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                              In-Vi­tro Fer­ti­li­sie­rung: Wo stos­sen wir an na­tur­ge­ge­be­ne Gren­zen?

                              Ex­per­ten­in­ter­view mit Dr. med. Mi­cha­el Je­mec

                              Polkörperdiagnostik ProCrea

                              swiss­mom: Wel­ches sind die wich­tigs­ten Ur­sa­chen un­ge­woll­ter Kin­der­lo­sig­keit?

                              Dr. med. Mi­cha­el Je­mec: Grund­sätz­lich kann man sa­gen, dass ca. 30% der Ur­sa­chen bei der Frau lie­gen. Oft sind es hor­mo­nel­le Pro­ble­me oder z.B. ver­schlos­se­ne Ei­lei­ter. In 30% fin­det sich der Grund beim Mann in­fol­ge un­ge­nü­gen­der Sper­ma­qua­li­tät. Bei 30% fin­den wir eine kom­bi­nier­te Kau­sa­li­tät und bei un­ge­fähr 10% tap­pen wir noch im Dun­keln.

                              swiss­mom:Wel­ches sind die wich­tigs­ten Fort­schrit­te der letz­ten Zeit auf die­sem Ge­biet?

                              Dr. med. Mi­cha­el Je­mec: Tat­säch­lich er­lau­ben uns neue Mög­lich­kei­ten der Dia­gnos­tik im Be­reich der Mo­le­ku­lar­ge­ne­tik, die The­ra­pie­er­fol­ge si­gni­fi­kant zu stei­gern. Un­ser Zen­trum hat den Vor­teil, ein kli­nik­in­ter­nes ei­ge­nes mo­le­ku­lar­ge­ne­ti­sches La­bor zu be­sit­zen, wel­ches - syn­chro­ni­siert mit dem bio­lo­gi­schen La­bor - eine Op­ti­mie­rung der The­ra­pie er­mög­licht.

                              Zur Per­son

                              Jedes sechste Paar ist ungewollt kinderlos. Die Reproduktionsmedizin hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte erzielt. Trotzdem bleiben die Erfolgsraten mit fortschreitendem Alter der Frau bescheiden. Warum?
                              Ein Gespräch mit dem leitenden Arzt des Reproduktionsmedizin-Zentrums Procrea Swiss Fertility Center in Lugano, Dr. med. Michael Jemec.

                              swiss­mom: Was be­deu­tet Op­ti­mie­rung der The­ra­pie?

                              Dr. med. Mi­cha­el Je­mec: Nach vor­an­ge­hen­der hor­mo­nel­ler Sti­mu­la­ti­on der Ei­er­stö­cke er­folgt die Ei­zell­ent­nah­me mit­tels ul­tra­schall­kon­trol­lier­ter Punk­ti­on. Die­ser mi­ni­mal­in­va­si­ve Ein­griff dau­ert in der Re­gel 5-10 Mi­nu­ten und ist un­ter ober­fläch­li­cher An­äs­the­sie ab­so­lut schmerz­los. Die der­art ge­won­nen Ei­zel­len wer­den un­mit­tel­bar da­nach künst­lich be­fruch­tet. Dies ge­schieht - et­was ver­ein­facht ge­sagt - durch Zu­füh­ren von Sper­ma be­zie­hungs­wei­se bei un­ge­nü­gen­der Sper­mi­en­kon­zen­tra­ti­on durch In­ji­zie­ren ei­nes ein­zel­nen Sper­mi­ums di­rekt in die Ei­zel­le. Bei er­folg­rei­cher Be­fruch­tung kann man be­reits nach ei­ni­gen Stun­den die Bil­dung von zwei sog. Pol­kör­pern be­ob­ach­ten, wel­che man sich als klei­ne, aus­ser­halb an der Ei­zel­le an­haf­ten­de Bläs­chen vor­stel­len muss. Die­se Pol­kör­per­chen kön­nen ab­ge­löst und mo­le­ku­lar­ge­ne­tisch ana­ly­siert wer­den. Die­se Art von Dia­gnos­tik er­laubt uns Rück­schlüs­se auf die Qua­li­tät der je­wei­li­gen Ei­zel­le.

                              swiss­mom: Wel­che Be­deu­tung hat die Pol­kör­per­ana­ly­se für den Er­folg der The­ra­pie?

                              Dr. med. Mi­cha­el Je­mec: Die mo­le­ku­lar­ge­ne­ti­sche Ana­ly­se der Pol­kör­per er­laubt uns zu be­ur­tei­len, wel­che Ei­zel­le po­ten­ti­ell in der Lage ist, ei­nen Em­bryo zu ent­wi­ckeln, der wie­der­um die Fä­hig­keit hat, sich zu ei­ner er­folg­rei­chen Schwan­ger­schaft zu ent­wi­ckeln. Es ist na­tur­ge­ge­ben, dass sich nicht alle Em­bryo­nen ein­nis­ten kön­nen. Vor al­lem ist der Zu­sam­men­hang Em­bryo­mor­pho­lo­gie (“Schön­heit“ des Em­bry­os) nicht zwin­gend mit The­ra­pie­er­folg kor­re­liert. Eben­so wird die Ge­bär­mut­ter bzw. die Be­schaf­fen­heit der Ge­bär­mut­ter­schleim­haut, in die sich der Em­bryo ein­nis­tet, über­be­wer­tet. Wenn der Em­bryo eine mit dem Le­ben nicht ver­ein­ba­re ge­ne­ti­sche Kon­stel­la­ti­on auf­weist, kön­nen wir “Na­tur sei Dank“ kei­ne Schwan­ger­schaft er­zwin­gen. Über­spitzt for­mu­liert: Die Ge­bär­mut­ter, das so wert­vol­le Or­gan, wel­ches uns das Über­le­ben der Spe­zi­es ga­ran­tiert, wird nicht in “Be­we­gung ge­setzt“ für et­was, das nicht über­le­bens­fä­hig wäre und zu­sätz­lich das Le­ben der Mut­ter ge­fähr­den könn­te in­fol­ge ei­nes Ab­or­tes mit Kom­pli­ka­tio­nen.

                              swiss­mom: Wel­che Re­sul­ta­te ha­ben sie in Ih­rem Zen­trum?

                              Dr. med. Mi­cha­el Je­mec: Bei über 2500 Pol­kör­per-Ana­ly­sen ha­ben wir bei an­ge­wand­ter Dia­gnos­tik eine er­folg­rei­che Schwan­ger­schaft von 47% bei Pa­ti­en­tin­nen über dem 38. Le­bens­jahr, wel­che nor­ma­ler­wei­se bei ca.10% oder dar­un­ter liegt. Die Er­klä­rung da­für liegt dar­in, dass wir mit­tels mo­le­ku­lar­ge­ne­ti­scher Ana­ly­se  die­je­ni­gen Ei­zel­len aus­sor­tie­ren, wel­che sich nicht zu über­le­bens­fä­hi­gen Em­bryo­nen ent­wi­ckeln kön­nen.

                              swiss­mom: Gibt es in­di­vi­du­el­le Un­ter­schie­de in der Ei­zell­qua­li­tät, wenn man Pa­ti­en­tin­nen un­ter­ein­an­der ver­gleicht?

                              Dr. med. Mi­cha­el Je­mec: Es gibt deut­li­che Un­ter­schie­de in der Ei­zell­qua­li­tät zwi­schen den Pa­ti­en­tin­nen. Wir fin­den eine Spann­wei­te von 0% bis ma­xi­mal ca. 50% an “gu­ten“  Ei­zel­len. Der bei wei­tem wich­tigs­te Fak­tor ist das Al­ter der Frau. Nach dem 35. Le­bens­jahr sinkt die Chan­ce im­mer mehr, noch ge­ne­tisch kor­rek­te Ei­zel­len zu ge­ne­rie­ren. Nicht sel­ten fin­den wir bei über 40jäh­ri­gen Pa­ti­en­tin­nen zwar ge­nü­gend Ei­zel­len, wel­che sich zu mor­pho­lo­gisch schö­nen Em­bryo­nen ent­wi­ckeln, aber we­gen ei­ner Chro­so­mo­men­stö­rung kei­ne er­folg­rei­che Schwan­ger­schaft er­mög­li­chen.

                              swiss­mom: Wel­che the­ra­peu­ti­sche Kon­se­quen­zen er­ge­ben sich für das Paar nach ei­ner ge­ne­ti­schen Ana­ly­se der Ei­zel­len?

                              Dr. med. Mi­cha­el Je­mec: Nach­dem wir die­je­ni­gen Em­bryo­nen iden­ti­fi­ziert ha­ben, wel­che eine rea­lis­ti­sche Chan­ce ha­ben, zu ei­ner er­folg­rei­chen Schwan­ger­schaft zu füh­ren, wer­den le­dig­lich die­se in die Ge­bär­mut­ter trans­fe­riert. Dies er­spart dem Paar The­ra­pie­zy­klen mit Em­bryo­nen, wel­che schon im Vor­aus als er­folg­los de­fi­niert wer­den kön­nen. Nicht sel­ten kommt es vor, dass v.a. bei Pa­ti­en­tin­nen ge­gen 40 oder dar­über kei­ne Em­bryo­nen trans­fe­riert wer­den, was Zeit, Kos­ten und bit­te­re Ent­täu­schun­gen nach zwei­wö­chi­gem War­ten er­spart.

                              swiss­mom: Wel­ches sind die Mög­lich­kei­ten nach dem In­kraft­tre­ten des neu­en Re­pro­duk­ti­ons­me­di­zin­ge­set­zes in der Schweiz?

                              Dr. med. Mi­cha­el Je­mec: Tat­säch­lich er­laubt uns das Ge­setz seit An­fang Sep­tem­ber  2017 nicht nur Ei­zel­len, son­dern auch so­ge­nann­te Blas­to­cys­ten, d.h. Em­bryo­nen am 5. Tag nach der Be­fruch­tung der Ei­zel­le, ge­ne­tisch zu ana­ly­sie­ren (Prä­im­plan­ta­ti­ons­ge­ne­tik). Dies kann in ge­wis­sen Fäl­len noch­mal zu ei­ner Ver­bes­se­rung der The­ra­pie­chan­cen füh­ren. Zu­sätz­lich er­laubt es uns, schwe­re fa­mi­liä­re Erb­krank­hei­ten zu ver­mei­den.

                              swiss­mom: Gibt es Al­ter­na­ti­ven?

                              Dr. med. Mi­cha­el Je­mec: Ja die gibt es! Ins­be­son­de­re für die­je­ni­gen Frau­en, wel­che auf Grund ih­res Al­ters oder auch un­ab­hän­gig da­von meh­re­re er­folg­lo­se In-Vi­tro-The­ra­pi­en er­lebt ha­ben. Die Ei­zell­spen­de sei­tens ei­ner jun­gen Frau, de­ren Durch­schnitts­al­ter in der Re­gel 25 Jah­re be­trägt, kann die Er­folgs­ra­te um das 10-20­fa­che stei­gern.

                              swiss­mom: Wel­ches sind die psy­cho­lo­gi­schen Hin­der­nis­se ei­ner Ei­zell­spen­de?

                              Dr. med. Mi­cha­el Je­mec: Es gibt kein Paar, das auf An­hieb zu­stimmt, wenn es mit ei­ner he­te­ro­lo­gen The­ra­pie, d.h. mit­tels Spen­der­sa­men bzw. Ei­zell­spen­de, kon­fron­tiert wird. War­um? Der Wunsch, Kin­der zu ha­ben, ist in­stink­tiv ver­wur­zelt mit dem Be­dürf­nis, sei­ne ei­ge­nen Gene in die nächs­te Ge­nera­ti­on über­tra­gen zu kön­nen. Ge­nau­ge­nom­men ist dies die Ga­ran­tie, die uns vor dem Aus­ster­ben be­wahrt. Ei­nen wirk­lich ra­tio­na­len Grund, Kin­der ha­ben zu wol­len, gibt es nicht, und trotz­dem bleibt der Wunsch im­pe­ra­tiv. Wenn es nun dem Paar ge­lingt, die in­stink­ti­ve emo­tio­na­le Sei­te auf eine ra­tio­na­le Ebe­ne zu pro­ji­zie­ren, in­dem man sich be­wusst wird, dass ein je­der Mensch sei­ne ganz per­sön­li­che in­di­vi­du­el­le “Mix­tur“ von Ge­nen be­sitzt und dass es in der Haupt­sa­che dar­um geht, eine Fa­mi­lie zu grün­den, und zwar ohne vor­her an miss­lun­ge­nen The­ra­pie­ver­su­chen zu ver­zwei­feln, dann ist eine Über­win­dung die­ser na­tür­li­chen Skru­pel mög­lich. Und ich kann aus un­se­rer Er­fah­rung be­stä­ti­gen, dass, wenn nicht be­reits beim po­si­ti­ven Schwan­ger­schafts­test, spä­tes­tens bei der ers­ten Ul­tra­schall­un­ter­su­chung mit er­kenn­ba­rer Her­z­ak­ti­on ei­nes 4 mm gros­sen “Seins“ eine voll­stän­di­ge Iden­ti­fi­ka­ti­on statt­fin­det und sämt­li­che vor­be­stehen­den Be­den­ken ver­flo­gen sind. Wel­che gross­ar­ti­ge Di­men­si­on an Glück es be­deu­tet, Kin­der zu ha­ben, wird ei­nem oft erst nach de­ren Ge­burt be­wusst, da­vor ist es viel­leicht ge­ra­de ein­mal er­ahn­bar. Die vor­her so wich­tig er­schei­nen­de Ge­ne­tik, d.h. die Wei­ter­ga­be der ei­ge­nen Gene, wird völ­lig ir­rele­vant.

                              swiss­mom: Die Ei­zell­spen­de ist aber in der Schweiz ver­bo­ten...

                              Dr. med. Mi­cha­el Je­mec: Die Ei­zell­spen­de ist seit vie­len Jah­ren im Schwei­zer Ge­setz für Re­pro­duk­ti­ons­me­di­zin vor­ge­se­hen und wur­de im Prin­zip be­reits vor zwan­zig Jah­ren von bei­den Kam­mern gut­ge­heis­sen. Lei­der ge­lingt es po­li­ti­schen Kräf­ten im­mer wie­der mit Er­folg, die Um­set­zung ins ge­schrie­be­ne Recht zu ver­hin­dern. Zu­min­dest ist es Schwei­zer Ärz­ten recht­lich nicht un­ter­sagt, mit aus­län­di­schen Kol­le­gen zu­sam­men­zu­ar­bei­ten. Man ver­mu­tet, dass sich pro Jahr 800-1000 Paa­re für eine der­ar­ti­ge The­ra­pie ins Aus­land be­ge­ben müs­sen. Oft sind es Rei­sen ins Un­ge­wis­se, in Kli­ni­ken mit un­be­kann­tem me­di­zi­ni­schem Stan­dard. Un­ser Zen­trum, si­tu­iert in Lu­ga­no, hat aus die­sem Grund we­ni­ge Ki­lo­me­ter jen­seits der Gren­ze auf ita­lie­ni­schem Ter­ri­to­ri­um (die Ita­lie­ni­sche Ge­setz­ge­bung hat zwi­schen­zeit­lich die Schwei­ze­ri­sche über­holt)  ein La­bor ein­ge­rich­tet mit ei­ge­nen Bio­lo­gen und ei­ge­nen Ärz­ten, um so­mit in en­ger Zu­sam­men­ar­beit mit dem je­wei­li­gen per­sön­li­chen Gy­nä­ko­lo­gen der Pa­ti­en­tin eine op­ti­ma­le The­ra­pie an­bie­ten zu kön­nen.

                              Letzte Aktualisierung: 13.09.2017, BH

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