Ihre Partnerin im Wochenbett

Paar mit neugeborenem Baby
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Mit Wochenbett bezeichnet man in etwa die ersten vier Wochen nach der Geburt. Infolge der drastisch abfallenden Hormonspiegel wird Ihre Partnerin einige Veränderungen an ihrem Körper, aber auch an ihrer Gemütslage bemerken.

Den anfangs noch blutigen, später farblosen Ausfluss nennt man „Lochien“, oder „Wochenfluss“. Solange der Wochenfluss anhält, raten viele Frauenärzte, Frauenärztinnen von Geschlechtsverkehr ab, damit keine Infektionen übertragen werden. Wahrscheinlich wird es aber ohnehin noch einige Zeit dauern, bis Ihre Partnerin die Lust wieder entdeckt. Zu berücksichtigen ist auch, dass die Scheide durch einen ausgeprägten Östrogenmangel nach der Geburt trocken und berührungsempfindlich ist und ein Dammschnitt oder –riss eventuell noch Probleme macht.

Schmerzen sind im Wochenbett leider nicht zu vermeiden, v.a. wenn Ihre Partnerin bei der Geburt einen Dammriss, einen Dammschnitt oder einen Kaiserschnitt hatte, ist der Wundschmerz oder die Druckempfindlichkeit der Scheide in den ersten Tagen nach einer Entbindung ganz normal. Im Sitzen helfen aufblasbare Ringe oder speziell für diesen Zweck gedachte Kissen mit einer Vertiefung in der Mitte, die den Dammbereich schont.

Dazu kommen mitunter richtig schmerzhafte Krämpfe oder Kontraktionen im Unterleib, die so genannten Nachwehen, v.a. während des Stillens. Das hat aber einen sehr wichtigen und guten Effekt: Der Wochenfluss wird verstärkt, altes Blut und Zellmaterial ausgestossen und Infektionen in der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis oder Myometritis) verhindert.

Nach der Geburt sind ein paar Tage vollkommene Erschöpfung ganz normal – der Körper der frischgebackenen Mutter hat immerhin eine Höchstleistung vollbringen müssen. Ihnen geht es wahrscheinlich ähnlich. Da ist zwar die Euphorie über die Geburt des Babys, aber die durchwachten Stunden oder sogar Tage und Nächte machen sich auch beim Vater bemerkbar. Und genau so geht es in Zukunft weiter: Bereiten Sie sich in jedem Fall auf chronischen Schlafentzug vor – Sie werden viele schlaflose Nächte verbringen, bevor sich bei Ihrem Kind ein regelmässiger Schlafrhythmus einpendelt. Die Meinung, ein Neugeborenes schlafe ja immer nur, ist leider ein Märchen. Im Gegenteil: Es verlangt seiner Mutter besonders in den ersten Wochen sehr viel ab. Ihre Partnerin wird rund um die Uhr mit der Versorgung des Babys beschäftigt sein. Für andere Dinge - und für Sie - bleibt da keine Zeit.

Schön ist es, wenn Sie wenigstens einige Tage frei nehmen konnten, um Ihre Partnerin zu entlasten. Das gilt sowohl für den Haushalt als auch für die Versorgung des Neugeborenen. Erfolgreiches Stillen nach Bedarf bedeutet am Anfang oft alle zwei Stunden, und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. Das geht in den ersten Wochen nur mit viel Ruhe und Konzentration, und alle weiteren Aufgaben müssen dahinter zurückstehen. Verschaffen Sie Ihrer Frau regelmässige Pausen für ein kurzes Nickerchen, dann kommt die Milchproduktion viel besser in Gang. Hat sich das Stillen erst einmal eingespielt, kann die junge Mutter meist noch diverse Dinge gleichzeitig mit dem Baby an der Brust erledigen… aber das dauert eine Weile.

Zu viel Besuch kurz nach der Geburt ist ebenfalls sehr anstrengend. Tun Sie Ihrer jungen Familie den Gefallen und begrenzen Sie die Anzahl der Besucher bzw. die Besuchszeit.

Ein wichtiges Wochenbett-Thema, bei dem Sie als Vater eine entscheidende Rolle übernehmen können, ist der sogenannte Baby-Blues. Etwa drei Viertel aller Mütter erleben nach der Geburt eine Zeit der Niedergeschlagenheit oder Traurigkeit, die typischerweise ungefähr drei Tage nach der Entbindung einsetzt. Dieser Zustand wird auch als Heultage oder leichte Wochenbettdepression bezeichnet. Weitere Symptome sind Weinerlichkeit, jähe Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Besorgnis und Erschöpfung.

Als Ursache spielt vor allem die radikale Umstellung des Hormonhaushalts nach der Geburt eine Rolle,  aber auch Unsicherheiten im sozialen und finanziellen Umfeld sowie individuelle Faktoren, zum Beispiel wenn die junge Mutter zu sehr darauf fixiert ist, alles hundertprozentig richtig und perfekt zu machen - und erkennen muss, dass in der Zeit nach der Geburt nichts mehr planbar ist.

Eine leichte Wochenbettdepression ist in der Regel nach ungefähr einer Woche überstanden, wenn die Mutter während dieser Zeit möglichst viel tatkräftige und moralische Unterstützung bekommt. Dazu gehören Gespräche über die widersprüchlichen Gefühle, Erholungspausen, gesunde Ernährung, frische Luft und Sonnenlicht und leichte körperliche Bewegung. Sollte die Depression andauern, kann es sich um eine ernstere Form der Wochenbettdepression, vielleicht sogar um eine Wochenbettpsychose, handeln. Ihre Partnerin sollte dann so bald wie möglich mit ihrer Hebamme, Mütterberaterin oder ihrem Frauenarzt, ihrer Frauenärztin sprechen.

Letzte Aktualisierung: 05.05.2020, BH