Scharlach
Über Scharlach kursieren viele Behauptungen, denn die auslösenden Bakterien besiedeln oft den Mund- und Rachenraum. Wann ist Scharlach wirklich Scharlach?
Die Erreger des Scharlach sind Streptokokken der Gruppe A, welche normalerweise eine Streprokokken-Angina verursachen. Von diesen Bakterien gibt es rund 80 verschiedenen Typen. Die Scharlach-Bakterien sind in der Lage, ein Gift zu produzieren, das den typischen Scharlachausschlag auslöst. Im Grunde ist Scharlach also eine Streptokokken-Angina mit Ausschlag.
Die Bakterien werden über Tröpfcheninfektion oder infizierte Gegenstände ( Kleidung, Spielzeug und Bücher) übertragen. Gelegentlich verbreiten sie sich auch über verunreinigte, schlecht gekühlte Lebensmittel.
Scharlach-Symptome
Die Inkubationszeit ist die Zeit, die vom Zeitpunkt der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit vergeht. Bei der Scharlach ist sie relativ kurz und beträgt nur 3 bis 5 Tage. Während dieser Zeit ist Scharlach hochansteckend, später als acht Tage nach dem Kontakt mit einem Scharlachkranken ist dann kaum noch mit einer Ansteckung zu rechnen.
Die Krankheitssymptome kommen sehr plötzlich: Zuerst Hohes Fieber bis fast 40°C, Kopfweh und sehr starke Halsschmerzen sowie Husten. Der Rachenraum ist scharlachrot verfärbt, die Zunge weisslich belegt. Übelkeit und erbrechen kommen nicht selten dazu. Nach 2 bis 4 Tagen färbt sich die Zunge himbeerrot (Himbeerzunge oder Erdbeerzunge).
Spätestens drei Tage nach Fieberbeginn zeigt sich der typische, samtartige Hautausschlag mit stecknadelkopfgrossen, dicht stehenden Flecken. Die Erhebungen des Ausschlags sind zunächst zart rosa, später flammend rot. Sie erscheinen vor allem um die Achseln, an der Brust, in der Leistengegend und an den Innenseiten der Oberschenkel. Wenn man mit der Handfläche über die Haut streicht, fühlt sie sich an wie Sandpapier oder eine leichte Gänsehaut. Der Bereich um den Mund und das Kinn herum bleibt ausgespart und erscheint weisslich (Milchbart). Juckreiz ist kaum vorhanden. Etwa drei Wochen nach Auftreten der ersten Symptome beginnt die Haut, sich zu schälen, vorwiegend an den Handflächen und Fusssohlen.
Es gibt auch Fälle von Scharlach, die völlig ohne Ausschlag verlaufen. Das Kind hat kein Fieber, nur Schluckbeschwerden, Heiserkeit und Husten. Erst nach einigen Tagen zeigt das Abschuppen seiner Haut, dass es Scharlach durchgemacht hat.
Die Erkrankung tritt meist in der kalten Jahreszeit bei relativ trockenem und windigem Wetter als kleine Epidemie auf. Obwohl schon Babys ab sechs Monaten mit Scharlach infiziert werden können, erkranken Kinder zwischen dem dritten und achten, mit einem Gipfel im vierten Lebensjahr am häufigsten. Mit zehn Jahren nimmt die Ansteckungsgefahr ab, erlischt aber nie völlig. Auch Erwachsene können an Scharlach erkranken.
Behandlung von Scharlach
Bei Auftreten der ersten Symptome sollte idealerweise ein Rachenabstrich vorgenommen werden, um die Diagnose im Schnelltest zu sichern.
Da Scharlach von Bakterien verursacht wird, kann sie grundsätzlich mit Antibiotika behandelt werden. Ob eine Antibiotikatherapie aber immer gerechtfertigt ist, wird diskutiert. Die Schweizerische Gesellschaft für Infektiologie betont, dass die Komplikationen einer Scharlacherkrankung in der Schweiz sehr selten sind, weshalb ihre Vermeidung allein keinen ausreichenden Grund für eine antibiotische Therapie mehr darstellt (Stand: November 2019). Bei bereits durchgemachten rheumatischem Fieber, anderen Grunderkrankungen oder schwerem Verlauf kann aber in der Regel nicht auf die Antibiotikatherapie verzichtet werden.
Sollte Ihr Arzt eine Antibiotikatherapie für sinnvoll halten, ist es sehr wichtig, das Antibiotikum über die gesamte verordnete Zeit einzunehmen, in den meisten Fällen zehn Tage lang. Mithilfe von Penicillin geht es dem Kind zwar schon nach 24 bis spätestens 48 Stunden wieder gut, das Verschwinden der Beschwerden bedeutet aber nicht, dass damit auch die Bakterien unschädlich gemacht wurden. Die Behandlungsdauer von zehn Tagen ist notwendig, um restlos alle Bakterien abzutöten, andernfalls könnte die Krankheit wieder aufflackern. Ausserdem besteht die Gefahr, dass sich Erreger an das Antibiotikum gewöhnen, also eine Resistenz entwickeln.
Die Vorteile der Antibiotika-Behandlung für das Kind:
Die Beschwerden verschwinden schneller.
Die Ansteckungszeit wird abgekürzt: 24 Stunden nach Einnahmebeginn besteht keine Ansteckungsgefahr mehr. Ohne Behandlung können mit Scharlach Infizierte noch bis zu drei Wochen Streptokokken verbreiten.
Das Kind darf eher wieder in den Kindergarten oder zur Schule.
Gefährliche Komplikationen (Entzündungen des Mittelohrs oder der Nebenhöhlen, Schwellungen der Lymphdrüsen und gefährliche Abszesse in den Rachenmandeln) werden vermieden.
Weiter Symptome können mit fiebersenkenden Massnahmen oder Medikamenten und Mitteln gegen Halsschmerzen behandelt werden. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind ausreichend trinkt, auch wenn es beim Schlucken Schmerzen hat. Kühle Getränke sind dabei angenehmer. Gurgeln mit Honig-gesüsstem Salbei-, Eibisch, Kamillen- oder Lindenblütentee oder desinfizierenden Lösungen können helfen, sonst auch ein schmerzlinderndes Rachenspray. Regelmässig ein Joghurt zu essen hilft ausserdem, die durch die Antibiotika beeinträchtigte Darmflora zu unterstützen.
Eine vorsorgliche Behandlung der Kontaktpersonen in Familie, Kita und Schule ist nicht nötig.
Spätfolgen und Komplikationen von Scharlach
Wenn eine Scharlacherkrankung nicht ausreichend behandelt wird, kann es nach einigen Wochen zu Spätfolgen kommen. Dazu gehören das akute rheumatische Fieber mit schmerzhaften Gelenkveränderungen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen. Auch das sogenannte Scharlachherz, eine Entzündung des Herzmuskels und der Herzinnenhaut, manchmal auch der Herzklappen, kann die Folge einer Scharlacherkrankung sein. Ebenso eine Blutvergiftung, akute Nierenentzündung und neuropsychiatrische Autoimmunerkrankungen.
Für Schwangere und ihr ungeborenes Kind stellt eine Scharlacherkrankung keine Gefahr dar.
Lebenslang immun nach Scharlach?
Scharlach hinterlässt eine lebenslange Immunität gegen die Toxine der Bakterien. Da es aber mindestens vier Scharlacherreger gibt, erkranken manche Kinder mehrmals daran. Solche Zweiterkrankungen haben nichts damit zu tun, ob das Kind mit Penicillin behandelt worden ist oder nicht. Auch eine andere Streptokokkeninfektion kann jederzeit wieder auftreten, zum Beispiel eine Mandelentzündung oder andere Infektionen im Nasenrachenraum. Eine Schutzimpfung gegen Scharlach gibt es nicht.
Scharlach, Angina und Mandelentzündung: Alles dasselbe?
Über Scharlach geistern manchmal die wildesten Behauptungen durch Kitas, Kindergärten und Schulen. Was stimmt und was ist nicht richtig?
Eine Halsentzündung ist noch lange kein Scharlach, denn 80 Prozent der Halsentzündungen werden durch Viren verursacht. Scharlach ist aber eine bakterielle Infektion.
Eine Infektion der Gaumenmandeln mit Streptokokken ist eine Streptokokken-Tonsillopharyngitis, früher Streptokokken-Angina genannt.
Der Nachweis von Streptokokken im Rachenraum wird Streptokokken-Besiedelung genannt.
Nur eine Streptokokken-Angina mit dem typischen Hautausschlag nennt man Scharlach.
Streptokokkeninfektionen werden mit dem Antibiotikum Penicillin behandelt. Nach den neueren Empfehlungen der Schweizerische Gesellschaft für Infektiologie im November 2019 kann man jedoch in den meisten Fällen auf eine Antibiotikatherapie verzichten.
Eine behandelte Streptokokkeninfektion ist nach 24 bis 48 Stunden nicht mehr ansteckend. Eine unbehandelete erst nach zwei Wochen.
Nach einer Infektion mit Streptokokken ist man nicht immun, eine erneute Infektion ist jederzeit möglich.
Gegen Streptokokken gibt es keinen Impfschutz.