Der plötzliche Kindstod
SIDS - wenn ein scheinbar gesundes Baby nicht mehr aus dem Schlaf erwacht.
Der plötzliche Kindstod, auch Krippentod, kurz SIDS für „sudden infant death syndrome“ oder SUDI für "sudden unexpected death in infancy" sogenannt, bezeichnet den unerwarteten Tod eines scheinbar gesunden Säuglings. Die Kinder sterben ohne erkennbare Ursache im Schlaf.
Wie häufig ist der plötzliche Krippentod?
Noch im Jahre 1990 war der plötzliche Kindstod für mehr als 17% der Todesfälle in der Säuglingszeit verantwortlich. Diese Zahl ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen und beträgt jetzt nur noch 4% der Todesfälle. Andersherum: Im Jahr 2010 starben in der Schweiz 7 Babys an SIDS. Die Angst davor begleitet trotzdem alle Eltern. Die gefährlichste Phase scheint der zweite bis vierte Lebensmonat zu sein.
Mehr Informationen zum plötzlichen Kindstod und eine Broschüre zum Herunterladen finden Sie auf der Website der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie.
Was verursacht das SIDS?
Der plötzliche Kindstod ist eine Ausschlussdiagnose. Wenn alle bekannten Diagnosen ausgeschlossen werden können, bleiben als Rest die Todesfälle übrig, die dann als plötzlicher Kindstod bezeichnet werden. Wird eine Ursache ausgemacht, so ist das Kind nicht mehr am plötzlichen Kindstod gestorben, sondern an Herzversagen, einer Infektion oder einer anderen bekannten Ursache. Das bedeutet aber nicht, dass es für den plötzlichen Kindstod keine Ursache gab – niemand stirbt ohne Grund. Vielmehr wurde die Ursache nicht gefunden. Das kann daran liegen, dass gar nicht erst obduziert wurde, dass bei einer Obduktion nicht alle Untersuchungen gemacht wurden oder dass bestimmte Ursachen, wie beispielsweise Herzrhythmusstörungen, nach dem Tod nicht mehr nachweisbar sind.
Man nimmt aber heute an, dass eine Fehlsteuerung von Atmung und Herztätigkeit im Gehirn eine wichtige Rolle spielt. Auch ein mangelnder Blutfluss zum Gehirn könnte eine Ursache sein: Eine verminderte Blutversorgung im Hirnstamm, der unter anderem das für den unwillkürlichen Atemantrieb verantwortlich ist, kann bei gefährdeten Säuglingen während seitlicher Kopfdrehungen zu Durchblutungsstörungen führen, wie Ultraschalluntersuchungen der Halsarterien gezeigt haben. Dies würde erklären, warum die Bauchlage so gefährlich ist und warum die Rate von SIDS stark zurückgegangen ist, seitdem zur Rückenlage geraten wird. Des weiteren sind Stoffwechselstörungen (genetische Defekte) wie der MCAD-Defekt in Einzelfällen als Ursache für unerklärte Todesfälle gefunden worden.
Widerlegt ist dagegen inzwischen die Theorie, dass Impfungen bzw. Impfschäden etwas mit dem dramatischen Ereignis zu tun haben könnten. Auch Infektionen sind nach neueren Studien kein wesentlicher Risikofaktor.
Welche Babys sind besonders gefährdet?
Früh- und Neugeborene nach Intensivtherapie (z.B. künstlicher Beatmung)
Kinder von rauchenden Eltern
Kinder von drogenabhängigen Eltern
Kinder in sozial schwachen Familien
Kinder von unter 20jährigen Müttern
Kinder mit starkem Untergewicht bei der Geburt
Geschwister von SIDS-Opfern hatten in einer dänischen Studie aus dem Jahr 2023 ein vierfach höheres SIDS-Risiko als die Allgemeinbevölkerung. Ob es genetische oder Faktoren in der Umgebung sind, die das Risiko erhöhen, ist noch unklar.
Risiken für SIDS erkennen und vermeiden
Gelingt es, diese wichtigen Risikofaktoren zu erkennen bzw. daraus die richtigen Konsequenzen zu ziehen und weitere Gefährdungen zu vermeiden, können 50-90% der tragischen Fälle verhindert werden, wie Fachleute heute meinen. Die bei weitem grössten Risikofaktoren scheinen die Bauchlage und Zigarettenrauch zu sein. Säuglinge von rauchenden Eltern (v.a. rauchenden Müttern) haben in Versuchen eine verminderte Erregbarkeit bestimmter Hirnareale gezeigt, die dazu führt, dass die Weckreaktion in lebensbedrohlichen Situationen wie Sauerstoffmangel verlangsamt ist.
Wir haben für Sie eine ganze Reihe von einfachen Vorsichtsmassnahmen zusammengestellt:
In Risikofällen oder wenn schon ein Kind an plötzlichem Kindstod verstorben ist, kann eventuell eine Monitor-Überwachung sinnvoll sein. Aber auch dies gibt keine absolute Sicherheit. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin.