Müssen unbedingt alle Neugeborenen an den Augen mit dieser Silbernitratlösung behandelt werden? Ich habe gehört, dass das sehr schmerzhaft sein soll.
Eine Bindehautentzündung (Konjunktivitis) ist nicht selten bei Neugeborenen - jedes zehnte hat schon bald verklebte Augen. Sollte Ihr Kind in den ersten Lebenstagen eine eitrige Bindehautentzündung bekommen, wird sofort der Erreger bestimmt und dann gezielt mit antibiotischer Augensalbe behandelt.
Sehr, sehr selten ist die Augenentzündung durch Gonokokken, die Erreger der Geschlechtskrankheit Tripper (Gonorrhoe) bedingt. Diese früher gefürchtete Gonoblenorrhoe mit grosser Gefahr der Erblindung durch Hornhauteinschmelzung tritt nach Schätzungen in der Schweiz nur noch ca. 20 mal pro Jahr auf. Deshalb ist die Gabe der 1%igen Silbernitrat-Lösung nicht mehr routinemässig üblich. In vielen Spitälern wird heute auf eine generelle Gabe von Silbernitratlösung (Credé'sche Prophylaxe) an alle Neugeborenen verzichtet. Dies macht durchaus auch Sinn, wenn die werdende Mutter regelmässig zu den Vorsorgeuntersuchungen gegangen ist, aus einem bezüglich Geschlechtskrankheiten nicht gefährdeten sozialen Milieu stammt und die kinderärztliche Überwachung und sofortige Behandlung des Neugeborenen gewährleistet ist. Stellt sich bei der Erregerbestimmung wirklich eine Gonokokken-Infektion heraus, gibt man zusätzlich Antibiotika als Infusion. Bei fachgerechter und rechtzeitiger Behandlung heilt eine Blenorrhoe komplikationslos ab.
Erkundigen Sie sich am besten, wie es in der Entbindungsklinik Ihrer Wahl gehandhabt wird. Normalerweise werden die Wünsche der Eltern in die Entscheidung mit einbezogen.