11. Monat - "Mein freier Tag"
Dienstags ist bei uns schon seit jeher Grosselterntag. Allerdings bis jetzt immer nur für Julius, den die Grosseltern abwechselnd jeweils dienstags von 8 bis 18 Uhr zu sich nehmen. Bis zu Emil’s Geburt war das dann für mich ein richtiger Entlastungstag. Seit Emil da ist, wird das allerdings immer schwieriger. Mit Ausnahme des einstündigen Mittagsschlafes will er rund um die Uhr unterhalten werden. Man kann ihn keineswegs einfach im Laufstall parkieren und sich an den Computer setzen, wie ich mir das (wahrscheinlich in einem heftigen Anflug von Schwangerschaftsdemenz oder schwangerschaftsbedingter retrograder Amnesie) vorgestellt habe.
Nun habe ich aber letzte Woche zum ersten Mal am Dienstag beide Jungs outsourcen können. Julius wurde pünktlich um 8 Uhr von meinem Schwiegervater abgeholt, Emil von meiner Schwiegermutter. Und da stand ich dann, völlig kinderlos, mit einem ganzen Tag zur freien Verfügung. Kurz habe ich überlegt, eine Freundin anzurufen, die ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr getroffen habe, da sie ständig beruflich unterwegs ist und ich sie mit den beiden Krawallmachern nie zum Business Lunch treffen wollte. Das wäre doch jetzt die Gelegenheit, mich mal wieder unbemerkt unter das arbeitende Volk zu mischen und in einem gediegenen Restaurant neben lauter Anzugträgern erwachsene Gespräche zu führen. Dann wurde mir aber schnell klar, dass ich mich dafür wohl selber in ein gepflegteres Outfit als Kapuzenpulli, Jeans und Turnschuhe werfen müsste. Nächstes Mal vielleicht…
Stattdessen liess ich fünf Ladungen Wäsche durch die Maschine laufen, ging ganz in Ruhe einkaufen, bereitete kinderfreundliche Mahlzeiten zum Einfrieren für den nächsten stressigen Mittag zu, sortierte die Kleiderschränke der Jungs aus und schrieb diese Kolumne.Um 18:00, als die Kinder wieder abgeliefert wurde, stand das Abendessen auf dem Tisch und ich war zum ersten Mal seit Langem um diese Zeit entspannt, vorbereitet und hatte alles unter Kontrolle. Manchmal braucht es eben nur einen Tag, um den Haushalt wieder in den Griff zu bekommen und neue Energie zu tanken. Natürlich hätte ich auch schick essen, shoppen oder zum Yoga gehen können. Das hätte mich auch glücklich gemacht, keine Frage. Aber sehr wahrscheinlich hätte ich dann im „Hund, der nach unten schaut“ ständig die Wäscheberge vor meinem geistigen Auge gesehen. Und beim Business Lunch hätte ich ständig nur daran gedacht, was ich den Rest der Woche kochen könnte. Selbstverständlich hat mich die Mutterschaft verändert, aber ich bereue das kein bisschen. Mir geht es gut, wenn es den Kindern gut geht. Und auch, wenn ich zu Hause sicher nicht immer alles perfekt hinbekomme und am Abend manchmal das Gefühl habe, das Wasser stehe mir bis zum Halse, so will ich doch eigentlich nichts daran ändern. Im Moment ist einfach mal alles gut so, wie es ist.
Caroline Hafner schreibt in den ersten 8 Lebenswochen ihres Emils wöchentlich, danach monatlich über Ihre Erfahrungen als junge Mutter. Fortsetzung folgt...