Die sexuelle Lust nach der Geburt: Das müssen Väter wissen

Ganz so spontan wie früher klappt es mit dem Sex meist nicht mehr, wenn das Baby da ist. Aber mit etwas Geduld und viel Einfühlsamkeit wird das Liebesleben wieder so erfüllend wie zuvor.

Liebespaar im Bett
©
GettyImages

In den ersten Wochen nach der Geburt steht Sex wohl für Sie beide nicht zuoberst auf der Prioritätenliste. Die vielen Veränderungen durch die Ankunft des Babys und die lange Abstinenz können auch zu gewissen "Anlaufschwierigkeiten" führen. Geben Sie sich und Ihrer Partnerin Zeit, um nach und nach die Lust wieder zu entdecken.

Verändertes Körpergefühl


Die Geburt ist eines der intensivsten körperlichen Erlebnisse überhaupt. Davon muss sich eine Frau erst einmal erholen - und das dauert seine Zeit. Denn zunächst gibt es da so einiges, was dem Körper zusetzt: Nachwehen, Wochenfluss, Milcheinschuss, schmerzende Geburtsverletzungen und eine bleierne Müdigkeit, die durch den Schlafmangel der ersten Wochen noch verstärkt wird. Sex? Im Moment lieber nicht. In ein paar Monaten dann vielleicht, wenn sich der Körper wieder besser anfühlt ...

Bei vielen Frauen sind jedoch nicht alleine die unmittelbaren Folgen der Geburt dafür verantwortlich, dass sie sich zunächst in ihrem Körper nicht mehr ganz zu Hause fühlen. Eine Schwangerschaft hinterlässt ihre Spuren und nicht immer fällt es leicht, das neue Spiegelbild anzunehmen und dessen Schönheit zu erkennen. Erst recht nicht, wenn frau in den sozialen Medien täglich präsentiert bekommt, wie eine frischgebackene Mutter auszusehen hat. Wie viel die Bildbearbeitung bei den dort präsentierten perfekten Fotos nachgeholfen hat, geht leicht vergessen, wenn die Lieblingshose auch sechs Monate nach der Geburt noch nicht passen will. So manche Frau fühlt sich deshalb alles andere als schön und begehrenswert - obschon es vollkommen in Ordnung ist, dass man ihrem Körper ansieht, was er Grossartiges vollbracht hat. 

Die Erkenntnis, was der Körper während der Schwangerschaft und unter der Geburt zu leisten vermag, kann sich aber auch positiv auf die Sexualität auswirken. Bei vielen Frauen erwacht dadurch ein neues Selbstbewusstsein. Sie haben sich auf eine ganz neue Weise kennengelernt und können viel besser sagen, was ihnen gefällt und was nicht. Dadurch wächst oft auch die Bereitschaft, im Bett Neues auszuprobieren. 

Manche Paare müssen jedoch noch eine weitere Hürde auf dem Weg zurück zu einer erfüllten Sexualität überwinden: Durch den engen und intensiven Körperkontakt mit dem Kind ist für viele Frauen das Bedürfnis nach körperlicher Nähe erst einmal gestillt. Umarmungen, Zärtlichkeiten und erste sexuelle Annäherungsversuche durch den Partner sind da des Guten zu viel. An körperliche Nähe mag Ihre Partnerin vielleicht erst wieder denken, wenn das Baby nicht mehr rund um die Uhr bei ihr sein will, sondern auch mal ein paar Stunden in seinem Bettchen schlafen kann. 

Auch Männer müssen die Geburt verarbeiten


Zu erleben, wie ihre Partnerin ein Kind zur Welt bringt, ist auch für Männer ein beeindruckendes und einschneidendes Erlebnis. Die Körperregionen, die bislang vor allem im Zusammenhang mit der sexuellen Erregung eine Rolle gespielt hatten, haben nun die Aufgabe, ein Baby zu gebären und es zu ernähren. Gut möglich, dass Sie Ihre Eindrücke verarbeiten müssen, bevor Sie wieder an Sex denken mögen. Mit der Zeit verblassen die Bilder aus dem Gebärsaal jedoch und die Lust kehr zurück. 

Manche Männer müssen sich auch erst einmal daran gewöhnen, dass sie jetzt nicht mehr die erste Geige im Leben ihrer Partnerin spielen. Weil die Bedürfnisse eines Säuglings nicht bis später warten können, fühlen sie sich zurückgewiesen und empfinden vielleicht sogar Eifersucht auf das Kind. 

Bei allem Verständnis dafür, dass Sie Ihre Liebespartnerin vermissen und manchmal wieder ganz für sich haben möchten: Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um sich bei Ihrer Partnerin über mangelnde Zuwendung zu beschweren. Tauschen Sie sich lieber mit einem Freund, der ebenfalls Vater ist, über Ihre Empfindungen aus. Und kümmern Sie sich liebevoll um Ihre Partnerin und das Baby. So kann allmählich wieder eine neue Vertrautheit zwischen Ihnen entstehen. 

Wie finden wir wieder zueinander?


Machen Sie sich und Ihrer Partnerin keinen Druck, dass Sie möglichst bald Sex haben müssen. Um einander körperlich wieder näher zu kommen, sind vielleicht erst einmal entspannende Massagen und Kuscheln angesagt. Durch die kleinen Zärtlichkeiten im Alltag erwacht nach und nach auch das sexuelle Verlangen. 

Eine solche allmähliche Annäherung bietet Ihnen beiden die Gelegenheit, ganz neu zu entdecken, was sich gut anfühlt und einander zu erzählen, was Sie sich wünschen. Es kann deshalb durchaus reizvoll sein, die sexuelle Durststrecke nicht Knall auf Fall zu beenden, sondern schrittweise zurück ins Liebesleben zu finden. Möglicherweise entdecken Sie dabei sogar neue Spielarten der Sexualität. Damit dies jedoch für Ihre Partnerin nicht zu einer schmerzhaften Angelegenheit wird, sollten Sie in den ersten Wochen nach der Geburt ein Gleitmittel verwenden, um der vorübergehenden Scheidentrockenheit entgegenzuwirken.

Nicht immer läuft die Annäherung nach der Geburt so automatisch und reibungslos ab. Während bei Ihnen das Bedürfnis nach Sex bereits wieder erwacht ist, mag Ihre Partnerin vielleicht noch nicht daran denken - oder umgekehrt. Versuchen Sie, miteinander über Ihre unterschiedlichen Empfindungen zu reden und besprechen Sie, wie Sie zu einem Weg finden können, der Ihnen beiden entspricht. 

Vielleicht fällt es Ihnen auch schwer, sich zu entspannen, wenn das Baby neben Ihnen in seinem Bettchen liegt. Damit Sie sich ungestört fühlen, müssen Sie möglicherweise ab und zu das Elternschlafzimmer verlassen - was Ihnen zugleich die Möglichkeit bietet, etwas Neues auszuprobieren. Und weil die Abstände zwischen den Mahlzeiten Ihres Babys in den ersten Monaten noch sehr kurz sind, müssen Sie sich vermutlich hin und wieder mit einer schnellen Nummer zufriedengeben. 

Verhütung in der Stillzeit


Bevor Sie wieder Geschlechtsverkehr haben, sollten Sie unbedingt besprechen, wie Sie verhüten wollen. Der erste Eisprung kann nämlich unter Umständen bereits drei Wochen nach der Geburt erfolgen - und zwar, bevor Ihre Partnerin eine Menstruation hatte. Sie können sich aktuell also nicht darauf verlassen, dass die Mens zuverlässig anzeigt, ab wann eine erneute Schwangerschaft möglich ist. 

Stillen bietet zwar einen gewissen Schutz vor einer zu kurzen Schwangerschaftsfolge, ist aber längst nicht so sicher wie eine moderne Verhütungsmethode. Barrierenmethoden oder die Minipille eignen sich, um in der Stillzeit zuverlässig zu verhüten. Falls die Familienplanung bei Ihnen abgeschlossen ist, ist auch eine Vasektomie eine Option. Sie sollten sich Ihrer Sache jedoch absolut sicher sein, bevor Sie sich zu diesem Schritt entschliessen. 

Was, wenn die Lust auf Sex dauerhaft ausbleibt?


Manche Paare tun sich sehr schwer damit, die sexuelle Durststrecke nach der Geburt zu beenden und zu einem neuen Miteinander zu finden. Jeder Versuch, über das Thema zu reden, endet im Streit und irgendwann bricht das Gespräch ganz ab. Das Kind ist immer irgendwie dazwischen, wenn Sie mal etwas Zeit und Musse füreinander hätten und jeder kleinste Annäherungsversuch wird abgeblockt. Da solche Probleme oft eine tiefere Ursache haben und die Fronten irgendwann komplett verhärtet sind, lassen sie sich meist nur mithilfe einer Paarberatung lösen

Letzte Aktualisierung: 08.05.2024, TV