Die Anti-Baby-Pille
Wie die Empfängnisverhütung mit Hormonen funktioniert und was Sie bei der Einnahme beachten müssen.
Die Anti-Baby-Pille ist ein sehr wirksames, sicheres, leicht anwendbares und meist gut verträgliches Verhütungsmittel und daher nach wie vor das mit Abstand beliebteste und am häufigsten verwendete hormonelle Verhütungsmittel. Sie schützt aber nicht vor sexuell übertragbaren Erkrankungen.
Wie wirkt die Anti-Baby-Pille?
Die Pille enthält synthetische Sexualhormone, die in ihrer Wirkung den körpereigenen Östrogenen und dem Gestagen Progesteron ähnlich sind. Bei der normalen Pille werden Kombinationen der beiden Hormone verwendet, bei der Minipille nur Gestagene.
Das verwendete künstliche Östrogen ist meist Ethinylöstradiol. Für den Gestagenanteil werden verschiedene Wirkstoffe eingesetzt (z.B. Levornogestrel, Desogestrel, Drospirenon), die sich in ihrer Wirkstärke voneinander unterscheiden. Daher sind sie in den einzelnen Präparaten teilweise in sehr unterschiedlicher Dosierung enthalten. Die Zuverlässigkeit der verhütenden Wirkung ändert sich dadurch nicht, aber die Nebenwirkungen sind unterschiedlich. Ihr Frauenarzt oder Ihre Frauenärztin wird aus dem grossen Angebot eine Pille aussuchen, die für Sie optimal passt.
Die Kombinationspille eignet sich grundsätzlich für fast alle Frauen jeden Alters mit Ausnahme der Stillzeit, dann ist nur ein reines Gestagenpräparat wie die Minipille erlaubt.
Die Einnahme der Anti-Baby-Pille
Die meisten Präparate enthalten in den einzelnen Tabletten einer Monatspackung dieselbe Dosierung. Einige wenige ältere Pillen haben noch unterschiedliche Dosierungen, sogenannte mehrphasige und mehrstufige Pillen.
Bei der ersten Anwendung der Pille oder nach einer längeren Behandlungspause fängt man am ersten Tag der Monatsblutung mit der Einnahme an. Der Verhütungsschutz besteht ab sofort. Die Pille muss entweder immer am Abend oder immer am Morgen geschluckt werden, wobei die genaue Uhrzeit nicht so wichtig ist. Weil die Einnahme aber auf keinen Fall vergessen werden darf, ist es ratsam, die Einnahme der Tablette in ein tägliches Ritual einzubeziehen – zum Beispiel morgens nach dem Zähneputzen.
Um den Überblick nicht zu verlieren und zur Kontrolle, ob man die Pille tatsächlich genommen hat, ist bei jeder einzelnen Pille auf dem Blister der Wochentag vermerkt. Man beginnt einfach mit der Pille des entsprechenden Tages und hat so die Kontrolle, dass die Einnahme erfolgt ist.
Während 21, 22 oder 24 Tagen wird jeden Tag eine Tablette eingenommen, gefolgt von einer Einnahmepause von 7, 6 oder 4 Tagen. Da während dieser Einnahmepause nun keine Hormone zugeführt werden, beginnt die Gebärmutter, die gebildete Schleimhaut mit einer Blutung abzustossen. Diese sogenannte Abbruchblutung ist zwar ähnlich wie die normale Menstruationsblutung, meist aber kürzer und schwächer. Sie soll auch nur den Eindruck vermitteln, dass ein "normaler" Zyklus abläuft. Auch während der Einnahmepause ist der Verhütungsschutz gegeben. Unabhängig davon, ob die Blutung noch besteht oder bereits aufgehört hat, wird am 29. Tag (= 1. Tag des nächsten Zyklus) mit einer neuen Packung begonnen.
Bei manchen Präparaten wird die Pille 28 Tage durchgehend genommen, während der letzten sieben Tage enthalten die Dragees jedoch keine Hormone. Dadurch kann einfach durchgehend jeden Tag eine Pille genommen werden, was Einnahmefehler vermeidet.
Zunehmend mehr Frauen nehmen die Pille im Langzeitzyklus jeden Tag über mehrere Monate. Ohne die oben beschriebene Einnahmepause kommt es nicht zu einem Abfall des Hormonspiegels und somit auch nicht zu einer Blutung.
Die Pille, andere Medikamente und Krankheiten
Nicht nur eine vergessene Pille kann die Sicherheit beeinträchtigen. Auch wenn andere Medikamente eingenommen werden müssen, die Wechselwirkungen mit der Pille haben, ist die Zuverlässigkeit nicht mehr gewährleistet. Insbesondere Antibiotika oder den Leberstoffwechsel beeinflussende Arzneimittel (z.B. Antiepileptika) können die Wirksamkeit der hormonellen Kontrazeptiva einschränken.
Ebenso können Magen- oder Darmprobleme die Sicherheit der Empfängnisverhütung vermindern. Kommt es innerhalb von vier Stunden nach der Einnahme zu Erbrechen, ist es wahrscheinlich, dass die Hormone noch nicht vollständig aufgenommen wurden. Auch bei Durchfall-Erkrankungen kann die Aufnahme der Hormone aus dem Darm reduziert und der Verhütungsschutz daher eingeschränkt sein.
Die Nebenwirkungen der Anti-Baby-Pille
Unerwünschte Nebenwirkungen, wie vorübergehende Gewichtszunahme, Zwischenblutungen, Kopfschmerzen, Übelkeit und psychische Verstimmungen kommen heute selten vor.
Gefürchtet sind jedoch Thrombosen oder Schlaganfälle. Das Risiko ist zwar sehr gering, kann aber durch die Einnahme der Pille ansteigen, besonders wenn gleichzeitig weitere Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen vorliegen. Wenn Sie rauchen, an Übergewicht, Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Leber- und Gallenblasenprobleme, Atherosklerose, Fettstoffwechselstörungen oder Krebserkrankungen leiden, sollte die Einnahme der Pille sorgfältig mit Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin besprochen werden.
Auch bei Bettlägerigkeit oder langen Flugzeugreisen ist das Risiko für Thrombosen oder Schlaganfälle mit der Pille zusätzlich erhöht.
Eine positive Nebenwirkung lösen die in den Pillen enthaltenen Gestagene aus: Sie haben einen Einfluss auf die Überproduktion von männlichen Geschlechtshormonen (Androgene) und wirken so gegen fettige und unreine Haut, Akne oder Haarausfall.
Wenn die Anti-Baby-Pille vergessen wurde
Die gefährlichste Zeit, um die Pille zu vergessen, ist in den ersten sieben Tagen des Zyklus. Aber auch wenn Sie in den sieben Tagen der Einnahmepause, bevor der Zyklus erneut beginnt, Geschlechtsverkehr hatten, können Spermien in die Gebärmutter eindringen und dort bis zu fünf Tage überleben. Wird dann in den ersten sieben Tagen des Zyklus eine Pille vergessen und der Eisprung findet statt, besteht das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft.
Grundsätzlich gilt: Wenn die vergessen Pille innerhalb von 12 Stunden noch eingenommen wird, bleibt der Verhütungsschutz vorhanden.
Folgende Empfehlung gilt nur für eine Klasse der Pillen, nämlich die kombinierte (Östrogen und einem Gestagen) Pille, die während 21 Tagen und mit einer 7-tägigen Pause eingenommen wird.
Wenn Sie die Pille in den ersten sieben Zyklustagen vergessen haben: Nehmen Sie die vergessene Anti-Baby-Pille ein, auch wenn das bedeutet, dass Sie zwei auf einmal einnehmen. Hatten Sie in dieser ersten Zykluswoche und in der Woche zuvor ungeschützten Geschlechtsverkehr, ist die Pille danach sinnvoll. Ausserdem sollten Sie zusätzlich 7 Tage lang mit Kondom verhüten.
Wenn Sie die Pille ab dem 8. Zyklustag vergessen haben: War die Einnahme an den ersten 7 Zyklustagen zuverlässig, kann bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr ab dem 8. Zyklustag auf die Pille danach verzichtet werden. Die vergessene Pille wird nachgeholt und der Rest der Packung normal eingenommen.
Wenn Sie die Pille ab dem 15. Zyklustag vergessen haben: Es besteht das Risiko eines Eisprungs während der darauf folgenden 7-tägigen Einnahmepause. Sie können nun entweder sofort die Einnahme unterbrechen und mit der 7-tägigen Pause beginnen, oder gleich mit einer neuen Packung anfangen und die Pause weglassen. Wird keine der beiden Varianten gewählt, muss während der Pause und weitere 7 Tage danach zusätzlich verhütet werden.
Haben Sie die Pille während des Zyklus mehrmals vergessen einzunehmen, ist die Gefahr einer Schwangerschaft sehr gross. Verhüten Sie zwingend zusätzlich mit einer Barrieremethode, zum Beispiel einem Kondom.
Die Pille absetzen
Für ein Absetzen der Pilleneinnahme gibt es viele Gründe, nicht nur den Wunsch nach einem Baby. Häufig ist frau einfach „pillenmüde“, möchte ihren natürlichen Monatszyklus wieder spüren und auf ein nicht-hormonelles Verhütungsmittel umsteigen.
Krebs durch die Anti-Baby-Pille?
In den letzten Jahren ist die Pille vermehrt in die Schlagzeilen geraten. Die „International Agency for Cancer Research“ (IACR) Arbeitsgruppe der WHO fasste 2005 zusammen, dass orale Verhütungsmittel auf Östrogen-/Gestagen-Basis krebsfördernd sind. Auch zehn Jahre nach Absetzen der Pille ist das Risiko für Brust- und Gebärmutterhalskrebs immer noch leicht höher als bei Frauen, die nie die Pille genommen haben.
Andererseits ist das Risiko für Gebärmutter- und für Eierstockkrebs etwas geringer. Studien zeigten ausserdem, dass durch die langjährige Einnahme der Pille das Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen erhöht ist. Bei diesen Studienergebnissen muss allerdings berücksichtigt werden, dass die Untersuchungen vor einigen Jahrzehnten und an Frauen durchgeführt wurden, die noch sehr viel höhere Hormondosen mit ihren Pillen eingenommen haben.