Finanzerziehung – wie Kinder den Umgang mit Geld üben
10 Tipps, wie Kinder lernen, ihr Geld einzuteilen, sinnvoll auszugeben und zu sparen.
Geld spielt in unserem Alltag eine grosse Rolle. Weiss man damit nicht richtig umzugehen, kann dies sehr schnell zum Problem werden. Deshalb ist es wichtig, dass Kinder schon früh lernen, was es mit dem Geld auf sich hat, wie sie es sinnvoll einteilen können und wie es gelingt, nicht zu viel davon auszugeben.
1. Über Geld reden
"Über Geld spricht man nicht", sagt der Volksmund, doch im Familienumfeld taugt diese alte Weisheit nichts. Im Gegenteil: Es ist wichtig, mit Ihrem Kind über Geld zu sprechen. Erklären Sie ihm, was Sie tun, wenn Sie den Einkauf mit dem Handy bezahlen oder am Automaten Geld abheben. Zeigen Sie ihm, wie Sie Rechnungen begleichen. Reden Sie darüber, wie viel die Dinge kosten und dass auch unsichtbare Sachen wie Strom oder der Internetanschluss ihren Preis haben. Erzählen Sie ihm, welchen grossen Wunsch Sie sich erfüllen möchten und wie Sie das Geld dafür ansparen.
2. Vorbild sein
Natürlich sollten Sie nicht nur über Geld reden, Ihr Kind sollte auch sehen, wie Sie damit umgehen. Zum Beispiel, wie Sie in einer App oder in einem Haushaltsbuch Ihre Einnahmen und Ausgaben verwalten. Wie Sie sich beim Einkaufen an der Einkaufsliste orientieren und nicht zusätzlich noch alles mögliche kaufen, was gerade verlockend aussieht. Und indem Sie sich nur Dinge leisten, für die Sie das nötige Geld haben.
3. Spielerisch lernen
Der Einkaufsladen im Kinderzimmer ist mehr als bloss ein Spielzeug. Indem sie "Einkaufen" spielen, lernen Kinder, dass die Dinge etwas kosten und dass man sie nur gegen Geld bekommt. Wenn sie etwas grösser sind, können sie mit Brettspielen üben, ihr Spielgeld gut zu verwalten und dadurch zu gewinnen.
4. Taschengeld auszahlen
Ab dem Kindergartenalter ist es sinnvoll, dem Kind ein wöchentliches und später ein monatliches Taschengeld auszuzahlen. Dieses Geld soll es für das ausgeben dürfen, was es möchte. Dazu gehören zuweilen auch Fehlkäufe. Einem kleineren Kind zahlen Sie das Taschengeld am besten in Bargeld aus, denn so sieht es, dass das Geld weg ist, wenn es ausgegeben ist. Wenn es ca. 12 Jahre alt ist, können Sie dann ein Konto für Ihr Kind eröffnen, das es zu verwalten lernt. Ab der Oberstufe bekommen viele Teenager einen Jugendlohn, mit dem sie auch grössere Ausgaben tätigen müssen.
5. Selber einkaufen gehen
Je nachdem, wie weit der Weg zum nächsten Laden ist, können Kinder ab dem Kindergarten- oder Primarschulalter selber kleine Einkäufe erledigen. Dadurch entwickeln sie nach und nach ein Gefühl dafür, was die Dinge kosten. Damit sie nicht überfordert sind, reicht es, wenn sie zu Beginn nur ein bis zwei Artikel besorgen müssen. Bei kleineren Kindern sind exakte Mengenangaben wichtig, damit das Geld sicher reicht. Ein grösseres Kind können Sie auch mal beauftragen, selber auszurechnen, ob das Geld noch für ein Brot reicht, wenn es bereits ein Kilo Äpfel im Einkaufskorb hat.
6. Sparziele festlegen
Kinder können schon sehr früh lernen, dass viele Träume nur wahr werden können, wenn zuerst gespart wurde. Für ein spezielles Spielzeug muss Ihr Kind vielleicht nur ein paar Wochen sparen, für eine grössere Anschaffung hingegen ein ganzes Jahr. Dies zu lernen, ist enorm wichtig, denn die Gefahr, sich zu überschulden, ist gerade auch für Jugendliche sehr gross.
Besprechen Sie mit Ihrem Kind, ob sein Sparziel realistisch ist und wie viel Geld es regelmässig zur Seite legen muss, damit es sich seinen Wunsch erfüllen kann. Für kleinere Kinder bewährt sich weiterhin das Sparschwein, in dem sie einen Teil ihres Taschengeldes oder ihr Geburtstagsgeld aufbewahren. Kinder, die bereits ein eigenes Konto haben, können den Teil des Geldes, den sie ausgeben möchten, bar abheben und den Rest, der nicht angerührt werden soll, auf dem Konto lassen.
7. Sich einen Zustupf verdienen
Manche Wünsche sind so gross, dass ein Kind sein Taschengeld endlos lange sparen müsste, um sie zu erfüllen. Für Teenager ist dies eine gute Gelegenheit, zu lernen, dass Geld verdient sein will. Leichte Arbeiten wie Babysitting sind für Kinder ab 13 Jahren erlaubt, Ferienjobs annehmen dürfen sie ab 15 Jahren. Natürlich kann sich Ihr Kind auch zu Hause einen Zustupf verdienen. Zum Beispiel, indem es zusätzliche Aufgaben wie Autowaschen oder Rasenmähen übernimmt. Für alltägliche Ämtli wie Zimmeraufräumen oder beim Abwasch helfen sollte es jedoch kein Geld bekommen.
8. Budgetieren lernen
Dies beginnt schon im ganz Kleinen, wenn ein Kindergartenkind sich überlegt, was es sich von seinem Taschengeld kaufen kann. Spätestens wenn es einen Jugendlohn bekommt, sollte ein Kind sein Geld so einteilen, dass es für den ganzen Monat reicht. Dazu braucht es zu Beginn sicher noch Hilfe, denn es ist gar nicht so einfach abzuwägen, ob der der Coiffeurbesuch noch drinliegt, wenn man schon fast das ganze Geld für neue Kleider ausgegeben hat. Erst wenn das Kind ein Gefühl dafür entwickelt hat, wie viel die Dinge kosten, kann es sein Geld selbständiger verwalten.
9. Werbung durchschauen lernen
Ob am Fernsehen, auf Social Media oder an der Plakatwand: Werbung ist allgegenwärtig und häufig ist sie ganz gezielt auf Kinder ausgerichtet. Erklären Sie Ihrem Kind, was Werbung bezwecken will und dass die Produkte oft verlockender dargestellt werden, als sie es in der Realität sind. Grössere Kinder sollten wissen, dass die Produktempfehlungen von Influencern nicht neutral, sondern bezahlte Werbung sind. Reden Sie auch darüber, wie Sie selber mit Werbebotschaften umgehen und wie es Ihnen gelingt, der Versuchung nur dann nachzugeben, wenn Sie auch tatsächlich etwas brauchen.
Je grösser Ihr Kind wird, umso stärker wird auch der Druck, die gleichen Markenartikel zu besitzen wie andere. Hier gegenzusteuern ist nicht einfach. Es ist trotzdem wichtig, mit ihm darüber nachzudenken, warum es diese Dinge haben möchte, ob sie wirklich so viel mehr wert sind als No-Name-Produkte und wie es den Mut findet, seinen eigenen Stil zu entwickeln und bewusst zu konsumieren.
10. Mit "unsichtbarem" Geld umgehen lernen
Um etwas zu kaufen oder eine Rechnung zu bezahlen, nehmen wir meistens weder Banknoten noch Münzen in die Hand. Ein paar Klicks auf dem Smartphone reichen, und schon ist das Geld ausgegeben. Für Jugendliche ist das Segen und Fluch zugleich: Einerseits können sie Onlinekäufe direkt bezahlen und laufen so weniger Gefahr, eine Rechnung zu übersehen und zu spät zu begleichen. Andererseits fällt es vielen schwerer, den Überblick zu behalten, wie viel Geld noch da ist. Besprechen Sie mit Ihrem Kind, wie es seine Ausgaben im Griff behalten kann, sodass es nicht mehr ausgibt, als es zur Verfügung hat. Hilfreich ist zum Beispiel eine Budget-App, in der es seine Einnahmen und Ausgaben dokumentiert.