Arbeitspensum reduzieren? - Die Vor- und Nachteile

Teilzeitarbeit erlaubt es Ihnen, Familie und Beruf besser miteinander zu vereinbaren. Einige Punkte sollten Sie jedoch eingehend besprechen, bevor Sie Ihr Pensum reduzieren.

Paar unterhält sich, am Esstisch, über Finanzen
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Wenn es die Finanzen erlauben, ist es für viele Frauen klar, dass sie nach dem Mutterschaftsurlaub in einem reduzierten Pensum weiter arbeiten möchten. Auch immer mehr Männer äussern den Wunsch, beruflich kürzerzutreten, um für die Familie da zu sein. Viele Eltern sehen in der Teilzeitarbeit den idealen Kompromiss, um Familien- und Berufsleben unter einen Hut zu bringen.

Welche Vorteile hat Teilzeitarbeit? 


  • Die Mutter oder der Vater kann sich der Familie widmen, ohne den Anschluss ans Berufsleben zu verpassen.

  • Beide Partner leisten einen Beitrag zum Familieneinkommen. 

  • Die Berufswelt bietet einen guten Ausgleich zum Alltag mit Kindern und Haushalt.

  • Es fallen weniger Betreuungskosten an als bei einem Vollzeitpensum, erst recht, wenn beide Partner ihr Arbeitspensum reduzieren.

  • Die meisten Mütter und Väter schätzen es sehr, regelmässig aus dem Haus zu kommen, Kontakt zu anderen Menschen zu pflegen und einer Aufgabe nachzugehen, für die sie ausgebildet sind und die - im Gegensatz zur Hausarbeit - auch einmal abgeschlossen ist. 

  • Die Zeit, die man zu Hause mit dem Kind verbringt, ist keine verlorene Zeit. Einerseits gibt es wohl kaum etwas Wertvolleres, als den Nachwuchs beim Grosswerden zu begleiten, andererseits entdecken viele Eltern ganz neue Fähigkeiten und Interessen, wenn sie nicht mehr voll im Berufsleben stehen und sich einer bisher unbekannten Herausforderung stellen müssen. Dies kann dazu führen, dass sie sich selbstbewusster in ihre Arbeit einbringen oder gar einen beruflichen Richtungswechsel wagen

Welche Nachteile hat Teilzeitarbeit?


  • In den wenigsten Firmen ist es möglich, mit einem Teilzeitpensum Karriere zu machen. Anspruchsvolle Aufgaben bekommen meist die Mitarbeiter, die ein hohes Arbeitspensum haben. 

  • Ein geringes Einkommen hat negative Auswirkungen auf die berufliche Vorsorge. So fallen bei einem jährlichen Bruttoeinkommen von weniger als 22'680 Franken (Stand 2025) die Beiträge an die Pensionskasse weg. 

  • Vor allem bei einem kleinen Arbeitspensum wird es schwierig, bei wichtigen Entscheiden mitzureden. Das Gefühl, nur auszuführen, was andere entschieden haben, kann frustrierend sein. 

  • Je nach Einkommen, Anzahl Kinder und Betreuungssituation rechnet sich ein Teilzeiteinkommen nicht. Wer nur noch zur Arbeit geht, um die Krippenkosten zu begleichen, sollte dringend über die Bücher gehen. 

  • Zuweilen ist es ein ziemlicher Spagat, sowohl im Beruf als auch zu Hause sein Bestes zu geben. Die persönliche Freizeit bleibt dabei oft auf der Strecke.

Nachdem Sie diese allgemeinen Vor- und Nachteile gegeneinander abgewogen haben, geht es darum, anhand Ihrer persönlichen Situation zu ermitteln, wie hoch Ihr Arbeitspensum idealerweise sein sollte. Dabei spielen die folgenden Punkte eine wichtige Rolle:

Wie wirkt sich die Reduktion auf die Altersvorsorge aus?


Wer mitten im Familien- und Berufsleben steht, denkt meist wenig über die Zeit nach der Pensionierung nach. Aber genau dies sollten Sie tun, bevor Sie den definitiven Entscheid fällen, wie viel Sie nach der Geburt arbeiten wollen. Denn das Arbeitspensum hat direkte Auswirkungen auf die Altersleistungen. Doch es ist gar nicht so einfach, herauszufinden, was Ihnen im Alter zusteht, denn je nachdem, wie viel Sie verdienen und wie grosszügig das Pensionskassenreglement Ihres Arbeitgebers ist, sieht die Situation unterschiedlich aus. Auch wenn das Thema ganz schön komplex ist, sollten Sie sich daher unbedingt darüber informieren, wie gut Sie im Hinblick auf die Altersvorsorge aufgestellt sind und wo sich Lücken ergeben könnten. Eine von der Schweizerischen Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten (SKG) beauftragte Studie kam zum Schluss, dass Frauen und Männer während ihrer Berufslaufbahn durchschnittlich mindestens 70 Prozent erwerbstätig sein sollten, um das Risiko für Altersarmut möglichst gering zu halten. Wenn Sie also Ihr Arbeitspensum während der Kleinkinderphase stark reduzieren, sollten Sie es später, wenn die Kinder Sie nicht mehr im gleichen Ausmass in Anspruch nehmen, wieder erhöhen. Insbesondere im Falle einer Scheidung und bei geringem Einkommen ist das Risiko sonst gross, dass Sie im Alter mit sehr bescheidenen Mitteln auskommen müssen.

Gleichstellung, Dranbleiben oder Karrieremöglichkeiten?


Ist Ihnen besonders viel daran gelegen, Familien- und Berufsarbeit möglichst fair mit Ihrem Partner zu teilen? Dann ist es sinnvoll, wenn beide ihr Arbeitspensum in einem ähnlichen Mass reduzieren, z. B. beide auf 60 oder 70 Prozent. Wollen Sie beruflich einen Fuss in der Tür halten, sich momentan aber hauptsächlich auf die Familie konzentrieren? Dann reicht Ihnen vermutlich ein 40 %-Pensum. Vorausgesetzt natürlich, Ihr Partner ist bereit, die Rolle als Haupternährer der Familie zu übernehmen. Möchten Sie sich Ihre Karrieremöglichkeiten erhalten? Dann wird vielerorts erwartet, dass Sie mindestens 80 Prozent arbeiten. Manche Firmen vergeben aber auch verantwortungsvolle Positionen im Jobsharing.

Welches Pensum ist in meinem Job sinnvoll?


Es gibt Berufe, in denen Ihnen viele spannende Aufgaben bleiben, unabhängig davon, ob Sie zwei oder fünf Tage pro Woche arbeiten. In anderen hingegen sind die Mitgestaltungsmöglichkeiten gering, wenn Sie Ihre Berufstätigkeit auf ein Minimum reduzieren. Überlegen Sie sich bei der Festlegung des Arbeitspensums darum auch, wie viele Arbeitstage nötig sind, damit Sie noch aktiver Teil des Teams sein können und im Job einen abwechslungsreichen Ausgleich zum Familienalltag finden.

Wie viel familienergänzende Betreuung liegt drin?


Einerseits ist dies natürlich eine finanzielle Frage. Je mehr beide Partner arbeiten, desto mehr Betreuungstage sind nötig. Je höher das Familieneinkommen ist, desto höher fällt bei einkommensabhängigen Tarifen die Kitarechnung aus. Reduziert einer von beiden das Pensum stark, liegen zwar die Betreuungskosten deutlich tiefer; bei einem geringen Verdienst oder wenn Sie mehrere Kinder haben, die in der Kita betreut werden, fliesst dennoch oft ein grosser Teil des Zweiteinkommens in die Begleichung der Kitarechnung. In beiden Fällen lohnt sich daher die Überlegung, ob Sie und Ihr Partner die Arbeitstage so legen können, dass Sie mit weniger familienergänzender Betreuung auskommen. Am Ende werden aber nicht die Finanzen alleine den Ausschlag geben, wie oft Ihr Kind in der Kita, bei den Grosseltern oder in einer Tagesfamilie betreut wird. Entscheidend ist, wie Sie ganz allgemein zum Thema familienergänzende Betreuung stehen. Möchten Sie so weit als möglich darauf verzichten? Wäre es für Sie ganz gut vorstellbar, Ihr Kind an vier bis fünf Tagen pro Woche in der Kita betreuen zu lassen? Oder soll es zu gleichen Teilen von Mama und Papa betreut werden? Welches Arbeitspensum für Sie in Frage kommt, hängt stark von Ihren Antworten auf diese Fragen ab.

Was tut unserer Familie gut?


Bei allen organisatorischen und finanziellen Aspekten bleibt diese eine Frage zentral: Wie können wir das Familien- und Berufsleben so gestalten, dass es allen Familienmitgliedern gut geht? Damit ist nicht gemeint, dass alle stets strahlend glücklich sein müssen und Sie Ihren Job sofort an den Nagel hängen, wenn ein Kind mal ein paar Tage keine Lust hat, zur Tagesmutter zu gehen. Wenn Sie jedoch dauernd unter Stress stehen und die Beziehung zu Partner und Kindern leidet, ist es Zeit, über die Bücher zu gehen: Müssen wir unsere Prioritäten anders setzen? Soll einer von beiden für einige Zeit beruflich etwas kürzer treten oder reicht es, wenn wir die Aufgaben besser verteilen? Passt die Arbeitsteilung so, wie wir sie einmal festgelegt haben, zu unserer momentanen Familiensituation oder sind grössere Veränderungen nötig? Eine Familie ist ein äusserst lebhaftes Gefüge mit sich ändernden Bedürfnissen - eine Portion Flexibilität kann daher nicht schaden.

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