Stimmt das wirklich? Babymythen im Faktencheck
Über blaue Augen bei allen Babys, Blitzlicht, Haarescheiden, Bernsteinketten und ob die Lunge kräftiger wird, wenn das Baby viel schreit.
Mythen sind überlieferte Geschichten oder Erzählungen. Und überliefert bedeutet, dass die Erzählung eher alt ist und dass sie vielleicht bei jedem Weitererzählen noch etwas ausgeschmückt wurde.
Der Faktencheck: Welche Mythen stimmen und welche nicht wahr sind.
Alle Neugeborenen haben blaue Augen
Stimmt nicht. Zwar haben viele hellhäutige und europäische Neugeborene blaue Augen, aber längst nicht alle. Und bei Babys mit afrikanischer oder asiatischer Abstammung sind die Augen in der Regel von Geburt an dunkel.
Bei der Geburt ist die Entwicklung der Pigmentzellen auf der Iris (Regenbogenhaut) noch nicht abgeschlossen. Bis sich das farbgebende Pigment Melanin in die Zellen der Regenbogenhaut einlagern kann und die definitive Augenfarbe feststeht, haben viele Neugeborene blaue Augen.
Die Augen von Babys, die bereits mit braunen Augen geboren werden, haben zu diesem Zeitpunkt schon einen hohen Anteil an Melanin auf der Regenbogenhaut eingelagert. Diese Babys haben in der Regel auch einen dunkleren Hauttyp.
Babys soll man ganz oft die Haare schneiden, dann wachsen sie kräftiger
Stimmt nicht. Der Haarwuchs und die Struktur der Haare sind hauptsächlich durch unsere Gene bestimmt. Durch die Ernährung kann die Haarpracht ein wenig beeinflusst werden und auch die hormonelle Situation spielt eine gewisse Rolle.
Beim Haareschneiden werden lediglich die abgestorbenen Hornzellen, aus denen Haare bestehen, abgeschnitten. Das Haarwachstum geschieht in der Kopfhaut und wird darum beim Abschneiden nicht beeinflusst.
Babyspeck wächst sich aus
Stimmt. Allerdings nur, wenn es sich um "echten" Babyspeck handelt. Viele Babys nehmen nach der Geburt erst einmal ordentlich zu und bekommen sogenannte Speckbeinchen und -falten. Das macht Sinn, weil die Kinder davon zehren können, wenn sie krank sind. Sobald Babys mobiler werden und anfangen zu krabbeln und zu laufen, verlieren sie diesen Babyspeck.
Kinder, die durch ungesunde Essgewohnheiten im Alter von zwei bis sechs Jahren deutlich übergewichtig sind, werden die überflüssigen Kilos nicht so einfach los. Viele bleiben auch als Jugendliche und Erwachsene übergewichtig.
Mit Babys soll man nicht in die Berge fahren
Stimmt teilweise. Problematisch ist vor allem die rasche Überwindung einer Höhendifferenz, zum Beispiel mit einer Seilbahn. Das kann zu Ohrenschmerzen führen. Das andere Problem ist die niedrigere Sauerstoffsättigung in der Höhe. Säuglingen und Kleinkindern wird dann möglicherweise übel und schwindelig.
Es wird empfohlen, in den ersten drei Lebensjahren nicht über 2500 Meter aufzusteigen. Aber diese Höhenmeter sind nur ein Richtwert. Wenn Sie schon normalerweise auf einer gewissen Höhe leben oder Sie längere Ferien in den Bergen machen und Ihr Kind langsam an die Höhe gewöhnt wird, sind auch ein paar hundert Meter mehr zu vertreten. Allerdings nur, wenn Ihr Baby keine Zeichen von ausserordentlicher Müdigkeit, Unwohlsein oder Übelkeit zeigt. Sehr wichtig ist eine reichliche Flüssigkeitszufuhr.
Schreien lassen kräftigt die Lungen
Stimmt absolut nicht. Die Lungenfunktion ist schon unmittelbar nach der Geburt ausgereift. Das Organ wächst danach einfach mit dem normalen Wachstum mit. Ein Training durch Schreien ist weder möglich noch nötig.
Blitzlicht schadet Baby-Augen
Stimmt nicht. Die Dauer eines Blitzes ist zu kurz und die Lichtstärke zu schwach, um das Auge zu schädigen.
Haustiere würden ein Baby niemals angreifen
Stimmt nicht. Tiere reagieren in bestimmten Situationen, zum Beispiel wenn sie sich bedroht fühlen, in Bedrängnis geraten oder gestresst sind, unvorhergesehen. Das Zappeln oder Schreien eines Babys oder die schwankenden Bewegungen eines Kindes, das gerade laufen lernt, können zum Beispiel das Jagdverhalten eines Hundes ansprechen.
Bernsteinketten helfen gegen Schmerzen beim Zahnen
Stimmt nicht. Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Bernstein gegen Zahnungsschmerzen hilft.
Kinderärzte raten vom Gebrauch dieser Ketten ab. Sie können das Kind strangulieren, wenn sie irgendwo hängen bleibt. Falls Sie trotzdem nicht darauf verzichten möchten, achten Sie darauf, dass sich bei starker Belastung ein Sicherheitsverschluss öffnet und nicht die Schnur reisst. Ausserdem sollten die Steine einzeln verknotet sein. Andernfalls besteht die Gefahr, dass das Kind Steine in den Mund nimmt und verschluckt, wenn die Kette doch reisst und einzelnen Steine herumliegen.
Zahnen führt zu Fieber und Durchfall
Stimmt nicht. Fieber ist Zeichen einer Infektion und hat nichts mit dem Zahnen an sich zu tun. Allerdings trifft das Zahnen zeitlich mit der Abnahme des Nestschutzes zusammen. Das Kind muss nun allerlei Erreger selber bekämpfen und das verursacht Fieber. Ausserdem schwächt der Durchbruch der Zähne das Immunsystem, was noch anfälliger für Infektionen macht. Auch allfälliger Durchfall ist auf eine Infektion zurückzuführen und nicht auf das Zahnen.
Fieber nach der Impfung heisst, sie war erfolgreich
Stimmt nicht. Eine Schutzimpfung bringt den Körper bewusst mit einem bestimmten Krankheitserreger in Kontakt, welche in diesem Zustand allerdings keine ernsthaften Erkrankungen mehr verursachen können. Das Immunsystem kann aber nach einer Impfung ähnlich reagieren, wie es auf die Infektion selber reagieren würde: Es kann also zu Fieber kommen, weil der Körper den verabreichten Erreger oder Erregerbestandteil bekämpft.
Ein Zusammenhang zwischen einer guten Wirksamkeit der Impfung und Fieber gibt es also nicht.
Ein Kind muss seinen Teller leer essen
Stimmt absolut nicht. Kinder haben ein natürliches Sättigungsgefühl, das ihnen signalisiert, wenn sie genug gegessen haben. Werden Kinder gezwungen, den Teller leer zu essen, kann das sogar negative Auswirkungen auf ihr Essverhalten haben.
Linkshänder muss man umerziehen
Stimmt nicht. Die Händigkeit eines Menschen ist durch die Dominanz einer Gehirnhälfte festgelegt. Deshalb ist es auch unmöglich, aus einem rechtshändigen Kind ein linkshändiges und umgekehrt zu machen, auch wenn es durch Zwang erreicht werden kann. Dieser Zwang stellt aber immer einen Eingriff in festgelegte Hirnfunktionen dar.