Der „sanf­te“ Kai­ser­schnitt

Kaiserschnitt Operation
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"Sanf­ter Kai­ser­schnitt" heisst die vor ca. 30 Jah­ren ent­wi­ckel­te Ope­ra­ti­ons­me­tho­de nach Mis­gav-La­dach, ei­nem Kran­ken­haus in Je­ru­sa­lem. Was hat es da­mit auf sich?

Wie läuft ein sanf­ter Kai­ser­schnitt ab?


Der sanf­te Kai­ser­schnitt un­ter­schei­det sich nur in ei­ni­gen we­ni­gen Punk­ten von der üb­li­chen Me­tho­de: Die Schich­ten der Bauch­de­cke wer­den vor­wie­gend stumpf er­öff­net, also ohne zu schnei­den. Der etwa 12 cm lan­ge Bauch­schnitt er­folgt zu­nächst ge­nau­so wie beim klas­si­schen Kai­ser­schnitt. Die dar­un­ter lie­gen­den Schich­ten durch­trennt das Skal­pell aber dann nur in der Mit­te leicht ein. Da­nach deh­nen die Ge­burts­hel­fer das Ge­we­be rechts und links des Schnitts mit den Fin­gern wei­ter auf, zie­hen es also aus­ein­an­der. Die Ge­bär­mut­ter öff­net dann ein wei­te­rer knap­per Schnitt, das Kind wird her­aus­ge­zo­gen.

Nach dem Ein­griff wird die Ge­bär­mut­ter in­klu­si­ve der sie um­ge­ben­den Bin­de­ge­webs­hül­le mit we­ni­gen Näh­ten ver­schlos­sen. Nicht jede er­öff­ne­te Schicht muss wie­der zu­ge­näht wer­den, weil Bauch­fell, Mus­ku­la­tur und Fett­ge­we­be nicht durschnit­ten wur­den.

Spä­tes­tens zwei Stun­den nach der OP wird der Bla­sen­ka­the­ter ge­zo­gen. Da­durch ist die jun­ge Mut­ter be­weg­li­cher und we­ni­ger Throm­bo­se-ge­fähr­det. Auch auf­stei­gen­de In­fek­tio­nen in Bla­se und Nie­ren kön­nen weit­ge­hend ver­mie­den wer­den.

Wel­che Vor­tei­le hat die Me­tho­de?


Auch der sanf­te Kai­ser­schnitt ist eine Ope­ra­ti­on, bei der Ge­we­be ver­letzt wird. Es be­stehen auch die­sel­ben Ri­si­ken ei­ner Kom­pli­ka­ti­on wie bei der die klas­si­schen Schnitt­ent­bin­dung. Bei der Mis­gav-La­dach-Me­tho­de kann der Ein­griff aber sehr viel schnel­ler durch­ge­führt wer­den. Ins­ge­samt ge­se­hen ist der Wund­ver­schluss ver­ein­facht, die Ope­ra­ti­ons­dau­er und auch die Nar­ko­se­dau­er um etwa ein Drit­tel ver­kürzt und der Hei­lungs­pro­zess be­schleu­nigt. Die jun­gen Müt­ter sind des­halb deut­lich frü­her wie­der ak­tiv und kön­nen be­reits nach we­ni­gen Ta­gen das Spi­tal ver­las­sen. Wäh­rend der Wund­hei­lung ha­ben sie meist we­ni­ger Schmer­zen und be­nö­ti­gen auch we­ni­ger Schmerz­mit­tel.

Weil Deh­nun­gen sanf­ter sind als Schnit­te, wer­den im Ver­gleich zum nor­ma­len Kai­ser­schnitt we­ni­ger bio­lo­gi­sche Struk­tu­ren, wie Mus­keln, Ner­ven oder Blut­ge­fäs­se, ver­letzt. Das Ri­si­ko ist auch ge­rin­ger, dass die Bla­se oder der Darm mit­ver­letzt wer­den. Kom­pli­ka­tio­nen und da­durch er­for­der­li­che Fol­ge­ein­grif­fe tre­ten sel­te­ner auf.

Blut­stil­lung ist kaum nö­tig, nor­ma­ler­wei­se auch kei­ne Drai­na­ge (Ab­fluss aus dem Wund­be­reich). Ein Bla­sen­ka­the­ter kann schnell wie­der ent­fernt wer­den.

Für wen ist der sanf­te Kai­ser­schnitt nicht ge­eig­net?


Bei ei­nem Not­fall-Kai­ser­schnitt wird die Me­tho­de eher sel­ten ein­ge­setzt. Un­ge­eig­net ist sie auch bei Frau­en mit Vor­er­kran­kun­gen und frü­he­ren Bauch­ope­ra­tio­nen.

Letzte Aktualisierung: 03.09.2020, BH