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                              2. Woche - "Zu Hause angekommen"

                              Geschwister küsst Neugeborenes
                              ©
                              iStock

                              Nach drei Tagen wurden Emil und ich aus dem Spital entlassen und von meinem Mann und Julius abgeholt und nach Hause gebracht. Trotz Angst vor den bevorstehenden Tagen und Wochen zu Hause, in denen ich mich nicht mehr nur um Emil kümmern musste, sondern auch wieder um Julius, war ich doch froh, das Spital endlich verlassen zu können.

                              Die ersten Nächte zu Hause sind ohne Zweifel eine Herausforderung für alle Beteiligten. Natürlich kann man nicht erwarten, dass ein wenige Tage altes Baby bereits so etwas wie einen geregelten Schlafrhythmus hat, und so kann man sich auch noch nicht wirklich auf einen Tag- und Nachtrhythmus einstellen. Beim ersten Baby war das noch nicht so schlimm, da mein Mann sich nach der Geburt zwei Wochen frei nehmen konnte und wir uns nachts stundenweise damit abwechselten, Julius in der Wohnung herumzutragen oder ihn auf der Brust einschlafen zu lassen und dabei fernzuschauen. Nun hat Julius aber bereits einen festen Tag- und Nachtrhythmus, den wir nicht stören wollen, und mein Mann musste zwei Tage nach der Geburt schon wieder ganz normal arbeiten. Zwei von vier Personen in der Familie sollten also schlafen, während die anderen beiden sich aller Wahrscheinlichkeit nach die Nächte um die Ohren schlagen. Eine gute Voraussetzung für ein harmonisches Familienleben also… 

                              Schon vor der Geburt hatte ich aber diesen CosyMe Schlafsack geschenkt bekommen, den ich gleich in der ersten Nacht ausprobierte. Es handelt sich dabei um eine Mischung aus einem Schlafsack und einem Pucktuch. Das Baby wird darin quasi zusammen geschnürt, damit es die Arme ruhig am Körper hält. Das soll beim Durchschlafen helfen.

                              Zunächst war es ein sehr komisches Gefühl, den kleinen, zarten Emil regelrecht ans Bett zu fesseln, als würde man ihm eine Zwangsjacke anlegen. Ich hatte immer Angst, ihm die zarten Ärmchen zu brechen, wenn ich sie gleichzeitig nach unten drücken und den Schlafsack zuschnüren wollte. Dann fiel mir ein, dass er sich in seinem Fleece-Anzug, der ihm noch ein wenig zu gross war, immer am wohlsten fühlt. Dort konnte ich einfach seine Arme auf die Brust legen und den Reissverschluss zuziehen. Ich legte ihn also im Fleece-Anzug ins Bett und schnürte dann den Schlafsack zu. Und siehe da: er schlief. In der ersten Nacht bereits vier Stunden am Stück, in der zweiten sogar fünf Stunden.

                              Allein meine Brüste, die vom Spital noch einen Stillrhythmus von höchstens zwei Stunden gewohnt waren, fanden das anfangs nicht so lustig, so dass meine Stilleinlagen komplett durchnässt waren und sich auf der Matratze bereits ein kleiner Milchsee angesammelt hatte. In der dritten Nacht waren wir dann quasi die ganze Nacht wach, und Emil blieb bei mir im Bett…. ihn immer wieder in den CosyMe einzufädeln und wieder herauszuholen, war mir dann im Halbschlaf doch etwas zu anstrengend. Obwohl ich nicht so gerne mit einem Baby im Bett schlafe, da ich trotz aller gegenteiligen Expertenmeinungen immer Angst habe, mich auf das Baby draufzulegen oder es aus dem Bett zu werfen, kann man so wenigstens ab und zu mal ein wenig die Augen schliessen und weg dösen. 

                              Mein kleiner, zweijähriger Julius, den ich doch auch vor kurzem erst aus dem Spital mit nach Hause gebracht hatte, kam mir plötzlich so gross und schwer und stark vor. Ich hatte fast ein bisschen Angst vor ihm, als ich mit dem kleinen „Hämpfeli“ Emil zu Hause ankam. Er war so wild und ungestüm. Natürlich freute er sich sehr über sein kleines Brüderchen, konnte diese Liebe aber noch nicht mit der angemessenen Vorsicht und Zärtlichkeit zeigen. Stattdessen legte er sich jedes Mal fast auf Emil drauf, wenn er ihm ein Küsschen geben wollte, und ich musste ihn dann mit Gewalt davon abhalten. Wenn ich Emil stillen musste – was ja durchaus öfter vorkam, und dann auch immer mindestens eine halbe Stunde lang meine volle Aufmerksamkeit beanspruchte – wurde Julius unruhig und wollte dann auch immer auf Mamas Schoss. Mit der Zeit wurde ihm dann aber auch schnell bewusst, dass ich mich in dieser Zeit nicht gut um ihn kümmern konnte, und er nutze diesen „Freipass“ um irgendwelchen Blödsinn zu machen, wie auf dem Sofa herum zu hüpfen oder alle Bücher aus dem Wohnzimmerschrank auszuräumen.

                              In solchen Momenten fühlte ich mich hilflos und schlichtweg überfordert. Wie machen das andere Mütter? War es doch keine so gute Idee, einen Abstand von „nur“ zwei Jahren zwischen den beiden Kindern zu haben? Sollte das erste Kind bereits aus der Trotzphase heraus sein, bevor man überhaupt über ein zweites nachdenken darf? Es ist sicher nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen, und beiden Kindern gerecht zu werden.

                              Ich jedenfalls versuche nun, Julius so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu schenken, solange Emil noch so klein ist. Seine Bedürfnisse sind noch so einfach mit Milch, Schlaf und frischen Windeln zu befriedigen, während ein Zweijähriger schon viel komplexere Anforderungen an seine Bezugsperson stellt. Er will Dinge erklärt bekommen, er will sich austoben dürfen, er will schmusen, und er will nicht plötzlich die zweite Geige spielen müssen. Jetzt lesen wir beim Stillen immer kleine Pixi-Büchlein oder er darf auch einen Milchschoppen trinken. Es geht schon viel besser!

                              Caroline Hafner schreibt in den ersten 8 Lebenswochen Ihres Emils wöchentlich, danach monatlich über Ihre Erfahrungen als junge Mutter. Fortsetzung folgt...

                              Letzte Aktualisierung: 11.06.2021, swissmom-Redaktion

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