Elektro- oder Stromunfälle bei Kindern
Welche Gefahr vom unsichtbaren Strom ausgeht, welche Verletzungen dabei entstehen und wie Sie Ihr Kind davor schützen können.
Bis zu 70 Prozent aller Elektrounfälle in der Schweiz werden durch Haushaltsstrom verursacht. Neben Männern, die beruflich mit Strom zu tun haben, sind Kleinkinder am häufigsten davon betroffen.
Was geschieht bei einem Elektrounfall im Körper?
Elektrizität ist eine natürliche Form der Energie, erkennbar zum Beispiel durch einen Blitz. Strom wird künstlich hergestellt und ist im Grunde genommen fliessende Elektrizität.
Im Körper wird Strom sehr schnell und gut geleitet, weil unser Organismus aus viel Flüssigkeit besteht. Wenn ein Kind also mit Strom in Berührung kommt, fliesst dieser durch seinen Körper. Wie gravierend die Verletzungen ausfallen, hängt davon ab, wie stark der Strom ist, welchen Weg er sich durch den Körper sucht und wie lange er auf den Körper wirkt. Auch die äusseren Umstände wie Kontakt mit der Erde, Feuchtigkeit oder die Beschaffenheit von Kleidung und Schuhen sind ausschlaggebend.
In der Schweiz beträgt die Netzspannung in den Haushalten 230 Volt, was bereits tödlich sein kann. Diese Verletzungen kann Strom verursachen, wenn er durch den Körper fliesst:
Herzrhythmusstörungen bis zum Herzstillstand
Verbrennungen an der Ein- und Austrittsstelle des Stroms sowie im Innern des Körpers
Schäden des Nervensystems, zum Beispiel Bewusstlosigkeit oder Lähmungen
Muskelkrämpfe, die so stark sein können, dass Muskeln reissen oder Knochen brechen.
Folgeschäden durch Stürze oder Wegschleudern
So reagieren Sie bei einem Stromunfall richtig
Stromunfälle bei Kindern passieren häufig, weil sie etwas anfassen, das Strom leitet. Durch die Muskelkrämpfe, die dadurch ausgelöst werden, kann das Kind den Stromleiter nicht loslassen und der Strom fliesst ungehindert weiter durch den Körper. Auch wenn es schwerfällt, ist es bei einem Stromunfall äusserst wichtig, als erstes an die eigene Sicherheit zu denken. Versuchen Sie auf keinen Fall, Ihr Kind von der Stromquelle zu trennen, bevor die Zufuhr unterbrochen wurde, sonst erleiden Sie ebenfalls einen Stromschlag.
Unterbrechen Sie den Stromkreis, in dem Sie den Stecker ziehen oder die Hauptsicherung herausnehmen.
Ist dies nicht möglich, versuchen Sie, das Kind mit einem nicht leitenden Gegenstand aus Holz, Gummi, Glas oder zum Beispiel einem Ledergürtel von der Stromquelle wegzuziehen. Mit einem Besenstiel oder einem Stuhlbein aus Holz können Sie versuchen, dem Kind den leitenden Gegenstand aus der Hand zu schlagen.
Ist die Umgebung feucht, zum Beispiel im Badezimmer, sollten Sie nichts berühren und isoliert stehen, beispielsweise auf einem Buch.
Erste Hilfe bei einem Stromunfall
Ist das Kind vom Strom getrennt und in Sicherheit, leisten Sie so Erste Hilfe:
Rufen Sie den Rettungsdienst. Auch dann, wenn es dem Kind gut zu gehen scheint. Die Folgen eines Stromunfalls, zum Beispiel Herzrhythmusstörungen oder innere Verbrennungen, zeigen sich häufig erst Stunden später. Brandwunden können Sie sauber und trocken abdecken.
Ist das Kind bewusstlos, die Atmung und der Puls aber vorhanden, bringen Sie es in die stabile Seitenlage.
Bei einem Atemstillstand beginnen Sie sofort mit der Beatmung.
Bei gleichzeitigem Herzstillstand beginnen Sie mit der Herzdruckmassage.
Ist keine Atmung vorhanden:
- Mit 5 Mund-zu-Mund-Atemspenden beginnen.
- Atmet das Kind danach immer noch nicht: Mit der Herzdruckmassage beginnen.
Ist kein Puls vorhanden:
- Mit 5 Mund-zu-Mund-Atemspenden beginnen.
- 15-mal Herzdruckmassage mit einer Frequenz von 100 bis 120 pro Minute.
- Anschliessend 2 Beatmungen im Wechsel mit 15 Herzdruckmassagen fortsetzen.
Bei der Wiederbelegung eines Kindes können Sie nichts falsch machen. Nur keine Massnahmen zu ergreifen, wäre ein Fehler.
Stromunfällen bei Kindern vorbeugen
Ist der Strom fehlgeleitet, zum Beispiel wenn er durch einen Menschen fliesst, schützt ein Fehlerstromschutzschalter, kurz FI-Schutzschalter. Dieser erkennt fehlgeleiteten Strom in wenigen Hundertstelsekunden und schaltet die betreffende Leitung automatisch ab. In der Schweiz ist der Einbau von FI-Schutzschaltern bei Neubauten Pflicht. Wenn Ihr Haushalt nicht über einen solchen Schutzschalter verfügt, kann dieser nachträglich eingebaut werden. Es können auch einzelne Steckdosen mit integriertem Fehlerschutz ersetzt oder ein Zwischenstecker mit Fehlerstromschutz an veraltete Steckdosen angebracht werden.
Spätestens wenn Ihr Kind sich selbstständig fortbewegt – auch wenn es erst robbt – sollten Sie in Ihrem Zuhause sämtliche Steckdosen und mit Adaptern versehen und Kabel sicher verstauen. Im Badezimmer ist es wichtig, dass der Haarföhn und Ladegeräte für Zahnbürsten oder Rasierapparate sicher verstaut oder ausser Reichweite von Kindern aufbewahrt werden.