Tipps für eine ge­walt­freie Er­zie­hung

Kind bemalt Wände
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Aus Er­wach­se­nen­sicht sind uns Kin­der un­ter­le­gen. Ge­ra­de des­we­gen soll­ten wir sie ach­ten und ih­nen mit Re­spekt be­geg­nen. Je­des Kind hat ein Recht dar­auf, frei von je­der kör­per­li­cher und psy­chi­scher Ge­walt auf­zu­wach­sen. Da­für müs­sen wir Er­wach­se­nen sor­gen.

Grund­sätz­lich ist es in der Er­zie­hung von Kin­dern wich­tig, kla­re und durch­setz­ba­re Re­geln ein­zu­füh­ren. Die­se Klar­heit schafft zu­sam­men mit ei­ner lie­be­vol­len Be­zie­hung zu Ih­rem Kind das Fun­da­ment für ein fried­li­ches Zu­sam­men­le­ben. Um un­nö­ti­ge und aus­ufern­de Kon­flik­te zu ver­mei­den, kön­nen Ih­nen die fol­gen­den Rat­schlä­ge hilf­reich sein:

  • Wenn Ihr Kind Re­geln miss­ach­tet oder Gren­zen über­schrei­tet, ist es ist wich­tig, dass Sie es auf die­se Re­gel­ver­stös­se an­spre­chen, sonst ver­lie­ren Re­geln ihre Be­deu­tung. Spre­chen Sie das Ver­hal­ten des Kin­des (nicht das Kind als Per­son!) und Ih­ren ei­ge­nen Är­ger dar­über an. Ver­mei­den Sie Sät­ze die be­gin­nen mit „Du bist ...“, „Du machst ...“. Da­mit ver­ur­tei­len und kri­ti­sie­ren das Kind, und nicht sein Ver­hal­ten, wel­ches Sie ei­gent­lich är­gert. Ver­wen­den Sie statt­des­sen Sät­ze, die mit Ih­ren ei­ge­nen Ge­füh­len be­gin­nen (“Das macht mich wü­tend,...“, usw.). Dies zeigt dem Kind, dass auch Sie als El­tern Men­schen mit Ge­füh­len sind.

  • Wenn Sie ihr Kind ta­deln oder zu­recht­wei­sen müs­sen, tre­ten Sie mit ihm in di­rek­ten Kon­takt. Ru­fen Sie ihm nicht über 5 Ecken von der Kü­che aus zu. Ge­hen Sie zu ihm hin und stel­len Sie Kör­per­kon­takt her. Spre­chen nicht von oben her­ab mit ihm, son­dern be­ge­ben Sie sich auf die Höhe Ih­res Kin­des. Wenn Sie Blick- und Kör­per­kon­takt ha­ben, wird Ihr Kind Ih­nen bes­ser zu­hö­ren und Sie auch ver­ste­hen.

  • Ihr Kind soll­te nicht nur wis­sen, was Ih­nen nicht passt und wel­ches Ver­hal­ten Sie stört und är­gert. Wich­tig ist, ihm auch die po­si­ti­ven, er­wünsch­ten Al­ter­na­ti­ven auf­zu­zei­gen oder an­zu­bie­ten. Wenn sich Ihr Kind z.B. in­ten­siv für Ihr Bü­cher­re­gal in­ter­es­siert und sich ger­ne über die Er­wach­se­nen­bü­cher her­macht, kön­nen Sie in ei­nen Dau­er­stress ge­ra­ten. Bie­ten Sie Ih­rem Kind statt­des­sen ei­ge­ne Bü­cher an, ei­nen Teil des Re­gals, auf dem sich Bü­cher be­fin­den, die dem Kind zu­gäng­lich sind und mit de­nen es ma­chen kann, was es will.

  • Pas­sen Sie die Um­ge­bung in Ih­rem Heim so an, dass Ihr Kind nicht dau­ernd dazu ver­lei­tet wird, Re­geln zu bre­chen und Gren­zen zu über­tre­ten. Heis­se Herd­plat­ten, Steck­do­sen, stei­le Trep­pen, wert­vol­le Ge­gen­stän­de, ge­fähr­li­che Ge­gen­stän­de (Mes­ser, Ra­sier­klin­gen, Streich­höl­zer usw) und Stras­sen sind täg­li­che Ge­fah­ren­her­de für Kin­der und be­deu­ten täg­li­chen Stress für Sie als El­tern. Sie kön­nen sich viel Är­ger, Stress und un­nö­ti­ge Kon­flik­te er­spa­ren, wenn Sie Ihre Um­ge­bung den Be­dürf­nis­sen und dem Ent­wick­lungs­stand Ih­res Kin­des an­pas­sen. So müs­sen Sie Ih­rem Kind nicht stän­dig et­was ver­bie­ten und es im­mer­zu war­nen.

  • In der Er­zie­hung müs­sen die Er­wach­se­nen den Kin­dern so oft wie mög­lich ei­nen Schritt vor­aus sein und ab­se­hen kön­nen, was ver­mut­lich pas­sie­ren könn­te. Se­hen Sie es als Her­aus­for­de­rung, Ihr Kind zu „le­sen“ und sein Ver­hal­ten vor­her­zu­sa­gen. Über­le­gen Sie sich, wel­che lo­gi­sche Kon­se­quen­zen Sie fol­gen las­sen könn­ten. Wenn Sie vor­be­rei­tet sind und be­reits eine Idee ha­ben, was Sie tun kön­nen, falls sich Ihr Kind nicht an die Auf­for­de­run­gen oder Re­geln hält,  wird Sie die Si­tua­ti­on nicht so leicht aus der Ruhe brin­gen.

  • Stra­fen Sie Ihr Kind bei Grenz­über­tre­tun­gen nicht, son­dern las­sen Sie es die Kon­se­quen­zen tra­gen. Stra­fen mö­gen ein stö­ren­des Ver­hal­ten zwar kurz­fris­tig be­en­den, bie­ten den Kin­dern aber kei­ne Mög­lich­kei­ten für er­wünsch­tes Ver­hal­ten. Sie sind Aus­druck un­glei­cher Be­zie­hun­gen, von Macht und Hier­ar­chie. In es­ka­lie­ren­den Si­tua­ti­on be­steht zwi­schen dem un­er­wünsch­ten Ver­hal­ten des Kin­des und der Stra­fe häu­fig kein Zu­sam­men­hang mehr. Lo­gi­sche Kon­se­quen­zen hin­ge­gen ste­hen in di­rek­tem Zu­sam­men­hang mit dem Ver­hal­ten des Kin­des.

Nicht in je­der Si­tua­ti­on sind El­tern je­doch im­stan­de, Ruhe zu be­wah­ren. Soll­ten Sie an Ihre Gren­zen kom­men und Ge­fahr lau­fen, dass die Si­tua­ti­on es­ka­liert und Sie Ih­rem Kind weh zu tun oder es ängs­ti­gen könn­ten, soll­ten Sie fol­gen­de Rat­schlä­ge be­her­zi­gen:

  • Üben Sie sich in Ge­las­sen­heit. El­tern sein be­deu­tet näm­lich nicht nur Er­zie­hung der Kin­der, son­dern auch Selbst­er­zie­hung.

  • Neh­men Sie die Sup­pe vom Feu­er, be­vor sie über­kocht! Wenn Sie mer­ken, dass Sie kurz da­vor sind, die Ner­ven zu ver­lie­ren, soll­ten Sie sich in sol­chen Si­tua­tio­nen ab­küh­len.

  • Sor­gen Sie zu­erst da­für, dass Ihr Kind in Si­cher­heit ist – falls Sie sich für ei­nen Mo­ment zu­rück­zie­hen wol­len.

  • Hal­ten Sie inne und den­ken Sie nach, be­vor Sie han­deln! Sie müs­sen nicht in je­der Si­tua­ti­on un­ver­züg­lich re­agie­ren.

  • Ver­las­sen Sie wenn mög­lich den Raum. Ge­hen Sie für ei­nen Mo­ment auf den Bal­kon, in den Gar­ten, oder ma­chen Sie ei­nen kur­zen Gang ums Haus.

  • Wenn Sie den Raum nicht ver­las­sen kön­nen, at­men sie tief durch, sa­gen Sie laut das Al­pha­bet auf oder zäh­len Sie lang­sam bis 20.

  • Schä­men Sie sich nicht, wenn Sie sich über­for­dert füh­len, son­dern ho­len Sie sich Hil­fe. Spre­chen Sie mit Ih­nen nahe ste­hen­den Per­so­nen oder wen­den Sie sich an eine der fol­gen­den Stel­len:

El­tern­not­ruf Schweiz / Kan­ton Zü­rich: 0848 35 45 55

El­tern­not­ruf Kan­ton Zug (Punk­to Ju­gend Zug): 041 767 75 00

El­tern­not­ruf bei­der Ba­sel (el­tern­hil­fe.ch) : 061 423 96 50

El­tern­not­ruf Kan­ton Aar­gau: 062 835 45 50


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