Hormonersatztherapie in den Wechseljahren
In welchen Fällen ist eine Hormontherapie sinnvoll und welche Risiken sind dabei zu berücksichtige?
Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen und andere Beschwerden in den Wechseljahren können die Lebensqualität und Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen. Durch eine Hormonersatztherapie können sie wirksam behandelt werden.
Was ist die Hormonersatztherapie?
Bei der Hormonersatztherapie (Hormonal Replacement Therapy = HRT) wird der in den Wechseljahren entstehende Hormonmangel künstlich durch Medikamente ausgeglichen. Damit soll aber nicht einfach die bisherige Hormonkonzentration im Körper exakt wiederhergestellt werden. Vielmehr möchte man gezielt die östrogenmangelbedingten Begleiterscheinungen der Wechseljahre beseitigen.
Eine verbindliche Empfehlung über die Dauer einer Hormonersatztherapie gibt es nicht. Man kann nach 3 bis 5 Jahren ein langsames Ausschleichen der Medikamente über einen Zeitraum von ca. 2 bis 3 Monaten in Erwägung ziehen. Bei erneut auftretenden Beschwerden kann die Hormonersatztherapie wieder erhöht beziehungsweise verlängert werden.
Nutzen..
Bevor eine Hormonersatztherapie durch den Frauenarzt empfohlen wird, ist eine umfassende Befragung, Beratung und Untersuchung sowie eventuell eine Bestimmung des Hormonspiegels mittels Blutuntersuchung unerlässlich. Ärztin und Patientin wägen gemeinsam Nutzen und Risiko der therapeutischen Möglichkeiten einer Hormonersatztherapie ab. Die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung mit Hormonen hängt vor allem vom persönlichen Leidensdruck und der Stärke der Beschwerden ab, die gegen individuelle Risiken abgewogen werden müssen.
Die Vorteile einer Hormonersatzbehandlung sind eindeutig: Wechseljahresbeschwerden, hauptsächlich Hitzewallungen, können wirksam behandelt werden. Daneben ist es auch möglich, andere Beschwerden wie depressive Verstimmungen, Schlafstörungen, Leistungs- und Gedächtnisstörungen, Knochenschwund (Osteoporose) und Gelenkbeschwerden sowie Haut- und Schleimhautveränderungen zu lindern.
Für Frauen der jüngeren Altersgruppen sind auch verschiedene präventive Effekte durch eine Hormonersatztherapie beschrieben, die zwar für sich keinen ausreichenden Grund für eine HRT darstellen, im Einzelfall aber berücksichtigt werden können: Schutzwirkung gegen Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom), Risikoreduktion hinsichtlich der Entwicklung eines Diabetes mellitus II und Herzinfarkt.
...und Risiken der Hormonersatzbehandlung
Wie bei fast allen medikamentösen Behandlungen gibt es auch Risiken, die abzuwägen sind. So wird bei der Therapieentscheidung unter anderem das Alter der Frauen und der Zeitpunkt ihrer Menopause berücksichtigt. Es sollten auch keine erhöhten Risiken für Herz-Kreislauferkrankungen oder Brustkrebs vorliegen. Unter Langzeitanwendung einer Hormonersatztherapie (länger als 3 bis 5 Jahre) kann ein erhöhtes Brustkrebsrisiko nicht ausgeschlossen werden. Dabei scheint die Behandlung Brustkrebs nicht auszulösen, sondern vielmehr vorhandene Krebszellen zum Wachstum zu stimulieren.
Bezüglich Herz-Kreislauferkrankungen gilt, dass verglichen mit anderen Faktoren, die das Risiko für Herz- oder Krebserkrankungen erhöhen, ist eine Hormonersatztherapie nicht gefährlicher. Übergewicht, regelmässiger Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Rauchen steigern die Risiken deutlich mehr als eine Hormonersatzbehandlung.
Trotzdem birgt eine Hormonersatztherapie bei vorbelasteten oder älteren Frauen ein erhöhtes Risiko für Verstopfungen der Blutbahn (Thromboembolien). Von einer Vorbelastung spricht man, wenn die Frau bereits eine Thrombose hatte, in der Familie Thrombosefälle aufgetreten sind, Übergewicht vorliegt oder längere Liegezeiten, zum Beispiel nach einem Knochenbruch oder einer Operation eingehalten werden müssen. Allerdings wurde das erhöhte Risiko aber nur unter oraler Hormonersatztherapie beobachtet. Durch die Anwendung über die Haut – zum Beispiel mit einem Gel – und einer Dosierung unterhalb von 50 Mikrogramm kann das Risiko verringert werden.
Wirkstoffe und Darreichungsformen der Hormonersatztherapie
Idealerweise beginnt eine Ersatzbehandlung mit dem Eintritt der Wechseljahre, jedoch nicht später als mit 60 Jahren beziehungsweise weniger als 10 Jahre nach Beginn der Menopause.
Zwei Grundsätze bezüglich Dauer und Dosierung werden bei der Hormonersatztherapie immer beachtet: Die niedrigste effektive Dosis kommt während der kürzesten erforderlichen Behandlungsdauer zum Einsatz. Regelmässig muss überprüft werden, ob die behandelten Wechselbeschwerden sich zurückbilden und die Patientin mit den Behandlungsergebnissen zufrieden ist. Jährliche Kontrolluntersuchungen mit Erfassung des Blutdrucks, Körpergewicht und gynäkologischer Kontrolluntersuchung sowie Brustuntersuchung sind unerlässlich.
Man unterscheidet zwischen einer Monotherapie, bei der nur Östrogene eingesetzt werden, und einer Kombinationstherapie, bei der eine Kombination aus Östrogen und Gestagen verwendet wird. Die Auswahl der Wirkstoffe, Dosierungen und Darreichungsformen ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Eine Wirkstoffgabe über den Mund durch Schlucken wird auch als „oral“ bezeichnet, die Wirkstoffaufnahme über die Haut als „transdermal“.
Als Darreichungsform stehen Tabletten, Pflaster, Cremes und Gele zur Verfügung. Zur lokalen Behandlung von nur urogenitaler Beschwerden (Scheidentrockenheit, Harnwegsinfekte) können östrogenhaltige Cremes und Salben sowie Vaginaltabletten beziehungsweise Ovula, Pessare und Vaginalringe angewendet werden.
Für den Einsatz von pflanzlichen Arzneimitteln (Phyto-Therapeutika) gibt es bisher keine eindeutigen Empfehlungen – auch weil aussagekräftige Studien, die ihre Wirksamkeit eindeutig belegen, noch fehlen.