Wie Babys alleine einschlafen
Wie und ab wann lernt ein Baby, alleine einzuschlafen? Grundsätzliches zum Thema Einschlafen und ein paar Tipps und Tricks für entspannte Abende.
Es gibt Babys, die friedlich ins Land der Träume entschwinden, sobald Sie in Ihrem Bettchen liegen. Den meisten Kindern fällt das Einschlafen jedoch nicht so leicht.
Der richtige Zeitpunkt für das selbstständige Einschlafen
Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht. Ab wann ein Kind alleine einschlafen kann, ist sehr unterschiedlich. Manche sind schon im Alter von fünf Monaten bereit dazu, andere brauchen noch im Kleinkindalter viel Begleitung, wieder andere sind phasenweise sehr selbstständig und dann doch wieder auf sehr viel Nähe angewiesen. Gelingt es Ihrem neunmonatigen Baby noch nicht, selbstständig einzuschlafen, bedeutet dies also nicht, dass Sie etwas falsch machen.
Warum soll Ihr Baby alleine einschlafen?
Gemeinsam den Tag abzuschliessen und das Kind in den Schlaf zu begleiten ist etwas sehr Schönes – früher oder später wünschen sich aber wohl alle Eltern, ihr Kind möge lernen, alleine einzuschlafen. Aber müssen Sie darauf warten, bis Ihr Kind soweit ist? Ja und Nein.
Ja, wenn alle Familienmitglieder mit der Situation zufrieden sind, wenn Sie trotz Einschlafbegleitung noch den Feierabend geniessen können und alle ihren Schlaf bekommen. Kritikern können Sie ganz gelassen entgegenhalten, was Remo Largo in seinem Bestseller "Babyjahre" schreibt: "Die Schlafsituation ist dann richtig, wenn Kind und Eltern entspannt schlafen können."
Nein, wenn Sie Abend für Abend übermüdet und genervt am Kinderbettchen sitzen, wenn Ihre Partnerschaft unter dem endlosen Einschlafritual leidet, Geschwister zu kurz kommen und an erholsame Nächte nicht mehr zu denken ist, weil Ihr Kind auch nachts nie ohne Hilfe zurück in den Schlaf findet.
Bevor Sie also das "Einschlafproblem" angehen, sollten Sie sich einige Fragen stellen. Warum ist es uns wichtig, dass unser Kind alleine einschlafen kann? Ist das Zubettbringen nur noch mit Stress verbunden? Oder machen wir uns Sorgen, dass unser Kind nie selbständig wird, wenn es das jetzt nicht endlich lernt? Was muss sich für uns möglichst bald ändern und womit können wir gut noch eine Weile länger klarkommen? Ihre Antworten auf diese Fragen geben die Richtung vor, in der Sie weitergehen.
Wie schläft Ihr Baby?
Zwar verändert sich das Schlafverhalten im Laufe der Monate und Jahre immer wieder, gewisse Grundbedürfnisse jedoch sind angeboren. Ob ein Baby viel oder wenig Schlaf braucht und ob es eher ein Morgen- oder ein Abendmensch ist, lässt sich nicht ändern. Soll sich Ihr Kind an einen neuen Schlafrhythmus gewöhnen, ist es daher wichtig, dass Sie diese Gegebenheiten in Ihre Überlegungen mit einbeziehen.
Führen Sie während zwei Wochen ein Schlafprotokoll. Anhand dieser Aufzeichnungen sehen Sie, wie viel Schlaf Ihr Kind braucht, zu welchen Zeiten es besonders gut schläft und wann es am meisten Mühe hat, zur Ruhe zu kommen. Zeigt sich zum Beispiel, dass Ihr Baby am Abend jeweils noch lange fit ist, können Sie es konsequent morgens früher wecken, damit es abends eher bereit ist, schlafen zu gehen.
Das Baby braucht Geborgenheit zum Einschlafen
Kinder brauchen Geborgenheit; dies gilt ganz besonders beim Ein- und Durchschlafen. Nicht für jedes Kind ist das eigene Zimmer der Ort, wo es sich nachts sicher und geborgen fühlt – zumindest nicht in den ersten Monaten oder Jahren. Soll Ihr Kind selbständig einschlafen, gilt es daher herauszufinden, wo sein Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit am besten gestillt ist. Vielleicht im Babybett, das Sie ins Elternzimmer zügeln oder in einer Hängematte, in der es sanft in den Schlaf gewiegt wird. Vielleicht auch im Familienbett, im gemeinsamen Zimmer mit den Geschwistern, oder zwar im eigenen Zimmer, aber mit Nachtlicht, Kuscheltier und einer Tür, die offen bleibt. Solche Anpassungen können schon einiges zur Verbesserung der Situation beitragen.
Wenn Sie dabei einige Vorstellungen über Bord werfen müssen und sich auf die Situation einlassen, werden auch Sie besser schlafen. Die Rahmenbedingungen, die den Bedürfnissen möglichst aller Familienmitglieder gerecht werden, sind vielleicht nicht diejenigen, die Sie sich wünschen. Aber sie sorgen dafür, dass Ihr Baby gut einschlafen kann und entspannen damit die ganze Familie.
So unterstützen Sie Ihr Baby beim selbständigen Einschlafen
So können Sie Ihr Kind dabei unterstützen, alleine in den Schlaf zu finden:
Bringen Sie Ihr Kind zu Bett, wenn es zwar noch wach ist, aber deutliche Anzeichen von Müdigkeit zeigt (Gähnen, in den Augen reiben, am Ohr kratzen, Quengeln). Ist es noch zu wach, wird es nicht im Bett bleiben wollen, zögern Sie den Einschlafzeitpunkt zu lange hinaus, wird es wieder hellwach und braucht unter Umständen eine bis zwei Stunden, bis es wieder bettreif ist.
Im Bett liegend können Sie Ihrem Kind mit leisem Summen oder Singen und lockerem Körperkontakt (Streicheln, Händchen halten) vermitteln, dass Mama oder Papa noch da sind. Es bekommt so die Sicherheit, die es braucht, um ruhig einschlafen zu können. Auch wiederholtes Streicheln oder sehr leichte Berührungen machen Babys schläfrig. Nach und nach wird der Sicherheitsradius erweitert, bis gar kein Körperkontakt mehr besteht. Sitzen Sie still neben dem Bett, jeden Abend ein Stückchen weiter in Richtung Tür.
Räumen Sie genügend Zeit für das Abendritual ein. Nicht nur Ihrem Kind, sondern auch Ihnen tut es gut, ruhig zu werden und die Hektik des Tages hinter sich zu lassen. Wenn Sie gestresst sind und die Sache möglichst schnell hinter sich bringen wollen, überträgt sich diese Stimmung auf Ihr Kind und das Einschlafen dauert noch länger als sonst.
Gehen Sie nicht zu früh aus dem Zimmer. Wenn das Baby noch nicht bereit dazu ist, alleine gelassen zu werden, wird es wieder richtig munter und das Einschlafritual beginnt von vorne.
Mit einem Nuscheli oder Kuscheltier kann ein Kind die Trennung von Mama oder Papa besser ertragen. Es spendet Trost und ist eine Art Körperkontakt. Auch ein getragenes Kleidungsstück der Mama im Bettchen kann helfen. Schläft Ihr Kind mit einem Nuggi, legen Sie mehrere ins Bettchen, damit immer einer zur Stelle ist, wenn es ihn sucht. Im Handel gibt es auch spezielle Einschlaftiere für die ersten Monate. Sie spielen den Herzschlag und die Geräusche aus dem Mutterleib naturgetreu vor oder aber ein beruhigendes Schlaflied. Besonders praktisch: Die Einschlaftiere sind mit einem Geräuschsensor ausgestattet und schalten sich automatisch für etwa fünf Minuten ein, wenn Ihr Baby unruhig wird und weint.
Sofern alle Bedürfnisse Ihres Kindes gestillt sind, ist es vollkommen in Ordnung, dass es mal quengelt, weil ihm eine angestrebte Veränderung nicht auf Anhieb zusagt. Es schreien zu lassen, bis es irgendwann erschöpft und resigniert einschläft, ist jedoch niemals eine gute Idee. Ihr Kind sollte Einschlafen nicht als etwas Bedrohliches erleben und es sollte jederzeit die Gewissheit haben, dass Sie da sind, wenn es Sie braucht.
Verzichten Sie bei der Einschlafbegleitung auf Handy und Tablet. Diese Geräte senden blaues Licht aus, und das verzögert die Ausschüttung des müde machenden Melatonins.
Wenn Ihr Baby Schwierigkeiten hat, allein einzuschlafen
Grundsätzlich gilt: Veränderungen brauchen Zeit und Konsequenz. Es reicht nicht, etwas nur ein- oder zweimal auszuprobieren und dann wieder etwas Neues zu testen, weil sich noch nichts verändert hat. Soll sich Ihr Kind zum Beispiel an einen neuen Schlafrhythmus gewöhnen, dauert es rund zwei Wochen, bis sich dieser eingespielt hat. Haben Sie eine Massnahme gefunden, die Sie überzeugt, bleiben Sie 14 Tage lang konsequent dabei und ziehen Sie dann Bilanz. Hat sich etwas zum Positiven verändert, behalten Sie die Veränderung bei, besteht das Problem weiterhin, suchen Sie nach einer neuen Lösungsmöglichkeit, die Sie wiederum konsequent umsetzen.
Woran Sie ausserdem denken können, wenn sich die Einschlafproblematik mit Ihrem Kind zuspitzt:
Das Geschehen am Tag beeinflusst, wie die Nacht wird. Den ganzen Tag über war viel los, Ihr Baby ist völlig geschafft von dem Trubel - und kann dann doch nicht einschlafen. Dies ist absolut verständlich, wenn man bedenkt, wie viele Eindrücke es zu verarbeiten hat. In den Ohren von Erwachsenen mag es furchtbar eintönig klingen, aber ein verlässlicher Tagesrhythmus und ein stets gleiches Abendritual tragen viel dazu bei, dass ein Kind abends bereitwillig schlafen geht. Die immer gleichen Abläufe vermitteln ihm Sicherheit, es kann sich darauf verlassen, dass es die Dinge noch gleich vorfinden wird, wenn es wieder erwacht. Wichtig ist auch, dass das Kind tagsüber immer wieder die Gelegenheit hat, sein Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit zu stillen, damit es nicht alles nachts nachholen muss.
Vielleicht ist gar nicht das Einschlafen das Problem: Falls Sie ein Schlafprotokoll geführt haben, lohnt es sich, dieses ganz genau anzuschauen. Möglicherweise zeigt sich dann nämlich, dass Sie gar nicht beim Einschlafen ansetzen müssen, um die Situation zu ändern. Kommt Ihr Kind abends immer erst sehr spät zur Ruhe oder ist es oft mitten in der Nacht hellwach, kann dies darauf hindeuten, dass es tagsüber zu lange schläft. In diesem Fall probieren Sie besser, den Mittagsschlaf abzukürzen, ehe Sie nach Wegen suchen, wie das Kind lernt, abends alleine einzuschlafen. Vielleicht schläft Ihr Kind auch immer weit bis in den Morgen hinein und ist abends erst sehr spät bettreif. Wecken Sie es in diesem Fall über zwei Wochen hinweg jeden Tag ein wenig früher, um den Schlafrhythmus schrittweise sanft anzupassen. Vielfach wirken sich solche Veränderungen positiv auf das Einschlafen am Abend aus.