4. Monat - "in der MamaOase"
Nach fast drei Wochen mit zwei kränkelnden Kindern, die mehrmals in der Nacht von ihren Hustenattacken geweckt werden und dann lange nicht wieder einschlafen, wollten wir uns mal etwas gönnen und haben die „MamaOase“ in Lenzerheide gebucht. Das Prinzip ist einfach: Man verbringt drei Tage (Freitag bis Sonntag) und zwei Nächte in einem komfortablen 4-Sterne Hotel, geniesst tagsüber die Bergluft, den Wellness Bereich des Hotels und das neue Baby, und kann es dann von 16:30 bis 10:30 am nächsten Morgen in die Obhut eines ausgebildeten Baby-Betreuungs-Teams geben um den Abend und die Nacht ungestört zu geniessen.
Am Freitagmorgen ging es also los. Ich stopfte die beiden Kinder, ihre 467 wichtigsten Utensilien und mein kleines Köfferchen ins Auto und fuhr los in Richtung Lenzerheide. Mein Mann musste am Freitag noch arbeiten, konnte also erst spätabends nachkommen. Kein Problem, dachte ich mir, die beiden werden im Auto sicher schlafen und die 2,5 Stunden Fahrt werden wie im Flug vergehen. Dachte ich. Die beiden hatten aber leider gar keine Lust zu schlafen, und schrien stattdessen die ganze Fahrt über ohne Pause. Ich kam um kurz nach 12 völlig erschöpft im Hotel an, ging schnell ins Zimmer, gab Emil seinen Schoppen und Julius etwas zu essen, und legte ihn dann in das Reisebett, welches das Hotel für ihn bereitgestellt hatte. Jetzt war er auch ziemlich müde und würde sicher zwei Stunden selig schlafen. Ich aktivierte das Babyphone, welches mittels Telefonhörer im Zimmer über die Hotelrezeption läuft, und machte mich auf den Weg zur Lobby, wo um 13:00 alle MamaOase Teilnehmer mit einem kleinen Apéro begrüsst werden sollten. Mitten in der Begrüssungsansprache der Hoteldirektorin kam dann eine Mitarbeiterin des Hotels mit einem kleinen zweijährigen an der Hand, bekleidet mit einer Windel und einem T-Shirt, auf mich zu. Julius war aus dem Reisebett herausgeklettert, hatte die Zimmertür geöffnet und war dann auf dem Hotelflur herumgeirrt, bis ihn die Hotelangestellte dort auflas. Die Mitarbeiterinnen an der Rezeption konnten das nicht wissen, es war ja ruhig am anderen Ende des Babyphones…
Sofort war mir klar, dass dieses Wochenende nicht ganz so entspannt werden würde, wie ich mir das vorgestellt hatte. Bisher hatten wir Julius immer problemlos im Hotelzimmer schlafen lassen und mit dem Babyphone überwachen können. Aus dem Bett war er noch nie herausgeklettert, und mir ist auch bis heute schleierhaft, wie er das geschafft hat. Nichtsdestotrotz müssen wir uns wohl damit abfinden, dass die Zeiten nun vorbei sind, in denen wir problemlos ein Abendessen zu zweit im Hotelrestaurant geniessen konnten. Nachdem ich Emil dann um 17:00 dem Baby-Betreuungsteam übergeben hatte, bestellte ich Julius etwas zu essen aufs Zimmer. Mein Mann hätte um 20:00 ankommen sollen, und der Plan war, dass Julius bis dann selig schlafen würde, und wir unser 6-Gänge-Menü im Restaurant geniessen konnten. Wegen einiger Staus auf den Strassen kam mein Mann jedoch erst um 21:30 an, und Julius war zu diesem Zeitpunkt immer noch hellwach. Somit hatte sich das romantische Dinner erledigt, und auch wir bestellten uns etwas aufs Zimmer und schliefen danach erschöpft ein.
Am nächsten Morgen holten wir Emil gleich nach dem Frühstück wieder ab. Den Pilates-Kurs für Mütter liess ich ausfallen, stattdessen machten wir einen kleinen Spaziergang durchs Dorf. Zum Mittagessen hatte ich Julius im Kindergarten des Hotels angemeldet, welcher für Kinder ab 2 Jahren gratis zur Verfügung steht. Leider wollte er dort aber unter keinen Umständen bleiben und machte ein Riesentheater. Ich behielt Julius also am Nachmittag bei mir, während mein Mann mit Emil einen Babymassage-Kurs besuchte. Direkt nach dem Kurs gaben wir Emil wieder im Baby-Betreuungszimmer ab, und starteten einen erneuten Versuch, Julius zum Schlafen zu bringen. Diesmal hatten wir aber vorgesorgt, und über das Hotel einen Babysitter bestellt, der während des Abendessens auf Julius aufpassen sollte. Um halb 8 war Julius eingeschlafen, und wir konnten um 8 endlich einmal ganz ohne Kinder das Hotelzimmer verlassen. Ich hatte mich sogar mit einem kleinen Schwarzen und High Heels aufgebrezelt. Jetzt konnte das Wochenende beginnen! Das Menü war ein Traum, nach sechs Gängen waren wir satt und glücklich, hatten wieder einmal die Gelegenheit, über viele Dinge in Ruhe zu reden, und waren vom Wein etwas angeheitert und endlich entspannt. Wir gingen noch für einen Schlummerbecher in die Hotelbar, bevor wir dann um 23:00 den Babysitter von seinem Amt erlösten. Julius hatte natürlich die ganze Zeit über friedlich geschlafen…
Am nächsten Morgen genossen wir wieder das reichhaltige Hotelfrühstück und holten dann unseren Emil ab. Um 11:00 stand noch das „Papa-Baby-Schwimmen“ auf dem Programm, während ich mit Julius im Zimmer unsere Koffer packte. Nach der offiziellen Verabschiedung und einem Salatbuffet war das Wochenende dann auch schon wieder vorbei, und wir fuhren zurück nach Hause.
Grundsätzlich ist die MamaOase eine ganz tolle Idee, und ich kann sie jedem frischgebackenen Elternpaar wärmstens empfehlen. Gerade wenn man nicht die Chance hat, das Baby vielleicht einmal für eine Nacht den Grosseltern anzuvertrauen, weil diese zu weit weg sind, kann das Wochenende eine richtige Entlastung sein. Der Teufelskreis der schlaflosen Nächte kann endlich einmal durchbrochen werden, und man hat danach wieder neue Energie für den Alltag zu Hause. Mein Fazit ist allerdings, dass ich zwei entscheidende Dinge falsch gemacht habe, um das Wochenende richtig geniessen und entspannen zu können: ich hätte nicht alleine anreisen dürfen, und wir hätten Julius bei den Grosseltern unterbringen und nur mit Emil fahren sollen. So hätten wir zwei wundervolle Abendessen, zwei ungestörte Nächte und zwei entspannte Frühstücksbuffets geniessen können. Hinterher ist man immer schlauer…
Caroline Hafner schreibt in den ersten 8 Lebenswochen Ihres Emils wöchentlich, danach monatlich über Ihre Erfahrungen als junge Mutter. Fortsetzung folgt...