Die eigenen Kräfte einteilen
Kein Zweifel, wer Mehrlinge grosszieht, ist in den ersten Monaten rund um die Uhr gefordert und so schön es auch ist, zwei oder mehr kleine Menschen durchs Leben zu begleiten, es wird immer mal Tage geben, an denen Sie an Ihre Grenzen stossen. Wir haben Zwillings- und Drillingsmütter gefragt, wie es ihnen gelungen ist, die eigenen Kräfte zu schonen.
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Erfahrungsberichte von Zwillingseltern
Interview mit Elian Zürcher: Gut vorbereitet auf den Alltag mit Mehrlingen.
Als Eltern ein Team sein
Der Partner, der nach der Arbeit nach Hause kommt und mit anpackt, ist im Leben mit Mehrlingen Gold wert, sei es beim Füttern, beim Wickeln oder in der Hausarbeit. Klare Absprachen, wer was macht, aber auch klare Abmachungen, wer wann eine Pause einlegt, sind nötig, damit das Paar als gutes Team funktionieren kann.
Dem Perfektionismus abschwören
Je früher man lernt, auch mal Fünf gerade sein zu lassen, desto besser. Es werden wieder Zeiten kommen, in denen es einfacher ist, alles schön geordnet und sauber zu haben, doch solange man alle Hände voll zu tun hat damit, mehrere Babys zu umsorgen, wird man bei der Perfektion Abstriche machen müssen.
Die Sache mit den Auszeiten
Der Wunsch, mal ein paar Tage wegzufahren und sich zu entspannen, mag gross sein, doch wo zwei oder mehr Kinder den Alltag bestimmen, gibt es so viel Unvorhersehbares, dass es oft beim Träumen bleibt. Einfach auf Verschnaufpausen zu verzichten und durchzubeissen, bis die Kinder grösser sind, ist für viele Eltern aber auch nicht die Lösung. Einige behelfen sich damit, dass sie die Kinder regelmässig eine Nacht bei Grosseltern oder Gotti übernachten lassen, damit sie sich zu Hause ein wenig ausruhen können. Eine andere Möglichkeit ist es, dass die Betreuung ins Haus kommt, damit die Eltern mal weg können. So bleiben die Kinder in ihrer vertrauten Umgebung und der Aufwand, für zwei oder drei Kinder alles zu packen entfällt. Manche Eltern schätzen es, hin und wieder mal Ferien mit Kinderbetreuung zu machen, um sich zu erholen. Tipps, wie Sie auch mit schmalem Budget Ferien machen können, finden Sie im Artikel "Das Familienbudget entlasten".
Hilfsangebote annehmen
Die meisten Mehrlingseltern machen die Erfahrung, dass Verwandte und Freunde noch so gerne dazu bereit sind, im Alltag tatkräftige Unterstützung zu bieten. Nicht jedem fällt es aber leicht, diese Hilfe auch anzunehmen. Vielleicht geht es besser, wenn Sie sich zur Geburt der Babys diese Hilfe schenken lassen, zum Beispiel mit einer Doodle-Umfrage, in der Verwandte und Freunde sich eintragen können, um Essen zu kochen, etwas mit einem grösseren Geschwister zu unternehmen oder die Wäsche zu falten. So ist es auch einfacher, sich klar abzugrenzen, denn auch wer froh ist um Hilfe, möchte nicht unbedingt jeden Lebensbereich mit der helfenden Person teilen.
Grenzen setzen und klar kommunizieren
Sind die Babys erst mal da, möchten natürlich alle sie sehen. Haben Sie den Mut, selber zu bestimmen, wann Besuche erwünscht sind und wann nicht. Niemand wird es Ihnen übel nehmen, wenn Sie Gäste darum bitten, den Kuchen selber mitzubringen, falls sie zum Zvieri kommen möchten. Und gute Freunde darf man auch mal darum bitten, kurz zu den Babys zu schauen, damit Mama sich eine halbe Stunde hinlegen kann.
Nächte abgeben
Schlafmangel gehört wohl zu den grössten Herausforderungen im Leben mit Mehrlingen. Falls es sich einrichten lässt, ist es darum sehr entlastend für die Eltern, wenn eine vertraute, zuverlässige Person einmal pro Woche eine Nachtschicht übernimmt. So können die Eltern schlafen, währenddem die "Nachtwache" den Schoppen gibt oder die Babys zum Stillen bringt. Natürlich bedeutet dies auch, für ein paar Stunden die Verantwortung abzugeben, was nicht jeder Mutter gleich leicht fällt.
Schlafen, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet
In keiner Frage waren sich die Mehrlingseltern, mit denen wir uns unterhalten haben, so einig wie in dieser: Wann immer sich die Gelegenheit bietet, ein Nickerchen zu machen, sollte man sie nutzen. Die Hausarbeit läuft nicht davon und auch die meisten anderen Dinge können warten, dass Mama und Papa verpassten Schlaf nachholen können, hat also oberste Priorität.
Sich auf das Wesentliche konzentrieren
Das Wesentliche, das sind zuerst mal die Babys, die voll und ganz auf ihre Eltern angewiesen sind. Das Wesentliche ist aber auch Ihre eigene Gesundheit, denn wenn Ihre Kräfte aufgebraucht sind, leidet die ganze Familie. Geben Sie andere Aufgaben an die Menschen ab, die Ihnen Hilfe angeboten haben und lassen Sie sich die Einkäufe ins Haus liefern.
Spitex, Haushalthilfe und Praktikantin
Fragen Sie vor der Geburt bei Ihrer Krankenkasse nach, welche Spitex-Leistungen übernommen werden, denn es ist sehr entlastend, wenn sich jemand in den ersten Wochen um den Haushalt kümmern kann. Zwar haben nicht alle Mehrlingseltern die Unterstützung der Spitex als hilfreich empfunden, da die Einsatzdauer meistens auf wenige Stunden pro Woche beschränkt ist und da nicht immer die gleiche Person im Einsatz war. Positive Erfahrung machen viele Mehrlingseltern mit dem Einstellen einer Praktikantin, die den Eltern im Alltag zur Hand geht. Hier sollten Sie allerdings beachten, dass nicht jede Schulabgängerin gleich geeignet ist, in einem Haushalt mit Mehrlingen echte Unterstützung zu bieten. Was Sie bei der Anstellung von Praktikantinnen und Au-Pairs sonst noch berücksichtigen sollten, können Sie hier nachlesen.
Vernetzung mit anderen Mehrlingseltern
Eine andere Mehrlingsmutter hat vielleicht genau den Tipp, den Sie brauchen, um sich den Alltag zu erleichtern. Manchmal ergibt sich durch solche Kontakte auch die Gelegenheit, Kleider von etwas grösseren Mehrlingen zu übernehmen und sich so den Weg zur Kleiderbörse oder ins Einkaufszentrum zu sparen. Und die Möglichkeit, mal jemandem das Herz auszuschütten, der weiss, was es heisst, mehrere gleichaltrige Babys aufzuziehen, ist Gold wert. Adressen finden Sie unter www.mehrlingsverein.ch.