Macht die Pille wirklich dick?
Studien haben einen möglichen Zusammenhang zwischen hormoneller Empfängnisverhütung und Gewichtszunahme untersucht.
Hormonelle Präparate (Anti-Baby-Pille, Vaginalring und Verhütungspflaster) und die Spirale zum Einsetzen in die Gebärmutter (Intra-Uterin-Pessar) sind die sichersten langfristig wirkenden Verhütungsmittel. Allerdings berichten viele Frauen, die hormonhaltige Kontrazeptiva nehmen, über unerwünschte Wirkungen wie Gewichtszunahme. Schnell wird daraus geschlossen, dass die Ursache das Verhütungsmittel sei – ganz zu Unrecht, wie man inzwischen weiss.
Warum kommt es zu einer Gewichtszunahme?
Eine Gewichtszunahme entsteht häufig durch einen der folgenden Faktoren:
Wassereinlagerungen (Ödeme)
Muskelaufbau (Muskeln sind schwerer als anderes Gewebe)
Zunahme des Körperfetts
Hormonelle Verhütungsmittel könnten theoretisch auf verschiedene Weise zur Gewichtszunahme beitragen - nachgewiesen wurde allerdings noch keine dieser Theorien. So wird vermutet, dass das Östrogen in der Antibabypille zu Wassereinlagerungen und einer Zunahme an Körperfett führt. Kombinationspräparate mit Gestagenen werden verdächtigt, den Appetit zu steigern und die Frauen zu verführen, mehr zu essen. Einige Hormone fördern den Muskelaufbau, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass die niedrig dosierten hormonellen Verhütungsmittel dies bewirken.
Wissenschaftliche Studien sehen kaum Auswirkungen auf das Körpergewicht
"Studien, die systematisch untersucht haben, was passiert, wenn Frauen die Pille nehmen, haben keine entscheidende Verbindung zwischen hormoneller Verhütung und Gewichtszunahme nachgewiesen", so Professor Sawicki, Leiter des unabhängigen IQWiG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen). "Viele Frauen nehmen an Gewicht zu, wenn sie älter werden, ob sie nun die Pille nehmen oder nicht. Die Auswahl an Verhütungsmöglichkeiten zu begrenzen, wird Frauen nicht helfen, ihr Gewicht unter Kontrolle zu halten."
Eine Analyse von 44 Einzelstudien führte zum Schluss, dass hormonelle Verhütungsmittel sehr wahrscheinlich nicht zu einer starken Gewichtszunahme führen. Denn falls dies so wäre, hätte es sich deutlicher zeigen müssen. Zudem fand man keinen Zusammenhang zwischen der Höhe der Dosis und der Gewichtszunahme. Wäre diese tatsächlich eine unerwünschte Wirkung der Hormone, würde man erwarten, dass eine höhere Dosis auch zu einer stärkeren Gewichtszunahme führt. Dieses Fazit schliesst jedoch eine Gewichtszunahme in Einzelfällen nicht aus.
Vielleicht hilft der Wechsel auf ein anderes Präparat
Falls Sie ein hormonelles Verhütungsmittel anwenden, zugenommen haben und glauben, dass das Mittel der Grund dafür ist, können Sie mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt überlegen, ob ein anderes hormonelles Verhütungsmittel für Sie infrage kommt. Es gibt viele verschiedene Präparate und Kombinationen, darunter sehr niedrig dosierte. Vielleicht wären auch nicht-hormonelle Verhütungsmittel eine Alternative; diese haben verschiedene Vor- und Nachteile gegenüber hormonellen Mitteln.
Rauchen und Appetithemmer sind keine Lösung!
Abzunehmen kann wichtige gesundheitliche Vorteile haben und auch aus anderen Gründen erwünscht sein. Das IQWiG betont allerdings, dass es gesunde wie auch ungesunde Wege gibt, um Gewicht zu verlieren. So rauchen zum Beispiel viele junge Frauen, um schlank zu bleiben. Auch sogenannte Appetitzügler wie das Präparat Rimonabant werden häufig eingenommen. Dass dieses vor kurzem aus Sicherheitsgründen vom Markt genommen werden musste, unterstreicht die Probleme, die solche vermeintlich schnellen und bequemen Wege zur Gewichtsabnahme verursachen können. "Andere Medikamente zum Abnehmen können Beschwerden im Magen-Darm-Bereich verursachen oder den Blutdruck erhöhen", sagt Professor Sawicki. "Es gibt keine bekannten einfachen Wege zu einer langfristigen, gesundheitsverträglichen Gewichtskontrolle. Dies lässt sich nur durch eine ausgewogene Ernährung und einen aktiven Lebensstil erreichen."
Quelle:
Gallo MF, et al.: Combination contraceptives: effects on weight. Cochrane Database of Systematic Reviews 2008, Ausgabe 3.
www.gesundheitsinformation.de