Wann fängt Erziehung an?
Wie es gelingen kann, dass Ihr Kind die Regeln zu Hause kennt und sie auch umsetzt.
Viel Liebe und das Gefühl der Geborgenheit sind die wichtigsten Voraussetzungen, damit ein Kind sich wohlfühlt und Erziehungsarbeit gelingen kann. Im alltäglichen Zusammenleben mit den Kleinen sind Eltern aber schon ganz früh mit Situationen konfrontiert, die bewusstes und konsequentes Verhalten erfordern.
Konsequente Erziehung
Ein konsequenter Erziehungsstil ist der Mittelweg zwischen Strenge und autoritärem Verhalten einerseits und der nachgebenden und verwöhnenden Erziehung andererseits. Die elterliche Konsequenz im Umgang mit ihren Kindern zeichnet sich dadurch aus:
Für Kinder eindeutige und nachvollziehbare Verhaltensweisen, die sich nicht von heute auf morgen ändern.
Konkrete und verständliche Regeln und Forderungen, die eingehalten werden müssen.
Klar benannte Grenzen setzen.
Hat ein Kind sich nicht an die Regeln gehalten und Verbote missachtet, sollte es die Konsequenzen spüren und merken, dass es für sein Verhalten die Verantwortung übernehmen muss. Zu drohen und dann doch nicht zu handeln, wird Kinder zuerst verunsichern und dann dazu verleiten, Verbotenes trotzdem zu tun.
Wichtig ist uneingeschränktes Befolgen der Regeln vor allem dort, wo andernfalls Gefahren drohen oder die Gesundheit der Kleinen gefährdet wäre, zum Beispiel im Strassenverkehr.
Rituale geben Orientierung
Babys verstehen in den ersten Lebensmonaten noch keine erzieherischen Regeln. Das Konzept von Ursache und Wirkung verinnerlichen sie erst später. Dennoch können Babys sich erste Zusammenhänge und einfache Regeln schon einprägen. Eine Vorstufe der Grenzen und Regeln des späteren Lebens eines Kindes sind Rituale und ein regelmässiger Rhythmus. Sie helfen einem Baby, sich in der Welt zurechtzufinden und spenden Sicherheit und Halt.
Ein Kind braucht verlässliche Eltern, denen es vertrauen kann. Häufig wechselnde Reaktionen erschüttern dieses Vertrauen und Kinder wissen nach einiger Zeit nicht mehr, woran sie sind. Sie sind verwirrt und es fehlt ihnen der verlässliche Rahmen, an dem sie sich orientieren können. So kann es dazu kommen, dass sie die Wünsche und Forderungen der Eltern bald nicht mehr ernst nehmen und kaum darauf reagieren.
Achten Sie darauf, dass das Einhalten von Regeln und Verboten durch ruhiges, aber bestimmtes Verhalten durchgesetzt wird.
Die Pflicht zur Erziehung
Eltern haben nicht nur das Recht, sondern die Pflicht zur Erziehung. Sie erweisen der gesunden Entwicklung ihres Kindes keinen Gefallen, wenn sie
alle Wünsche erfüllen.
sich schlechtes und respektloses Benehmen gefallen lassen.
den Kindern nicht vermittel, auf Bedürfnisse anderer Rücksicht zu nehmen.
heute nachgeben und morgen in ähnlicher Situation ärgerlich werden.
häufig aggressiv und unbeherrscht reagieren.
unsicheres Verhalten zeigen und sich auf endlose Diskussionen einlassen.
Kinder mit Drohungen verunsichern und unter Druck setzen.
zu enge, unangebrachte und nicht altersgemässe Grenzen setzen.
von Kindern ein bestimmtes Verhalten fordern, das sie selbst nicht vorleben.
Eltern, die sinnvolle Regeln aufgestellt haben,
erklären ihren Kindern, warum sie sich daran halten müssen.
lassen sich auch nicht durch Geschrei und Quengeln davon abbringen.
erwarten Respekt, respektieren aber auch die Persönlichkeit des Kindes.
geben klare und nicht aggressive Anweisungen.
haben keine Angst vor Konflikten.
sind trotzdem in der Lage, Flexibilität und Ausnahmen zuzulassen, wenn es die Situation erfordert.
haben den Mut, Grenzen und Regeln anzupassen und zu verhandeln, wenn die Kinder älter werden.
loben oder belohnen positives Verhalten.
zeigen dem Kind immer wieder Zuneigung und Wärme.
Grenzen setzen
In der Erziehung Grenzen zu setzen wird heute von Pädagogen und Kinderpsychologen klar gefordert. Für Eltern bedeutet diese Forderung aber zuerst einmal, sich selber über diese Grenzen im Klaren zu werden. Was wollen wir erreichen mit unserer Erziehung, welches Verhalten unseres Kindes ist uns wichtig und wie können wir das am besten umsetzen?
Es wird vorkommen, dass Mutter und Vater nicht in allen Erziehungsbelangen die gleiche Meinung vertreten. Oft haben sie in ihrer eigenen Kindheit unterschiedliche Erfahrungen gemacht, sind mehr oder weniger streng erzogen worden und wollen bestimmtes Verhalten bei ihren eigenen Kindern durchsetzen. Hier ist es unerlässlich, dass die Eltern versuchen, sich wenigstens in wesentlichen Punkten zu einigen. Wenn einer "nein" sagt, sollte der andere dieses nicht vor dem Kind umstossen und dem Partner damit in den Rücken fallen. Manchmal ist es nötig, eine andere Sichtweise einfach zu respektieren oder immer wieder neu zu diskutieren.
Das Nein in der Erziehung
Die Klarheit eines "Nein" und verlässliche Regeln bedeuten aber nicht, die Freiräume für die Kinder ständig einzuschränken und niemals die kleinste Ausnahme zuzulassen. Konsequente Erziehung meint auch nicht Schimpfen und Strafen. Zwar kann damit ein unerwünschtes Verhalten für den Moment gestoppt werden, gleichzeitig beeinträchtigt es aber das Klima und die Stimmung in der Familie. Psychische und physische Gewalt sind in keinem Fall eine angemessene Reaktion.
Liebe, Wärme, Zuneigung und Regeln, die ruhig, aber bestimmt durchgesetzt werden und dabei die Persönlichkeit des Kindes und seine Bedürfnisse respektieren, bringen am ehesten glückliche und zufriedene Kinder hervor.