Aromatherapie
Was sind ätherische Öle? Wie werden sie eingesetzt? Und worauf muss man bei der Anwendung achten?
Ob im wärmenden Vollbad, beim Entspannen nach einem langen Arbeitstag oder zum Inhalieren bei einer lästigen Erkältung: Die Düfte von ätherischen Ölen sind äusserst wohltuend. Aber hat Aromatherapie tatsächlich eine heilende Wirkung?
Was ist Aromatherapie?
Wohlriechende Öle waren in der Menschheitsgeschichte seit jeher beliebt und galten in vielen Kulturen als sehr kostbar. Die moderne Aromatherapie geht zurück auf den französischen Chemiker René-Maurice Gattefossé (1881 bis 1950), der 1910 eine nicht abheilende Verbrennung mit Lavendelöl behandelte, was eine erstaunlich schnelle Heilung bewirkte. Als Hersteller von Rohstoffen für die Parfümindustrie war er bereits vorher mit ätherischen Ölen vertraut gewesen. Nun aber widmete er sich ganz diesen Essenzen und gab seiner Entdeckung den Namen Aromatherapie.
Die ätherischen Öle, die in der Aromatherapie zur Anwendung kommen, werden durch Destillation aus Pflanzenteilen gewonnen. Die Öle duften stark; an der Luft verflüchtigt sich der Duft jedoch schnell. Ätherische Öle enthalten sekundäre Pflanzenstoffe. Das sind chemische Verbindungen, die z. B. die Aufgabe haben, Schädlinge abzuwehren oder die Pflanze vor schädlichen Umwelteinflüssen zu schützen.
Die Aromatherapie basiert auf dem Gedanken, dass jedes ätherische Öl eine bestimmte Wirkung hat und deshalb gegen vielerlei Beschwerden wirksam sein kann. Den einzelnen Düften werden verschiedene therapeutische Wirkungen zugeschrieben. Pfefferminzöl beispielsweise wird zur Linderung von Kopfschmerzen empfohlen, Lavendel zur Beruhigung und Schlafförderung.
Dass die aus Pflanzen gewonnenen Öle eine Wirksamkeit haben, ist unbestritten. Ob sie im Körper aber tatsächlich die therapeutische Wirkung entfalten, die ihnen zugeschrieben wird, ist wissenschaftlich nicht belegt. Gegen Aromatherapie als wohltuende Behandlung ist nichts einzuwenden. Düfte können in vielen Lebenslagen das Wohlbefinden verbessern. Bei grossspurigen Gesundheitsversprechen ist jedoch Skepsis geboten.
Wozu wird Aromatherapie eingesetzt?
Das Anwendungsgebiet der Aromatherapie ist sehr vielfältig. So werden die Öle beispielsweise mit Massageöl gemischt für Massagen verwendet, dem Badewasser beigegeben für Entspannungs- oder Erkältungsbäder sowie als Raumduft vernebelt, z. B. um die Konzentration zu fördern oder die Stimmung aufzuhellen. In der Schwangerschaft werden Aromaöle verwendet, um Beschwerden zu lindern; im Gebärsaal kommen sie zur Schmerzlinderung zum Einsatz. Die Öle werden auch zum Inhalieren mit Wasserdampf und zum Gurgeln eingesetzt oder zu therapeutischen Zwecken verdünnt eingenommen. Pur werden Aromaöle zudem verwendet, um den Geruchssinn nach einer Covid-Infektion wieder zu trainieren.
Gibt es Risiken?
Ätherische Öle können Hautreizungen verursachen und wenn sie zu hoch dosiert werden, reagieren viele Menschen mit Kopfweh. Zudem können sie die Atemwege reizen. Im Falle von Kampfer, Menthol, Eukalyptus, Fenchel, Rosmarin, Wermut, Pfefferminze und Teebaumöl kann dies insbesondere für Babys und Kleinkinder gefährlich werden, denn diese Öle können einen Stimmritzenkrampf auslösen. Für Babys und Kinder unter 6 Jahren sind sie deshalb nicht geeignet. Auch andere ätherische Öle sollten bei Babys und Kindern immer nur stark verdünnt und unter fachkundiger Anleitung eingesetzt werden.
Aromatherapie wird zwar in der Schwangerschaft gerne zur Beschwerdenlinderung eingesetzt, es eignen sich jedoch nicht alle ätherischen Öle für Schwangere. Von Lorbeer, Muskat, Nelken, Thymian, Wacholder, Zedernholz und Zimt wird abgeraten; Pfefferminze sollte nur verwendet werden, wenn keine verstärkte Gebärmutteraktivität beobachtet wird.
Da viele Aromaöle sehr angenehm duften, besteht die Gefahr, dass Kinder sie verschlucken, was Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auslösen kann. Mögliche Reaktionen sind jedoch auch starke Müdigkeit, Schläfrigkeit, eine allgemeine Verlangsamung in den Bewegungen oder aber eine auffällige Unruhe.
Um die Risiken möglichst gering zu halten, sollten Sie:
ätherische Öle stets ausser Reichweite von Kindern lagern.
die Öle nur zum empfohlenen Zweck und in der richtigen Dosierung verwenden.
Öle nur einnehmen, wenn sie ausdrücklich zur Einnahme empfohlen sind.
vor der grossflächigen Anwendung auf der Haut testen, ob Sie das Öl vertragen oder nicht.
Wie alle anderen alternativmedizinischen Behandlungen sollten Sie Aromatherapie nur zur Unterstützung einsetzen und nicht als Ersatz für eine wirksame Therapie.
Was sollte zudem beachtet werden?
Bei Asthma und COPD dürfen keine ätherischen Öle angewendet werden.
Wegen der Gefahr einer chemischen Lungenentzündung durch kleinste Tröpfchen von ätherischen Ölen sollten bei Babys und Kleinkindern keine Ultraschallvernebler mit ätherischen Zusätzen angewendet werden.
Vorsicht ist auch bei Epilepsie geboten, insbesondere bei ätherischen Ölen, die reich an Menthol, Cineol und Kampfer sind.
Was ist Alternativmedizin?
Als Alternativmedizin bezeichnet man Diagnose- und Behandlungsmethoden, die anstelle von naturwissenschaftlich begründeten Therapieformen zum Einsatz kommen. Werden sie ergänzend zu "schulmedizinischen" Behandlungen eingesetzt, spricht man von "Komplementärmedizin". Obschon sich die einzelnen Methoden stark unterscheiden, gibt es einige Gemeinsamkeiten:
- Sie basieren auf Grundprinzipien, die sich nicht mit dem aktuellen Wissensstand der Forschung decken. Oft sind sie auch durch weltanschauliche Überzeugungen geprägt.
- Ihre Wirkungsweise kann nicht mithilfe der Naturwissenschaft erklärt werden.
- Ihre Wirksamkeit ist nicht zweifelsfrei durch wissenschaftliche Studien, deren Ergebnisse reproduziert werden konnten, belegt. Aus naturwissenschaftlicher Sicht wirken die Therapien nicht über den Placeboeffekt hinaus.
- Werden die Diagnose- und Therapiemethoden als Ersatz für nachweislich wirksame Behandlungen eingesetzt, besteht das Risiko, dass schwere Krankheiten unerkannt bleiben und zu spät behandelt werden.