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                              CatSper – Faktor für die männliche Unfruchtbarkeit

                              Eine genetische Abweichung beim Mann kann dafür verantwortlich sein, dass Spermien die Eihülle nicht durchbohren können. Dadurch ist eine Befruchtung der Eizelle unmöglich.

                              Spermium
                              ©
                              GettyImages

                              Rund ein Drittel aller Paare mit Kinderwunsch haben Probleme, schwanger zu werden. Die Ursachen sind vielfältig und noch längst nicht alle bekannt. Die Studienlage bei männlicher Unfruchtbarkeit ist lückenhaft. Eine Forschergruppe aus Münster hat einen Faktor für die männliche Unfruchtbarkeit entschlüsselt.

                              Zeugungsprobleme trotz unauffälligem Spermiogramm


                              Bei einem Drittel der Männer, die medizinisch als unfruchtbar diagnostiziert wurden, kann die Spermien-Untersuchung nicht erklären, was die genaue Ursache dafür ist. Die mikroskopische Samenanalyse sieht oftmals unauffällig und normal aus. Die Spermien schwimmen gut und sind in ausreichender Menge vorhanden. Nichts deutet auf ein medizinisches Problem hin. 

                              Trotzdem liegt eine Zeugungsunfähigkeit vor. Weil alles unter dem Mikroskop normal aussieht, kann den Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch keine passende Therapie angeboten werden.

                              Ein Forschungsteam der Universität Münster hat die Ursache dafür entdeckt. Ein defekter Ionenkanal konnte identifiziert werden, genannt CatSper, der den Kalziumhaushalt des Spermiums regelt.

                              Spermien und der CatSper-Ionenkanal


                              Spermien haben mehrere dieser sogenannten Ionenkanäle. Die Zusammenarbeit ist notwendig, damit sich Samenzellen im weiblichen Körper bis zur Eizelle hinbewegen können. Die Spermien erhalten den nötigen Schwung, um voranzukommen. Dies geschieht, indem diese Kanäle sowohl elektrische Erregung als auch den Ionenhaushalt der Spermien und damit deren Antrieb steuern. Dieser Kanal heisst CatSper. Er schaltet sozusagen den Turbo ein, damit die letzte Hürde auf dem Weg in die Eizelle überwunden wird. 

                              Funktioniert dieser Kanal nicht, können sich Spermien nicht durch die schützende Hülle der Eizelle hindurchbohren. Sie bleiben in der Eihülle bildlich gesehen stecken. Das Durchbohren der Eihülle wäre aber der letzte und auch absolut notwendige Schritt, damit die Eizelle befruchtet wird. Eine Schwangerschaft ist ohne nicht möglich.

                              Ursache: Ein Stück DNA fehlt


                              Die Forschungsgruppe konnte feststellen, dass ein Stück DNA im Erbgut der Männer fehlt. Dieses Gen wird gar nicht gebildet, dementsprechend funktioniert der Kanal nicht. Da es sich um eine genetische Abweichung handelt, ist eine Reparatur nicht ohne weiteres möglich. Die Spermienfunktion lässt sich in einem solchen Fall nicht wiederherstellen.

                              Kinderwunschbehandlung könnte angepasst werden


                              Bei Paaren mit dieser genetischen Besonderheit gibt es nur einen Ausweg, um sich den Wunsch eines leiblichen Kindes zu ermöglichen: die sogenannte ICSI-Methode, mit der die Spermien im Reagenzglas direkt in die Eizelle gespritzt werden. Üblicherweise ist dies in Kinderwunschzentren nicht die Methode, die als erstes versucht wird. Deshalb durchlaufen Paare, bei denen kein eindeutiger Hinweis vorliegt, worin die männliche Unfruchtbarkeit begründet ist, viele Kinderwunschbehandlungen, die aber alle erfolglos sind.

                              Sowohl die Insemination, bei der die Spermien in die Gebärmutter gebracht werden, als auch die sogenannte In-vitro-Fertilisation, bei der Ei- und Samenzelle in einem Reagenzglas zusammengebracht werden, sind bei einem defekten CatSper-Kanal vergeblich. Mit diesen gewonnenen Erkenntnissen können nicht nur die Ursache für die männliche Unfruchtbarkeit erkannt, sondern auch die Kinderwunschbehandlung angepasst werden.

                              So profitieren auch die Frauen selbst. Sie müssen sich nicht unnötigen Hormonbehandlungen unterziehen und Stimulationen und Eizellentnahmen können erspart werden. 

                              Labortest zur Überprüfung der Funktion des CatSper-Kanals 


                              Ein Labortest wurde bereit zertifiziert. Die Anwendung ist so einfach wie ein Covid-Antigen-Schnelltest. Er steht den Kinderwunschzentren bereits zur Verfügung.

                              Damit sind nicht alle Rätsel der männlichen Unfruchtbarkeit gelöst. Der CatSper-Kanal ist nicht die einzige Ursache, deshalb forschen Wissenschaftler in Münster weiter an diesem Thema.

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                              Letzte Aktualisierung: 22.04.2024, AS