Kann man nach einem Kaiserschnitt auch „normal“ entbinden?
In vielen Fällen steht einer vaginalen Entbindung nach einem Kaiserschnitt nichts entgegen. Ausschlaggebend ist im Einzelfall, warum die damalige Schnittentbindung durchgeführt wurde. Besteht derselbe Grund immer noch, kann ein geplanter Kaiserschnitt sinnvoll sein. Beispiel: Wenn das mütterliche Becken zu eng ist. Wurde der Kaiserschnitt dagegen aus einem Grund durchgeführt, der sich nicht wiederholen muss, wie z.B. eine lange Geburtsdauer, Wehenschwäche, Verschlechterung der kindlichen Herztöne, dann kann dieses Mal eine Geburt auf normalem Wege versucht werden. Die höchste Chance auf eine komplikationslose vaginale Geburt haben Frauen, die vorher einen Kaiserschnitt wegen Beckenendlage des Kindes hatten.
In zwei von drei Fällen hat die Schwangere nach einem vorherigen Kaiserschnitt eine ganz normale vaginale Entbindung. Wenn die Wehen spontan einsetzen, liegt die Wahrscheinlichkeit einer normalen Entbindung bei ungefähr 80 %, bei künstlich eingeleiteten Wehen (Weheneinleitung oder Induktion) jedoch nur noch bei ungefähr 50 %.
Ein Riss der Gebärmutterwand (Uterusruptur oder Gebärmutterbruch) unter dem Druck der Wehen ist sehr selten. Bei einem Querschnitt, wie er meist beim Kaiserschnitt durchgeführt wird, beträgt das Risiko für einen späteren Gebärmutterriss 0,2-0,8%, für das weniger gefährliche Auseinanderklaffen etwa 2-4%. Wichtig ist eine gute CTG-Überwachung und die Kontrolle auf Blutungen. Schmerzen sind nicht immer ein Anzeichen für einen Riss der alten Narbe, denn das ist häufig völlig schmerzlos. Aus diesem Grund ist heutzutage auch eine Geburt unter Periduralanästhesie möglich, weil ein Riss dadurch nicht verschleiert würde. Allerdings muss die Geburt sehr sorgfältig überwacht werden, möglichst in einer Klinik, die auf Notfälle gut vorbereitet ist.
Eine Wehenanregung oder Weheneinleitung mit Oxytocin sollte allerdings abgebrochen werden, wenn sie nicht sofort wirkt. Eine zu lange Stimulation erhöht das Risiko für einen Narbenriss. Das haben alle bisherigen Studien eindeutig ergeben.