei Mo­na­te nach der Ge­burt er­ga­ben, dass an­fangs etwa 60 und spä­ter 95 Pro­zent der Müt­ter spe­zi­fi­sche An­ti­kör­per ge­gen SARS-CoV-2 auf­wie­sen. Auch in der Mut­ter­milch wa­ren ent­spre­chen­de An­ti­kör­per zu fin­den. Wäh­rend im Blut der Neu­ge­bo­re­nen an­fangs kei­ne An­ti­kör­per nach­weis­bar wa­ren, nahm die Men­ge in ih­rem Spei­chel in­ner­halb von zwei Mo­na­ten deut­lich zu. Ge­still­te Kin­der hat­ten deut­lich hö­he­re An­ti­kör­per­men­gen als Kin­der, die Säug­lings­nah­rung be­kom­men hat­ten. Kei­nes der 21 Kin­der, de­ren Müt­ter sich in der spä­ten Schwan­ger­schaft mit Co­vid-19 an­ge­steckt hat­ten, zeig­ten in­ner­halb der ers­ten bei­den Mo­na­te nach der Ge­burt Sym­pto­me.

Eine ka­­li­­for­­ni­­sche Stu­­die - die bis­her grös­s­­te Stu­­die zu Mu­t­­ter­­milch und Sars-CoV-2 - gibt eben­falls En­t­­war­­nung: Ge­­ne­­ti­­sches Ma­­te­­ri­al des Co­ro­­na­vi­­rus lässt sich zwar in der Brust­­­milch von in­­­fi­zier­­ten Müt­­tern nach­­wei­­sen, dies führt aber nicht zu in­­­fe­k­­tiö­­sen, sich re­­pli­zie­­ren­­den Vi­­rus­par­­ti­keln, der so­ge­­nan­n­­ten sub­­ge­­no­­mi­­schen RNA (SgRNA).

Über­tra­gung durch Tröpf­chen­in­fek­ti­on


Das Sars-CoV-2 wird vor al­lem über win­zi­ge Tröpf­chen aus Mund und Ra­chen beim Nie­sen, Hus­ten und Spre­chen über­tra­gen, ganz ähn­lich wie das bei man­chen an­ste­cken­den Kin­der­krank­hei­ten oder bei der Vi­rus­grip­pe In­flu­en­za der Fall ist. Eine An­ste­ckung über ver­un­rei­nig­te Ober­flä­chen wie Tür­klin­ken oder Hal­te­grif­fe ist we­ni­ger wahr­schein­lich, aber nicht un­mög­lich. Das Co­ro­na­vi­rus über­lebt bis zu drei Stun­den in Par­ti­keln in der Luft, bis zu vier Stun­den auf Kup­fer, bis zu 24 Stun­den auf Kar­ton und drei Tage auf Plas­tik und rost­frei­em Stahl.

En­ger Haut­kon­takt ist beim Stil­len un­ver­meid­bar


Über en­gen Haut­kon­takt beim Um­gang mit dem Baby ist eine An­ste­ckung leicht mög­lich. Soll­te bei ei­ner Mut­ter ein Ver­dacht auf eine Co­ro­na­vi­rus-In­fek­ti­on (Co­vid-19) be­stehen, weil sie ty­pi­sche Krank­heits­sym­pto­me hat, oder ist die In­fek­ti­on bei ihr be­reits be­stä­tigt wor­den, müs­sen eine Rei­he von Hy­gie­ne-Vor­keh­run­gen ge­trof­fen wer­den, um das Ri­si­ko der Über­tra­gung auf das Baby zu ver­min­dern.

Hy­gie­ne wäh­rend des Stil­lens


Die „Stif­tung Kin­der­ge­sund­heit“ emp­fiehlt in Über­ein­stim­mung mit der in­ter­na­tio­na­len „Aca­de­my of Bre­ast­fee­ding Me­di­ci­ne“ und der deut­schen „Na­tio­na­len Still­kom­mis­si­on“ fol­gen­des Vor­ge­hen:

  • Hän­de­wa­schen: Vor und auch nach dem kör­per­li­chen Kon­takt mit dem Kind soll­te die Mut­ter gründ­lich die Hän­de wa­schen. Gründ­lich heisst: etwa zwan­zig Se­kun­den lang. Das ist etwa so lan­ge wie zwei­mal hin­ter­ein­an­der „Hap­py bir­th­day“ zu sin­gen. 

  • Händ­e­des­in­fek­ti­on: Zur häus­li­chen Hand­hy­gie­ne ge­hört die Ver­wen­dung ei­nes al­ko­hol­hal­ti­gen Hand­des­in­fek­ti­ons­mit­tels.

  • Mund­schutz: Es emp­fiehlt sich das An­le­gen ei­nes Mund­schut­zes vor dem Auf­neh­men des Kin­des und auch wäh­rend des Stil­lens, um die Über­tra­gung von Tröpf­chen zu ver­hin­dern.

  • Hy­gie­ne beim Ab­pum­pen: Kann die Mut­ter ihr Kind nicht stil­len, kann die Mut­ter­milch auch ab­ge­pumpt und dem Baby durch den Va­ter oder eine an­de­re Per­son ge­füt­tert wer­den. Vor dem Ab­pum­pen soll­te die Mut­ter die Hän­de gründ­lich wa­schen, be­vor sie Tei­le der Pum­pe oder des Fläsch­chens be­rührt. Pum­pe und Fläsch­chen soll­ten nach je­dem Ge­brauch ste­ri­li­siert wer­den.

  • Re­gel­mäs­si­ges Lüf­ten der Wohn­räu­me: Auch das schützt vor der An­ste­ckung mit dem Co­ro­na­vi­rus. 

  • So­ci­al Di­stan­cing: Men­schen­an­samm­lun­gen mit dem Neu­ge­bo­re­nen mei­den.

(Quel­le: Stif­tung Kin­der­ge­sund­heit)

Imp­fung für stil­len­de Müt­ter?


Von Sei­ten al­ler Fach­ge­sell­schaf­ten wird fest­ge­stellt, dass nach bis­he­ri­gem Kennt­nis­stand mit der Co­ro­na-Imp­fung wäh­rend der Still­zeit kein er­höh­tes Ri­si­ko für die Stil­len­de oder den Säug­ling ver­bun­den ist. Es be­stehe kei­ne Not­wen­dig­keit, die Imp­fung we­gen des Still­be­ginns zu ver­zö­gern, das Stil­len we­gen der Imp­fung zu un­ter­bre­chen oder gar den Säug­ling ab­zu­stil­len.

Im Ge­gen­teil: Der po­ten­zi­el­le Nut­zen der Imp­fung über­wiegt bei Stil­len­den mit er­höh­tem CO­VID-19-Ri­si­ko die theo­re­ti­schen Be­den­ken hin­sicht­lich der Si­cher­heit der Imp­fung deut­lich. Es kam durch die Imp­fung so­gar zu hö­he­ren An­ti­kör­per­spie­geln, vor al­lem in den Schleim­häu­ten von Nase, Mund und Au­gen – den Ein­tritts­pfor­ten des Co­ro­na­vi­rus. Die An­ti­kör­per wa­ren auch in al­len Na­bel­schnur­blut- und Mut­ter­milch­pro­ben vor­han­den, was be­weist, dass sie von den Müt­tern an die Neu­ge­bo­re­nen wei­ter­ge­ge­ben wer­den und so gleich zwei Men­schen schüt­zen.

Ab 10.10.2022: Neue Co­ro­na-Impf­emp­feh­lung

Die neue Empfehlung für noch Ungeimpfte:

  • Kinder unter 5 Jahren: keine Impfempfehlung,
  • Kinder von 5 bis 11 Jahren: Impfempfehlung nur bei chronischer Krankheit,
  • Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren: Allgemeine Impfempfehlung, vor allem bei chronischer Krankheit und Wohnen in Gemeinschaftseinrichtung,
  • Frauen mit Kinderwunsch und Stillende: Allgemeine Impfempfehlung,
  • Schwangere Impfempfehlung ab 12 Schwangerschaftswochen.

Empfehlungen für schon Geimpfte und Genesene:

  • Einmalige Auffrischimpfung 4 Monate nach der letzten Impfung/ Infektion.   

Wo und wann Sie sich beraten und gratis impfen lassen können, erfahren Sie auf der Website Ihres Kantons oder bei der Nationalen Infoline Coronavirus (MO - FR 8 bis 18 Uhr): +41 58 463 00 00.


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