Sollen Kinder fernsehen?

Studien zeigen, dass Kinder trotz Handy, Tablet und Computer weiterhin gerne fernsehen. Welche Regeln sollten Eltern dabei berücksichtigen?

Lachendes Kind sitzt mit Fernbedienung in der Hand auf dem Sofa
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Es gibt keine einheitliche Regel, ob und wie lange Kinder fernsehen dürfen. Und die Meinungen gehen bei keinem anderen Thema so weit auseinander wie hier. Ständig tauchen wieder neue Studien auf, die Fernsehen entweder verherrlichen oder aber ganz verteufeln, welche behaupten, das Fernsehen fördere Sprache und Entwicklung oder aber der TV-Konsum sei der Kindesentwicklung völlig hinderlich. 

Wie lange dürfen Kinder fernsehen?


Die meisten Expertinnen raten, dass Vorschulkinder maximal eine halbe Stunde fernsehen sollten.

Diese Regel provoziert oftmals bereits den ersten Konflikt: Die meisten Filme dauern mindestens 60, wenn nicht 90 Minuten. Und wer will das Kind schon mitten in einer spannenden Geschichte unterbrechen? Ausnahmen sollten die Regel also bestätigen – aber bitte nicht zu oft. Häufig sind Serien für ganz kleine Zuschauer ohnehin in viele kurze Episoden unterteilt. Man kann also gut drei, vier dieser Geschichten zulassen und dann abbrechen und das Kind wieder anders beschäftigen. 

Hinzu kommt, dass das Fernsehen nicht mehr so isoliert betrachtet werden kann wie früher. Auch an Computer, Handys und Tablets werden Medien konsumiert. Die Zeit, die an irgend einem Bildschirm verbracht wird, weitet sich immer weiter aus. Bei der Frage, wie lange Ihr Kind fernsehen darf, sollten Sie deshalb auch berücksichtigen, wie lange es bereits mit anderen digitalen Geräten beschäftigt war

Kinder unter zwei Jahren sollten überhaupt kein Fernsehen schauen. Ausserdem sollten sich Eltern an die Altersempfehlungen halten, die in der Regel angegeben sind. Manche Szenen, die sich grössere Geschwister ohne Probleme anschauen können, weil sie wissen, dass das alles nicht echt ist, sind für 4-Jährige dagegen ein Albtraum. Da die Altersangaben aber nicht immer über jeden Zweifel erhaben sind, ist es sinnvoll, wenn Sie als Eltern erst einmal selber schauen, welche Kost dem Kind da serviert wird. 

Fernsehentzug ist kein Erziehungsmittel


Im Alltag wird das Fernsehen leider allzu oft als erzieherisches Mittel eingesetzt, beispielsweise um zu erwirken, dass kleine Aufgaben, zu denen das Kind eigentlich verpflichtet ist, durchzusetzen (Aufräumen, Zähne putzen etc.). Mit solch einem „Lohn“ ist es in der Regel leicht, einen erzieherischen Erfolg zu verbuchen, doch Experten raten davon ab. Dies, weil durch ein allfälliges Fernsehverbot dem Fernseher in der Gefühlswelt von Kindern ein hoher Stellenwert eingeräumt wird. Durch den "Entzug" (weil das Zimmer immer noch nicht aufgeräumt ist) wird der „Sucht“ nach TV Vorschub geleistet. Deshalb, auch wenn es schwerfällt: Keine Belohnung mit dem TV, keine Strafe mit dem TV!

Essen vor dem Bildschirm?


Ein anderer heikler Punkt bei der ganzen Fragestellung ist: Darf vor dem TV-Gerät gegessen werden? Denn seien Sie ehrlich, auch Sie werden sich bestimmt schon mal mit einem Sack Chips, einer Brotschnitte oder zumindest mit einer Tasse Kaffee vor den Fernseher gesetzt haben. Aber: Essen sollte in jedem Fall etwas Kommunikatives sein. Man sollte Kindern angewöhnen, dass am Tisch zusammen mit der Familie gegessen wird. Nur dann essen sie bewusst und stopfen nicht irgendwas in sich rein.

Essen vor dem Fernseher macht schnell süchtig. Nach den Mahlzeiten folgen plötzlich die Chips und andere Kalorienbomben. Sie tun Ihrem Kind also nichts Gutes, wenn Sie es vor dem Fernseher essen lassen – auch wenn die eine oder andere Ausnahme in den besten Familien vorkommt.

Ein eigenes Gerät im Kinderzimmer?


Ein noch grösseres Tabu als das Essen vor dem Bildschirm sollte der eigene Fernseher oder Computer im Kinderzimmer sein. Obwohl auch das manchmal ganz schön praktisch sein könnte: Sie hätten Ruhe und könnten sich mal so richtig entspannen und müssten die nervige Geräuschwelt eines Trickfilms nicht ertragen. Aber auch da raten Familien-Experten: Kein eigenes Gerät im Kinderzimmer. Denn schnell kann so der Medienkonsum unkontrolliert werden und zum Langeweile-Killer bei jeder Kleinigkeit mutieren.

Seien Sie ausserdem ein gutes Vorbild. Ihr eigenes Medienverhalten hat einen enormen Einfluss auf jenes der Kinder. Nur noch kurz die Mails checken, nur noch schnell ein Video schauen. Dieses Medienverhalten färbt sich schnell auf das Familienleben ab. Empfehlenswert für alle Familienmitglieder sind deshalb "bildschirmfreie" Tage. Solche Zeiten ohne Fernsehen, Computer oder Tablet lassen Kinder und Erwachsene spüren, welchen Stellenwert die Bildschirmgeräte in ihrem Leben eingenommen haben.

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